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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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gemeinsam demolierten und malträtierten sie, was ihnen vor die Fäuste kam.
    Denn Schatten fielen, aber sie starben nicht.
    Irgendwann sackte Trilith Okt in einem Winkel des Schiffs zu Boden, presste die Beine an die Brust und lag einfach nur noch da, zusammengekrümmt wie ein Embryo, ein Kind der Willkür, hilflos und zerschunden, während Instandsetzungs- und Reinigungsrobots ausschwärmten, um die Spur des Zorns zu tilgen.

 
Alles halb so schlimm
Atlan; Gegenwart
     
    Die Kabine der Pilotin war in einen Schlaf- und in einen Wohnbereich unterteilt. Eine Nasszelle hatten die Ingenieure des Frachters zwar nicht vergessen, aber wohl beinahe – das winzige Hygieneabteil wirkte, als habe man es erst in letzter Sekunde in eine Falte zwischen Pilotenkanzel und Aufenthaltsräume gequetscht. Über allem lag der leicht muffige Geruch eines Menschen, der zuviel alleine lebte und zu wenig Gründe sah, sich einer Körperpflege zu befleißigen.
    Der Roboter hatte die Plattform mit der Geheimdienstchefin in der Mitte des Raumes geparkt. Während sich Patty draußen im Gang mit Archotiques Hilfe aus dem Raumanzug schälte, führte ich Musek zu einem Sessel. Trilith lehnte an der Wand, ein Knie lässig angezogen, den Fuß an die senkrechte Fläche gestützt. Sie schnupperte und rümpfte die Nase. Ihr deutlich ausgeprägter Kehlkopf tanzte auf und nieder. Das wie ein Adamsapfel geformte Knorpelgebilde machte den Eindruck, als besäße es ein Eigenleben; es verriet eine Unruhe, die der äußerlich zur Schau gestellten Gelassenheit der jungen Frau den Boden entzog. Die eine Hand der Psi-Kämpferin ruhte auf dem Griff ihres Messers, die andere kratzte den an die Wand gestemmten Unterschenkel unmittelbar über dem Stiefelsaum. »Also schön – und was jetzt?« Sie sprach bewusst mich alleine an, ignorierte die verletzen Rudyner, erst recht die neugierig hereinsehende Müllfrachterpilotin.
    Archotique schleppte die schwere und unförmige Raummontur fort.
    Ich blickte mich in dem einigermaßen aufgeräumten Quartier um. Auf einem Tisch standen unbenutzte Gläser und eine Plastikflasche mit Synthofruchtsaft. Zwei Fliegen krabbelten daran herum. Daneben erblickte ich ein Brettspiel, das mich entfernt an das altterranische Backgammon erinnerte, die grauen und blauen Spielsteine aufgestellt zur nächsten Partie.
    Neben einer weiteren Sitzgelegenheit, einem gestreckten, zweischenkligen Eckpolster aus grauem Durplexlederimitat, wies die Kabine auch eine Nische auf, in der eine fest eingelassene Kunststoffplatte einen Schreibtischersatz bildete. Über dem engen, kaum einen Meter breiten Arbeitsplatz füllte ein Bildschirm die Wandfläche aus. Die Platte enthielt einen Zugang zur Schiffspositronik und stellte wohl auch Pattys Version einer Werkbank dar: Zerlegte elektronische Bauteile bildeten mit einem Sammelsurium aller möglichen Werkzeuge ein Stillleben der besonderen Art. Unter der Platte zog ich das hervor, was ich brauchte: Einen Plastikeimer mit allerlei Abfällen.
    Es war die abermalige Bestätigung der goldenen Regel: Auf jedem Raumschiff gab es – neben einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Gulmenplage – wenigstens einen Anachronismus.
    Ich goss den Saft aus der Plastikflasche und spülte sie in der Nasszelle mehrfach aus, ehe ich sie mit Wasser befüllte und meine eigenen Hände gründlich reinigte; dann bedeutete ich Trilith, den Abfallbehälter irgendwo zu entleeren und ihn mir dann zu bringen. Sie nahm das Gefäß, überlegte und schüttete den Inhalt kurzerhand gerade dort aus, wo sie stand. »Bitte sehr.«
    Ich seufzte. »Danke. Jetzt schräg halten. Unter ihren Kopf Ja, so.« Ich kniete mich neben die Schwebetrage und betrachtete sorgfältig die Gesichtsverletzungen der Geheimdienstchefin. Die Säure hatte vor allem das Kinn und die linke Wange getroffen; die Haut war an diesen Stellen wellig oder ganz verschwunden, und das offene Fleisch trat zutage. Die Augen sahen verquollen, aber unverletzt aus. Die Rötung konnte von der Verkrampfung des Schocks herrühren. Mit dem Wasser aus der Flasche spülte ich die verätzten Stellen so sorgfältig aus, wie ich es eben vermochte; dabei goss ich stets von der Nase her und achtete peinlich darauf, dass die ablaufende Flüssigkeit, die immer noch Spuren der Säure enthielt, nicht in Neifes Augen geriet. Trilith fing mit dem Eimer das von der Nase über die Wange abtropfende Wasser-Säuregemisch auf. Ich spülte auch die Augen selbst aus: Mit zwei Fingern hielt ich die Lider

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