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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Hause sein. Fau hoffte es inständig. Er benötigte dringend ein paar Stunden Schlaf. Er war jetzt seit 21 Stunden auf den Beinen.
    Ephelegon sank schnell auf der geographischen Breite von Genzez. Goldene und purpurrote Lichtbahnen fielen durch hohe Glassitfenster fast waagerecht in die Halle. Sie zauberten ein bernsteinfarbenes Feuerwerk an die Wände des trichterförmigen Bauwerks, das an eine auf dem Boden liegende Austernschale erinnerte. Sechs dieser Muschelarchitekturen umgaben den zentralen Kegelbau, der mit 1000 Metern Höhe die Trichterbauten noch einmal um vier Fünftel überragte. Zusammen bildeten die sieben Gebäude das als OPRAL deklarierte Regierungsviertel.
    Ambarin, Speicher, wurden die Muscheln seltsamerweise genannt; schon während ihres Baus, lange vor dem Festlegen ihrer letztendlichen Funktion, hatte es sich eingebürgert, sie der Reihe nach, im Nordosten beginnend, mit dem Fortschreiten des Sonnenlaufs zu bezeichnen; diese Namen wurden, gleichwohl sie wenig Aufschluss über die sich darin vollziehenden Tätigkeiten gaben, bis heute beibehalten. Ambar Utro, der frühe Speicher, eröffnete den Reigen; danach kamen Ambar Zawtra und Ambar Popoludi, die Speicher des Morgens und des Nachmittags, ihnen folgten Ambar Wöwörom und Ambar Pozdno, die Speicher des Abends und der späte Speicher; Ambar Temnyj, der Speicher der Nacht, machte den Abschluss. In den Muscheltrichtern befanden sich die Ministerien und Kalfaktate sowie alle Zentralgalaktischen Unionshauptämter. In dem Kegelgebäude residierten die Kalfaktoren mit ihren Repräsentationsräumlichkeiten, über der gewaltigen Zal, der Versammlungshalle, in der die Delegierten der 288 zur Union zugehörigen Planeten in regelmäßigen Abständen tagten.
    Marco Fau blinzelte im bernsteinfarbenen Licht und sehnte sich nach nur zehn Minuten Ruhe und einem gepflegten Glas Ephelegon’s Tears. Selbstverständlich pur, ohne Eis oder sonstige Verfälschungen des unvergleichlichen Genusses. Allenfalls mit einem winzigen Schuss Wasser verdünnt, aber nur, wenn das Wasser nachweislich aus derselben Quelle stammte wie das des Whiskeys. Alles andere verdarb den Geschmack.
    Seufzend sah er zu dem baumlangen Ordonanzleutnant hinauf.
    »Nun, was kann Ihrer Ansicht nach nicht bis nach dem Abendessen warten?«
    »Entschuldigen Sie, Mr. Fau, Sir. Ein Anruf von der KONTER. Mr. Güc persönlich. Ihre Anweisung für diesen Fall lautet …«
    Fau winkte ärgerlich ab. Er kannte schließlich seine eigenen Bestimmungen. Unter anderem die, ihn per Boten und nicht per Komsignal von eintreffenden Gesprächen von der KONTER oder der ZUIM zu benachrichtigen. Alle Gespräche mit Nastase oder Güc hatten über die speziell programmierten Kommunikationsrobots zu laufen und nicht über die gewöhnlichen Netze. Raoul Puskasz, dieser Grünschnabel von der Raumakademie, brauchte ihn nicht daran zu erinnern. Fau stieß den Atem aus. Frisch auf Hochglanz polierte Stiefel allein machten eben noch keinen fähigen Stabsoffizier aus.
    Ja, Güc durfte ihn selbstverständlich jederzeit stören. Leider. Es war nicht zu vermeiden. Was nicht bedeutete, dass er mit dem Kalfaktor für Flottenaufbau und damit dem Chef der gesamten Unionsflotte gerne sprach. Der fettleibige Oberbefehlshaber der Streitkräfte war nach Faus Ansicht ein ungehobelter Kerl, ein politischer Betonkopf obendrein und ebenso frei von Skrupeln wie von Manieren. Marco Fau, der nicht nur im OPRAL als Schöngeist verschrien war, empfand Gücs ganzes Gebaren als eine Beleidigung all dessen, was dem Amt eines Kalfaktors und damit der Würde eines Regierungsmitglieds an Respekt zustand.
    Allein Gücs maßlose Völlerei machte den asketisch lebenden Fau schier krank. Politische Empfänge, an denen Güc teilnahm, waren Fau ein Gräuel – nicht selten arteten sie in ein handfestes Saufgelage aus, die der Kalfaktor für Kriegswesen möglichst frühzeitig und diskret unter irgendeinem Vorwand verließ. Gücs mit den Jahren immer weiter aufquellende Gestalt ekelte ihn an. Sie bedeutete an sich schon eine Qual für ein nach idealen Linien und gefälligen Proportionen Ausschau haltendes Auge; ihn gar in seiner engen Uniform zu sehen – ertragen zu müssen – war das lächerlichste und peinlichste, was Fau jemals begegnet war. Im Gegensatz zum Grau der Union bevorzugte Güc zudem eine auffällige dunkelrote Jacke. Flottenintern nannten die Soldaten ihn seit Jahren die rote Bombe oder die letzte Kugel der Union . Bezeichnungen, die dem

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