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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ihm gegenüber, an der breitesten Stelle, maß etwa drei Hand breit.
    »Vielleicht schafft sie’s schneller«, murmelte Tristan, zuckte mit den Schultern und hockte sich auf seinen Rucksack. »Aber wahrscheinlich auch drei Stunden.«
    Er riss eine Bierdose auf und wartete, während die Magnesiumfackeln zischend ausbrannten, ruhig und, zunächst, ohne Anflug von Fieber, Angst oder Depression.
    Bald führte Tristan Li ein lautloses Selbstgespräch und versuchte, Klarheit zu erlangen über seine Erlebnisse, die Symptome und deren Folgen. Dieser innere Monolog, Tristans Versuch, seine mögliche neue Position in der Gesellschaft für sich selbst zu definieren, rief Hochgefühl und Ängste hervor. Was sein Verstand, möglicherweise, spielend bewältigte, verursachte seiner Seele erhebliche Schwierigkeiten.
    Mein Leben wird sich ändern, sagte er sich. Bisher bin ich ein Aktivist von MEINLEID gewesen, obwohl ich bis zum heutigen Tag nicht verstanden habe, warum MEINLEID etwas mit der Weigerung, in ein besseres Umfeld umzuziehen, zu tun hat. EUER LEID, Greta und Simmi, falls es so etwas gibt, ist nicht MEINLEID, denn ich war strikt dagegen, Gewalt anzuwenden. Wenn alle Kunshuner die Schriftzüge an tausend Mauern und Wänden lesen, heißt es noch lange nicht, dass es ein geistreicher Slogan ist. Reizwort hin oder her … ich werde mich in Zukunft lieber mit Diogén da Vinci unterhalten als zuzusehen, wie Olgej die Positroniken der Polizei sabotiert. Ein ruhiges Leben mit Olgej ist erstrebenswert. Es wird viele der Zweitausend schockieren, aber wir beide werden künftig nicht mehr transmitterhoppen, sondern leben wie die verdammten stinklangweiligen Bürger der schönsten Stadt des Planeten. MEINLEIDS sogenannte Philosophie ist ein Irrweg …
    Tristan leerte drei weitere Dosenbiere und versuchte, seinen wirren Gedanken nachzueilen. Immer wieder blickte er auf die leuchtenden Digitalziffern des Chronometers: Nach 189 Minuten wurde die weiße Strahlung greller, die obere Muschelschale hob sich und gab Olgej frei, die sich blinzelnd aufrichtete. Wieder riss Tristan eine Fackel an.
    »Ich hab tief und fest geschlafen«, sagte sie, gähnte und rieb sich die Augen. »Ich merke nicht, dass sich etwas verändert hat.«
    Er zog sie an beiden Armen aus der Muschel und sagte: »Bald wirst du’s merken. Ich bringe dich in meine Basis. Dort findest du alles, was du brauchst.«
    Er hob die Rucksäcke auf und schwenkte die Fackel über dem Kopf. Der Platz vor dem Pilaster erhellte sich notdürftig.
    »Was hast du vor, Trissa?«
    »Ich leg mich ein zweites Mal in die Auster«, sagte er. »Wenn sie schon beim ersten Mal solche Veränderungen bewirkt, kann es nur noch besser werden …«
    »Ich soll auf dich warten?«
    Er nickte, zog sie die Stufen hinauf und zündete in dem Raum mit den kahlen Betonwänden die Kerzen an. Nachdem sie beide Rucksäcke ausgepackt hatten, eilte Tristan wieder hinunter, öffnete die Muschel und legte sich hinein. Er war trunken vor Glück, wenn er an Olgej dachte, und ebenso stark war sein Drang, die Wirkung des Sarkophags zu steigern. Niemals in seinem Leben hatte er ein solches Hochgefühl gespürt. Die Schale senkte sich, Tristan schlief ein und wachte drei Stunden später auf.
    »Es funktioniert«, sagte er leise und kletterte die Stufen zu seinem Versteck hinauf. »Und dabei ahne ich nicht einmal, wie diese Austernmuschel wirkt. Woher bezieht sie ihre Energie?«
    Olgej hatte die Wartezeit dazu benutzt, die Kammer aufzuräumen und eine Spur wohnlicher zu machen. Tristan fühlte sich ausgeschlafen und von einer inneren Kraft durchflutet, die ihn mit Freude und gestärktem Hochgefühl zu neuen Tätigkeiten drängte.
    Er umarmte Olgej und sagte: »Gehen wir zurück nach oben. Wir können jederzeit zu dieser Stimmungsmaschine zurückkommen. Wie fühlst du dich, Liebste?«
    Sie schmiegte sich an ihn und antwortete mit einem strahlenden Lächeln: »Ich könnte Wunderdinge mit meinen positronischen Helfern anstellen. Ich könnte die halbe Stadt unter meine Kontrolle bringen! Sehen wir, was sich inzwischen verändert hat in Kunshun. Komm, klettern wir zurück.«
    Sie schnallten sich die fast leeren Rucksäcke um, löschten die Kerzenflammen und waren eine Stunde später, schmutzig, stinkend aber glücklich, in Tristans Wohnung.
    Die letzten Stunden des Tages und die Nacht verbrachten sie im Bett, mit heftigem Sex und anschließenden langen Gesprächen über ihr Glück, das unbegreifliche Wirken der Austernmuschel

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