Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
seine Brust berührten, aber die Muschel schloss sich nicht ganz.
    Tristan spürte plötzlich, wie erschöpft er wirklich war. Er vergaß seine Umgebung, seine Sorgen … Olgej. Er schlief übergangslos ein.
    Irgendwann wachte er auf. Das Licht um ihn herum war schwächer geworden, strahlte jedoch noch immer weiß. Die obere Schale hatte sich gehoben. Er schaute auf die Uhr: Fast drei Stunden hatte er im Sarkophag geschlafen. Er kletterte aus der Muschel, betrachtete seinen wahr gewordenen Traum eine Zeit lang und wusste plötzlich ganz genau, was er zu tun hatte.
    Er musste seinen Fund nicht nur in Sicherheit, sondern an eine Stelle bringen, an der nur er ihn unter Kontrolle hatte. Schnell kletterte er zu seiner Basis hinauf suchte geeignete Seile, testete den Antigravtornister und schnallte ihn auf den Rücken. Er dachte nicht eine Sekunde lang daran, dass die Muschel möglicherweise Tonnen wiegen könnte; er fühlte intuitiv, dass er sie bewegen konnte.
    Das Triebwerk summte, hob ihn über den Rand des Vorsprungs. Die Steuerung war so einfach wie die seiner Airjet. Langsam sank er abwärts und landete neben der Muschel. Es dauerte zwei Stunden, bis er die Seile durch nassen Kies, Schlamm und Schmutz unterhalb der Schale durchgezogen und miteinander verknotet hatte.
    Er klinkte den Karabinerhaken neben dem Antigravelement ein, ließ das Gerät zwei Meter steigen und wartete, bis die Seile sich strafften. Dann schob er den Regler vor und blickte nach unten. Das Tornistertriebwerk summte auf und vibrierte. Langsam und widerstrebend lösten sich die Ränder der Muschel aus dem schwarzen Schlick. Er hatte es gewusst! Sie war nicht schwer, wog keine fünfzig Kilogramm, eher die Hälfte. Mit lautem Schmatzen kam sie aus dem Untergrund frei und schwebte senkrecht in die Höhe, langsam bis zur Kante des Vorsprungs hinauf und schräg auf den Pilaster zu.
    Vor den Stufen der untersten Treppe setzte Tristan die schlammtropfende Muschel ab, landete daneben und schaltete das Gerät ab. Er befreite sich aus den Tragegurten und löste dann die Seile vom Sarkophag. Als er ihn anhob, um die Seile herauszuziehen, merkte er, dass die Muschel trotz ihrer drei Meter Durchmesser kaum mehr wog als dreißig Kilogramm.
    »Mein Fund, mein Traum aus der Vergangenheit … ein Wunder! Es ist zu viel«, sagte er sich. »Ich muss zurück ans Tageslicht. Das Fieber …«
    Tristan stieg in seinen Warteraum hinauf, leerte eine große Wasserflasche und schluckte seine Tabletten. Der Aufenthalt in der Muschel hatte nichts verursacht; ihm weder geschadet noch ihn gesünder oder kräftiger gemacht. Sorgfältig packte er seinen Rucksack, blies die Kerzen aus und kehrte auf dem gewohnten Weg zur Oberfläche und in seine Wohnung zurück. Nicht ein einziges Mal während dieser zwei Stunden dachte er an Greta und Simmi.
    Die Dusche empfand er als Wohltat. Er fühlte sich erschöpft, seine Finger zitterten, das Fieber kam und ging in kurzen Schüben. Er fand einige Kleinigkeiten im Kühlschrank und zwang sich zu essen. Er schaffte es gerade noch, eine Büchse Bier zu leeren bevor er sich auf seinem Bett ausstreckte. Er schlief sofort ein und wachte erst zehn Stunden später wieder auf.
     
     
    Eine erstaunliche Geschichte. Li scheint die Wahrheit zu sagen. Aber das ist erst der Anfang , meldete sich der Extrasinn.
    Ich lehnte mich zurück und stellte mir die Frage, ob die Welle des Unterlegenheitsgefühls etwas mit den Vorgängen im Sarkophag zu tun hatte. Die Projektoren in den Wänden des Drugstore verwandelten den Rundumhorizont in zuckende und überraschende Bilder. Flüchtig sah ich nackte, verwegen lächelnde Ertruserinnen in leuchtenden, ölartigen Flüssigkeiten baden und mit monströsen Fantasiefischen spielen, die sich in einem Reigen aus träge perlenden Luftblasen um ihre voluminösen Körper wanden. Li ignorierte die Illusionen. Seine Stimme klang plötzlich sicherer, er redete flüssiger, wie im beginnenden Rausch. »Und dann, am zehnten April, also vor drei Tagen, schon am frühen Morgen, hat sich alles verändert. Sie müssen es mir glauben, Sir.« Tristan Li leerte sein Bierglas. Jetzt zitterten seine Finger nicht mehr. Er tastete nach der Innentasche seiner schwarzen Karbonfaserjacke.
    »Ich hab zuerst geglaubt, ich träume. Aber ich habe dann schnell gemerkt, dass sich alle meine Sinne geschärft hatten. Das Fieber war plötzlich weg. Ich war überzeugt – irgendwie gilt das auch noch jetzt –, dass mein Verstand besser arbeitet, dass

Weitere Kostenlose Bücher