Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht
unverändert, glitt hin und her, versank und tauchte auf, die Muschel öffnete und schloss sich. Konoa versank in trostloser Melancholie, verfiel von Mond zu Mond, redete wirr und starb in Heaqs Armen.
Am Ende waren elf Menschen gestorben. Auch ohne sie blühte im weiten Umkreis der Lagune das Leben. Es gab keine Wunder mehr, und langsam senkte sich Vergessen über die Feuerkugeln, die Stadt unter dem Meer und die Blase, die zuletzt nur noch Heaq zur Muschel gebracht hatte. Er wusste, dass er zwischen den Muschelhälften die letzte, große Offenbarung erfahren, sie aber niemandem mehr weitergeben konnte. Er legte sich auf die weichen Spitzen und schlief ein.
Zeit verging, abermals. Viel Zeit. Monate um Monate. Heaq glaubte sicher zu wissen, dass die Götter mit ihm und den Elf unzufrieden waren. Sie hatten Schiffbruch erlitten, die Menschen waren gescheitert. Hoffnungslosigkeit und Verbitterung kennzeichneten die letzten Tage Heaqs, eines knochigen Greises.
Die Zeit raste. Binnen weniger Atemzüge war alles zu Ende. Die letzte winzige Ölflamme der Erkenntnis verlosch.
Heaq gab sich auf.
Der Wille, weiterzuleben, verließ ihn.
Ich spürte, wie das Bewusstsein dem Körper entglitt, wie sich die Seele, am lautlosen Ende des Traumes, von Heaqs altem, ausgemergelten Körper löste und verging. Wie ein Hauch, dachte ich, als ich die Augen öffnete und mühsam in die Wirklichkeit zurückkehrte.
Wirklichkeit? Traum? Etwas von beidem? Trügerische Ausfallerscheinungen des Extrasinns?
Ich zwang mich dazu, aufzuwachen und die Wirklichkeit mit beiden Händen zu packen. Also: Ich hatte einen langen, intensiven Traum erlebt, voller verwirrender, großartiger Bilder und einiger Erkenntnisse. Ich hatte gesehen und erlebt, wie die Illochim auf der Erde gelandet waren, und dass ihre Muscheln die Menschen manipuliert hatten. Aber was ihre wirklichen Absichten gewesen waren, hatte auch mir der Traum nicht verraten, ebenso wenig wie Konoa und Heaq.
Das Rätsel der Illochim und ihrer kosmischen Mitbringsel war nicht gelöst, sondern nur größer geworden.
Der Extrasinn sagte mit endgültiger Betonung: Zumindest hat dir der Traum eine weitere Funktion der Muschel gezeigt. Ob dir die Erkenntnis hilft, sei dahingestellt.
»Damit beschäftige ich mich später – notgedrungen«, sprach ich laut und legte bedächtig den Kampfanzug an. Ich rüstete mich für den bevorstehenden Einsatz aus. Nächste Station: Plejaden-Center, per Transmitter.
Zwei Stockwerke des Centers waren evakuiert worden. In einigen Räumen stapelten sich Waffen und Ausrüstungen. Ununterbrochen trafen meine Spezialisten, Sicherheitsleute und Polizisten ein, unter ihnen überraschend viele Frauen. Nachim hatte stets behauptet, meist unwidersprochen, dass Frauen rücksichtsloser und verschlagener kämpften als Männer. Angeblich, so seine Theorie, rächten sie sich unbewusst gegen Jahrtausende der Unterdrückung. Ich hegte da große Zweifel. Vorort kontrollierte ich die Zusammensetzung der Teams, die ihre Ziele ins Auge fassten, Deflektorprojektoren aktivierten und mit leise summenden Tornistertriebwerken zu ihren Verstecken schwebten, jeweils drei oder vier Mann mit schwerer Ausrüstung. Ich bemühte mich, keine Anordnungen zu treffen, aber tief in meinem Inneren spürte ich, wie mein Selbstbewusstsein wuchs. Mein Team bestand aus mir, Nachim, Ira Connaire und zwei Polizeioffizieren, die sich kurz mit Riquita und Keeldar vorstellten und über einen mörderischen Händedruck verfügten.
Eine Reihe zweidimensionaler Bildschirme auf der überdachten Terrasse zeigte Wärmebild-Aufnahmen von den wichtigsten Stellen unter uns, im südlichen Sektor. Eine Gruppe der GCC-Sicherheitsabteilung, die sonst die Gebäude kontrollierte, saß vor den Schirmen und schaltete von einer Beobachtungskamera zur nächsten. Mitternacht rückte näher, die Straßen und Plätze begannen sich zu leeren. Zunächst war jede Person verdächtig, die aus Kunshun »hinausschlich«.
Ich legte mein Nachtsichtgerät neben den schweren Paralysator und den Thermostrahler und begann, assistiert von Nachim Emcheba und Ira Connaire, die verteilten Teams anzurufen. Eines nach dem anderen meldete Bereitschaft und gab einen Statusbericht ab. Irgendwo, in Verstecken, die ich nicht zu kennen brauchte, standen Transportgleiter und Roboter bereit. Auch die Leitzentrale der Rohrbahn war von Loscon verständigt worden.
»Also. Ich bin zufrieden«, sagte ich, lehnte mich zurück und riss eine kalte Coladose
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