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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unterlegen. Ich zuckte zusammen und erkannte, dass es Adams ebenso erging. Sekundenlang kämpfte ich dagegen an, irgendwelche Demutsgesten auszuführen, mich niederzuknien oder dem Jungen zu versichern, dass er anbetungswürdig sei.
    Der Logiksektor rief schrill: Mach dich von dieser Ausstrahlung frei! Du darfst dich nicht beeinflussen lassen!
    Als Tristan Li zögernd zu reden begann, verging langsam dieser Effekt. Dieser junge Mann war ungewöhnlich, und unsere Eindrücke passten zu der Geschichte. Ich bemerkte, dass es Adams nicht anders ergangen war. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte mit rauer Stimme: »Also, Li, erzählen Sie uns, was vorgefallen ist. Und wie Sie diesen … Sarkophag, oder was immer es ist, gefunden haben.«
    »Ich bin gekommen, weil ich nicht mehr weiter weiß«, begann Li. Er schien mit der Persönlichkeit des Lordadmirals kaum etwas anfangen zu können. »Möglicherweise ist Ihnen bekannt, Sir«, er wandte sich an mich, »dass ich Mitglied von MEINLEID bin …«
    Ich füllte mein Glas und zwang mich, zuzuhören, an meinem Glas zu nippen und zu schweigen. Ich war jetzt sicher, eine bemerkenswerte Geschichte zu hören – und wurde nicht enttäuscht.

 
    Kapitel 9
     
    »Es war am neunten April, ungefähr um Mittag«, berichtete Tristan Li. Er sprach hektisch; schließlich erzählte er seine Erfolgsgeschichte, wie es zunächst schien. »Ich hatte sämtliche Gänge, Hallen und Schächte von drei Ebenen unter Kunshun hinter mir gelassen, war auf der Strickleiter bis zum Flussbett des Sirius River hinuntergeklettert und stand vor diesem rätselhaften Ding. Dadurch, dass ich meine Hände, meine Finger«, er hob die Hände und spreizte die dünnen Finger weit auseinander, »in zehn Vertiefungen geschoben hatte, klappte diese Riesenmuschel weit auf.
    Zuerst war da nur ein dunkelrotes Leuchten. Doch es wurde immer heller, und zuletzt strahlten beide Innenwände grellweiß. Ich konnte einen großen Teil der Halle mit dem bogenförmigen Dach sehen, das über den ausgetrockneten Fluss gebaut war …«
     
     
    Ich schloss die Augen und versuchte mich an ein solches Bauwerk aus der grauen Vorzeit der Stadtchronik zu erinnern. Vergebens. Also hörte ich weiter zu …
     
     
    Bericht Tristan Li
     
    Tristan betrachtete schweigend, halb verrückt vor Freude, halb gelähmt vor Furcht, das Innere des Fundstücks.
    Die beiden schüsselförmigen Hohlräume waren bis zu den Rändern völlig mit einem weißen Material von seltsamer Struktur ausgekleidet: Hunderte oder gar Tausende spitzer Kegel. Zwischen ihnen, die an der Grundfläche einen Durchmesser von nur wenigen Zentimetern hatten, strahlte das Licht hervor. Die Spitzen der Nadeln, Zähne oder Kegel, leicht gerundet, bewegten sich nicht. Die Länge der Kegel betrug ungefähr zwanzig Zentimeter.
    Minutenlang starrte Tristan die grellweiße Fläche an, dann erst machte er eine weitere erstaunliche Beobachtung. Vom Zentrum der Muschelschale aus durchlief ein leichtes, lautloses Zittern die Spitzkegel. Es setzte sich in einer Spirale fort und erreichte den Rand, wo nach einer Umrundung die Bewegung aufhörte. Tristan hob den Kopf und blickte den Oberteil der Muschel an, die schräg über seinem Kopf zu schweben schien, durch ein unsichtbares Scharnier mit dem Unterteil verbunden.
    Auch dort begann die gleiche Bewegung. Sie erinnerte Tristan an bleiche Tiefseewesen, die sich in einer kreiselnden Strömung gleichmäßig bewegten, als ob sie ihm zuwinkten, ihn aufforderten etwas zu tun?
    Was sollte er tun?
    War diese lautlose Botschaft für ihn?
    Aber schließlich war er es gewesen, dessen zehn Fingerkuppen diesen seltsamen Sarkophag geöffnet hatten.
    Die spiralige Bewegung kreiste hypnotisierend und langsam. Dann zogen sich Gruppen der Spitzkegel in sich zurück, wurden kleiner und blähten sich wieder auf. Tristan ging näher heran, bis seine Schienenbeine an den Rand der Unterschale stießen. Er fühlte sich von diesem langsamen Kreisen, Schwellen und Zusammensinken angezogen und gab einem Impuls nach, der immer stärker wurde und ihn förmlich zwang, sich nach vorn zu beugen. Er streckte die Arme aus und berührte die Spitzkegel. Es war, als hätten sie ihn erwartet. Sie waren weich und warm und bewegten sich schmeichelnd.
    Tristan drehte sich herum und ließ sich in ganzer Länge auf die vielen Spitzen fallen. Kaum hatte er sich ausgestreckt, begann sich die obere Schale zu senken. Sie hielt in der Bewegung an, als die Spitzen der Nadeln

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