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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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vollrobotisierter Materialtrennung. Ein schmaler Landekorridor aus dem Orbit ist eigens für den Mülltransport reserviert.«
    »Wie ist der Korridor angelegt? Senkrecht?«
    »Paraboloid. Er führt über das Holoi-Gebirge hinweg, direkt auf Leskyt zu, umgeht die bewohnten Stadtgebiete aber und neigt sich erst spät auf Zabirath zu.«
    »Wie weit abseits von Leskyt hält er sich?«
    »Rund hundert Kilometer.«
    »Wie hoch sind Sie dann noch, wenn Sie Leskyt tangieren?«
    »Zirka 3000 Meter.«
    Willst du etwa abspringen, Arkonide?
    »Wie entladen Sie die Segment-Container?«
    »Es gibt auch in Zabirath Dockingbuchten, im Prinzip wie auf dem Sphärenrad. Die Scheiben werden direkt in den Verarbeitungsring geschoben.«
    »Das heißt, im Grunde landen Sie nicht?«
    »Anfliegen, andocken, absetzen, abhauen. Sie haben’s erfasst, Bruder. Meine nächste erlaubte Zwischenlandung ist in Edbarsk, einem Stadtteil von Genzez.«
    »Das bedeutet, sobald Sie das Segment in den Verarbeitungsring schieben, sind wir wieder im Tastbereich von Vitalscannern, richtig?«
    »Yep.« Patty hob die wulstigen Schultern und verzog das Gesicht, als sie mein Stirnrunzeln sah. »Hey, ich sag doch nur, wie der Wabyren kriecht hierzulande.«
    Slangausdruck. Bedeutet sinngemäß »wie der Hase läuft«.
    »Schon gut, Patty. Vielen Dank. Ich muss nachdenken. Eines steht jedenfalls schon jetzt fest. Bis zur Fabrik nach Zabirath dürfen wir nicht an Bord bleiben.«
    »Warum fliegen wir nicht einfach zur GAHENTEPE zurück?« Trilith hatte dem Zwiegespräch mit wachsender Ungeduld zugehört.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ms. Varidis und Mr. Musek sind auf möglichst baldige, intensive medizinische Hilfe angewiesen. Deine Medostation ist jetzt schon zu 50 Prozent belegt. Dazu kommt – selbst wenn es uns gelingen sollte, uns vor den Geschützen der Union zu drücken und irgendwie unbemerkt die GAHENTEPE zu erreichen – Patty könnte ihre Kursabweichung niemals erklären und müsste bei uns bleiben, da sie sonst einer harten Strafe entgegensähe. Dein Schiff würde aus allen Nähten platzen; es ist zudem völlig ungewiss, ob die GAHENTEPE den beiden überhaupt medizinische Hilfe leisten würde, und gewonnen hätten wir nichts außer einer Atempause. Wir müssten schon bald erneut aufbrechen, um wieder in Nastases Nähe zu kommen. Da ist mir Rudyn vorerst lieber.«
    »Ich halte es für falsch.«
    »Das sei dir unbenommen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Deine Wahl. Ich vermute nur, die Zahl deiner Optionen bleibt sehr überschaubar.«
    »Was also hast du vor, du edler … Kordadmiral ?«
    Ich hob die Brauen.
    Das letzte Wort enthielt vordergründig beißenden Spott über den ihrer Ansicht nach überflüssigen Tarnnamen Koramal, drückte hintergründig aber ihre Verachtung für meine in ihren Augen zu vorsichtige Vorgehensweise aus. Eine Kordel war ein terranischer Seemannsausdruck für ein Schmucktau; ein Admiral ursprünglich ein maritimer Rang. Der in seinem eigenen Edelmut und seinem Adel gebundene Lordadmiral … Indem sie alle drei Aspekte, zusammen mit einem Anklang an meinen Tarnnamen, fast spielerisch leicht zu einem einzigen Wort verband, verriet sie damit ein weitaus innigeres Sprachverständnis, als ihr dies ihrem holprigen Interkosmo nach möglich sein sollte. Täuschte sie ihre Umwelt auch darin? Was war an dem, was ich von ihr kennengelernt hatte, wahrhaftig und echt? Wo begann bei Trilith Okt Verlässlichkeit? Wo endete sie? Die kaltblütige Folter und der ebenso kaltblütige Mord an Oberst Melvin Alachaim zeigten deutlich auf, dass es eine Ethik für Trilith Okt in der mir vertrauten Form nicht gab. Sie würde sich jederzeit über das hinwegsetzen, was mir wichtige und unverrückbare Werte waren. Es lagen Welten zwischen uns.
    Ein akustisches Signal unterbrach meinen Gedankengang.
    Ein Funkspruch rief Patty Ochomsova in die Pilotenkanzel. Sie hob die Hände und eilte nach vorn, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    Ich sah Trilith an. Ihre hellroten Augen funkelten.
    »Weniger mit dem Messer denken, dafür mehr mit dem Verstand kämpfen«, antwortete ich kalt.
    Es wurde offensichtlich: Unsere Freundschaft – nein, das war es nie gewesen – unsere Zweckgemeinschaft stand kurz davor zu zerbrechen. Oder sie war schon entzweit.
    Und wir wussten es nur noch nicht.
    Triliths Lippen liefen bläulich an und wechselten in ein dunkles, lehmfarbenes gelb. Ihr Kehlkopf hüpfte. Sie gab dem immer noch in der Kabine liegenden Müllhaufen einen Tritt

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