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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ich an Dinge denke, die mir davor völlig fremd waren. Hier, das hab ich mit dem Minikom aufgenommen.«
    Er lachte verlegen, sah mich an und versuchte in meinem Gesicht zu lesen, ob ich ihm glaubte. Dann zog er einige zusammengefaltete Folien heraus und reichte sie Adams über den Tisch hinweg. Stirnrunzelnd betrachtete Homer die Bilder und gab sie mir. Es waren nicht gerade fotografische Meisterwerke, aber ich konnte erkennen, wie das Fundstück aussah.
    »Zuerst schaute ich mich um. Mir grauste vor meiner Bude. Es war wie ein Blitz der Erkenntnis oder so. Alles wurde klar und deutlich. Also ging ich zu meinen Nachbarn, gab ihnen ein paar Solar und bat sie, meine Wohnung aufzuräumen und zu putzen. Drei Frauen und ein Junge kümmerten sich darum. Um Mittag erkannte ich meine Umgebung nicht wieder, einschließlich des Kleiderschranks. Dann fuhr ich hinunter, kaufte ein, was ich brauchte, und ich schwör’s – ich hab zum ersten Mal alles brav bezahlt. Dann hab ich Olgej eingeladen.«
    Adams erneuerte seine Bestellung. Inzwischen war es spät geworden, und viele Gäste, die lautesten, wie ich feststellte, hatten das Drugstore verlassen.
    »Olgej Zara?«, sagte ich. »Die junge Dame mit dem unauffindbaren Wohnort? Deckname Nykteris?«
    »Ich weiß, wo sie jetzt wohnt«, lautete die selbstbewusste Antwort. »Zuerst fragte ich sie, ob sich Greta und Simmi gemeldet hätten. Ja. Sie hatten ihr Versteck verlassen, trieben sich in der Stadt herum und feuerten die MEINLEID-Handlanger zu neuen Taten an. Ich sagte Olgej, dass nach ihr gefahndet würde, und dass sie bei mir in Sicherheit wäre. Sie bekam es mit der Angst zu tun, installierte in ihrer positronischen Klause einige Warneinrichtungen und besuchte mich am Abend.«
    Tristan Li lächelte. Er schien sich an den Abend gern zu erinnern. Adams bestellte noch eine Runde und einige handfeste Snacks. Li aß mit sichtlichem Appetit und Genuss. Ich ging auf die Terrasse hinaus, die durch farbige Prallschirme gegen den Wind geschützt war, und verständigte mich mit der Besatzung der AVIGNON. Ich war nachdenklich geworden: Der Aufenthalt in jener »Muschel« schien den jungen Asiatennachkommen verändert zu haben, und zwar mehr, als er selbst zu erkennen in der Lage war. Mit einem Lächeln, das seine innere Ausgeglichenheit zeigen sollte, fuhr er fort …
     
     
    Bericht Tristan Li
     
    Olgej Zara wunderte sich über seine spiegelblanke Wohnung. Der kleine Esstisch war gedeckt, zwischen den Gläsern und Tellern brannten Kerzen. Aus der Surroundanlage ertönte leise, betörende Musik von George Nancar. Drei kleine Blumensträuße dufteten aus improvisierten Vasen. Windlichter flackerten auf dem sauberen, vom Gerümpel befreiten Balkon. Tristan fühlte sich herrlich! Er trug frische Kleidung, war stark und selbstbewusst und merkte schnell, dass sein Einfluss auf Olgej groß und größer wurde. Sie hingegen bekam nicht mit, dass sie jeder Bitte und jeder Aufforderung gehorchte. Sie stand abwartend und unschlüssig, eine zerknitterte Einkaufstasche in der Hand, mitten auf dem runden Teppich mit dem Sandrosenmuster.
    »Zuerst sollst du mir zeigen, wie schön du bist«, schmeichelte Tristan.
    Sie erwiderte sein Lächeln und nahm ihre unförmige Brille ab.
    »Mach deine Zöpfe auf und geh ins Bad. Lass dir Zeit; das Essen wird nicht kalt.«
    Tristan reichte ihr ein Glas Wein. Sie zog ihre klobigen Stiefel aus, betrachtete ihn ebenso verwundert wie die saubere Einrichtung und verschwand für eine Stunde in der Hygienezelle.
    Danach trug sie Einwegkontaktlinsen, ihre hellbraunen Augen schienen in dem schmalen Gesicht viel größer zu sein. Die auffällige Leuchtfarbe hatte sie aus den Zöpfen herausgewaschen. Olgej war dezent geschminkt, mit großem Geschick. Das dunkelbraune Haar fiel in vielen natürlichen Locken und Wellen bis zu den Schultern. Auch die künstlichen Farben des Zahnfleisches waren verschwunden. Er sah es, als sie ihn anlächelte. Sie trug ein altes weißes T-Shirt aus seinem Vorrat, das bis zu ihren bloßen Knien reichte. Und sie hatte einen Rest Rasierwasser gefunden, nach dem sie duftete. Verlegen kam sie auf ihn zu. Unter dem dünnen Stoff zeichneten sich ihre Brüste ab.
    Er legte die Arme um Olgej und flüsterte: »In Wirklichkeit bist du eine kleine Schönheit, weißt du?«
    »Wenn du das sagst, Trissa«, antwortete sie und fügte hinzu: »Aber auch du bist so ganz … anders.«
    Sie drängte sich zärtlich an ihn. Seine Finger glitten über ihr weiches Haar

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