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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Terrania City höchst angespannt war. Gefährlich angespannt.
    Kunshun befand sich im Griff der MEINLEID-Leute. Viele Arbeitnehmer, die in diesem Viertel wohnten, waren nicht an ihren Arbeitsplätzen erschienen. Die Straßen und Plätze hatten sich mit wütend protestierenden Menschen gefüllt. Beim geringsten Anlass brachen anarchistische Zusammenstöße aus. Wie schnell wuchernde Triebe dehnten sich Missstimmung und Aggression in umliegende Stadtviertel aus. Das erste Gerücht schwirrte durch das Viertel: Die Stadtverwaltung und Agenten der Solaren Abwehr hätten einen wertvollen Fund, den MEINLEID unterhalb der Keller gemacht hatte, mit Waffengewalt an sich gebracht. »Diebstahl des Volksvermögens«, schrien sie.
    Der Untergrund, so das nächste Gerücht, war von ihnen – also von uns, den »Schergen des Rhodan’schen Staatskapitalismus’« – vermint und mit tödlichen Fallen versehen worden. Bei dieser Tätigkeit wären auch die Fundamente vieler, wenn nicht aller Häuser so präpariert worden, dass Kunshun binnen weniger Augenblicke gesprengt werden und so das Problem der Umsiedlung gelöst werden konnte. Blutige Auseinandersetzungen wurden den Behörden offen angedroht.
    Die Polizei wagte sich nicht ins Viertel. Denn die Männer hätten zur Selbstverteidigung gezielt feuern und Tote in Kauf nehmen müssen. Simmi Orloff und Greta Gale waren omnipräsent, in allen Nachrichtensendungen, in jedem Holo, an jeder Straßenecke, auf jedem öffentlichen Platz.
    Nachdem ich ausgiebig ihre Gesichter studiert und ihren Reden zugehört hatte, schob sich die Warnung des Extrasinns in meine Gedanken: Die beiden wissen mehr, als sie sagen. Sie scheinen kurz vor eurem Einsatz noch die Wirkung des Relikts herausgefordert zu haben, denn in ihren persönlichen Gesprächen strahlen sie schier unwiderstehliche Überzeugungskraft aus – so wie du es bei Tristan selbst erlebt hast!
    Ich fand nach einigen Minuten diesen Hinweis deutlich bestätigt: Die Gefolgschaft der beiden bestand inzwischen aus weit mehr als 2000 fanatischen Kunshun-Bewahrern. Simmi Orloff beherrschte die Argumentation perfekt. Ich merkte, dass er bei einigen seiner Auftritte angetrunken gewesen war. Seine und Gretas Überzeugungskraft war am eindringlichsten, wenn sie direkt zu ihren Anhängern redeten. Adams und ich hatten diesen Effekt bei Tristan erlebt. Was die MEINLEID-Aktivisten selbst nicht schafften, erledigten die Kommentatoren der Medien. Ihre mehr oder meist weniger gründlichen und treffenden Analysen der Vorgänge, die Terrania erschütterten und inzwischen im gesamten Solarsystem bekannt waren, bauschten im allgemeinen das Problem auf und stellten die Bewohner Kunshuns als Opfer der Verwaltung dar, die undemokratisch und rücksichtslos die Vorgaben der Administration abwickelten. Bisher, hatte mir Adams versichert, war erst ein einziges baufälliges Haus abgetragen worden, und allen Bewohnern hatte man erfolgreich sehr viel bessere Ersatzwohnungen angeboten. Die Einspielung endete mit der Darstellung eines Stadtplans, auf dem die Punkte eingetragen waren, an denen die MEINLEID-Leute zugeschlagen hatten.
    Rund um Kunshun gab es einen dichten Ring. Einzelne Reihen von Zeichen erstreckten sich entlang meist schmalerer Straßen weit in die Stadt hinein. An den Rändern von Parks blinkten ebenso Punkte wie im unmittelbaren Umfeld von Großbauten. Ich erschrak über die Menge der Beweise und lehnte mich zurück, als die Einspielung endete.
    »Bald könnte Terrania zu einem Hexenkessel werden. Gewalt und Gegengewalt«, sagte ich leise, »schaukeln einander hoch. Wenn Orloff den Befehl gibt, stürzen sich seine Anhänger in den Tod. Bürgerkrieg? Durchaus denkbar.«
    Wie konnten wir die Entwicklung aufhalten?
    Aufklärung war gegenwärtig keine Lösung. Die Potenzierung der Missverständnisse war zu weit fortgeschritten. Adams und ich mussten an die Köpfe der Bewegung heran, die sich meist versteckt hielten und nur kurz auftraten. Was tun?
    Der Summer des Interkom lenkte mich ab. Ich aktivierte ein Holo und sah mich Nachim Emcheba gegenüber. Im Hintergrund erkannte ich den Laderaum, den Sarkophag und die Transportplattform.
    »Eine positive Information, Sir«, sagte er und deutete auf das verbeulte, vom Rost befreite Objekt. »Sie werden es nicht glauben, aber man weiß, wann die Plattform zum letzten Mal benutzt worden ist.«
    Also hatte die Suche in allen verfügbaren Archiven etwas ergeben. Delis Loscon schien noch tüchtiger zu sein, als Adams

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