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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nach einem Weg von viermal fünf Schritten, und in dem Viereck schoben sich zwei halbe Scheiben auseinander. Inzwischen führte eine Reihe der gleichen Fische zu der Öffnung, wo der erste Fisch verschwand.
    Die Botschaft war klar. Heaq drehte sich zu den elf Gefangenen um und rief leise: »Folgt den Fischen. Kommt!«
    Er trat auf den letzten Fisch. Es war kein Schnitzwerk, nur ein Bild, ebenso weich wie der Untergrund. Langsam ging er bis zum pulsierenden Rahmen, durch die Öffnung und auf eine Muschel zu, die in der Mitte eines sehr viel kleineren Hauses auf einem winzigen Sandhügel lag. Sie war hellgrau, mit kleinen Mustern auf der Oberschale, ungefähr doppelt so breit und hoch wie er selbst. In der Wölbung leuchteten zweimal fünf Löcher, und als er nahe genug herangegangen war, erkannte er, dass sie so angebracht waren, wie die Fingerspitzen seiner Hände, wenn er sie spreizte.
    Auch diese Botschaft gab ihm keine Rätsel auf. Er beugte sich vor, schob seine Finger in die Vertiefungen und hörte ein Geräusch, als ob Knochen auf Knochen klickte. Er zog die Finger zurück. Fast lautlos öffnete sich die Muschel. Hinter ihm standen im Halbkreis die Gefangenen und betrachteten das Innere der Muschelhälften. Solch eine Muschel hatten sie noch nie gesehen, und vor ihrer Größe fürchteten sie sich. Heaq sah plötzlich sein Spiegelbild, das auf den unzähligen weißen Spitzen des Inneren schlief. Die Muschel wollte, dass er sich in den Schutz ihrer Hälften legte.
    »Ich tu’s«, sagte er. »Ich verstehe nichts, aber die Muschel tötet mich nicht.«
    Er ließ sich nach vorn fallen, streckte sich aus und sah zu, wie die obere Hälfte sich über ihn senkte. Als der letzte Lichtschimmer vergangen war, schlief er ein.
    Wieder verging Zeit. Viel Zeit.
    Heaq wachte auf. Er fand große Becher mit einem süß riechenden Trunk. Er trank, vergaß Durst und Hunger, und half einer jungen Frau in die Muschel. Sie schloss sich sofort. Auf unbegreifliche Weise hatte er erfahren, dass die Blasen ihn zur Muschel geführt, und die Muschel ihm neues Wissen geschenkt hatte. Er und die Auserwählten – nicht mehr zweimal fünf und einer, sondern zwölf! – waren die ersten, und sie sollten ihr Wissen an andere auf der Insel und an Land weitergeben. Aber je länger er wartete, bis der zweite und der dritte Gefangene nach dem Schlaf von der Muschel entlassen wurde, spürte er mit unverrückbarer Gewissheit, dass seine einfachen Worte andere Menschen überzeugten. Sie gehorchten ihm.
    »Jeder von uns soll dort in der Muschel schlafen«, sagte Heaq und deutete auf die Zaubermuschel. »Ich weiß es, und ihr werdet es auch wissen – die Blase bringt uns zurück und wird uns wieder holen, wenn es an der Zeit ist.«
    Zeit verging: Zwei Tage, zwei Nächte.
    Die Zwölf kletterten durch die Löcher in die Blase. Die Löcher schlossen sich, die Blase begann sich zu bewegen. Heaq sammelte seine Gedanken, blickte in die Gesichter der Anderen und begann beruhigend auf sie einzureden. Er schilderte, was er in der Lagune gesehen hatte, wie die Blasen ausgeschwärmt waren, dass man sie vom Strand und aus den Hütten in eine Stadt unter dem Meer geholt und dazu gebracht hatte, sich der Muschel anzuvertrauen.
    »Wer sind sie, Heaq?«
    »Sie sind … Götter«, sagte er. »Sie wollen etwas von uns.«
    Die Blase verließ die Stadt unter dem Meer und bewegte sich aufwärts, durch die Schwärze des tiefen Wassers. Die Menschen hörten ihm schweigend zu und erkannten in winzigen Schritten, dass es ihnen genauso ergangen war. Um alles zu begreifen, waren sie noch zu benommen. In ihrer vertrauten Umgebung würden sie das Maß ihres neuen Wissens und gekräftigten Selbstvertrauens erkennen. Alles brauchte seine Zeit.
    Auch der Aufstieg an die Meeresoberfläche und in die Wellen, auf denen die Blase zur Lagune und zur Insel glitt. Heaq kannte plötzlich viele neue Wörter für Bilder und Dinge, die altbekannt waren.
    »Was wollen sie von uns, Heaq?«, fragte ein junger Schnitzmeister.
    »Sie wollen uns ein besseres, leichteres Leben lehren«, antwortete er, ohne lange nachzudenken. »Und dass wir alles, was wir wissen, unseren Familien und den anderen Familien und Stämmen erklären. Vielleicht brauchen sie uns eines fernen Tages als Diener, wer weiß?«
    Die Blase hielt sieben Mal an. Zuerst entließ sie Heaq, der neben seinem Boot auf den Strand kletterte. Jemand hatte die Fische an sich genommen, sonst wären sie von den Raubmöwen zerhackt worden und

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