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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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auszeichnungswert …«
    »Dann lassen Sie es!« Cyriane Drays sprach leise, ihr Gesicht war hart geworden, sie hatte die Fäuste tief in die Taschen des Overalls gerammt. »Sie haben gesehen, wie es Tristan geht. Der Junge ist ein halbes Wrack.«
    »Nun, ich halte mich für stabiler als Li.«
    »Woher nehmen Sie diese Überzeugung? Ich warne Sie, Sir. Der Chef der USO als Süchtiger – ist das eine Perspektive, ein Risiko, das Sie ernsthaft eingehen wollen?«
    »Natürlich nicht. Sie legen Ihre kundigen Finger in die Wunde, Dottoressa. Aber, glauben Sie mir: Der Zellaktivator schützt mich vor allen Drogen, außerdem bin ich mentalstabilisiert. Ich muss das Risiko eingehen. Nur eine Stunde.«
    »Als Medikerin verbiete ich es Ihnen. Als Spezialistin der USO gehorche ich einem Befehl. Befehlen Sie es mir?«
    Die Frau hatte mehr Courage als einige Männer zusammen. Dass ich sie hierfür bewunderte, änderte nichts an den Umständen. Ich nickte und sagte leise: »Ich muss es Ihnen befehlen.«
    »Unter Protest.«
    »Ich weiß. Bringen wir’s hinter uns.«
    Sie nahm die Fäuste aus den Taschen, blickte auf die Uhr und spreizte die Finger. Ihr Blick flehte mich förmlich an, aber mit zusammengepressten Lippen sagte sie: »Selbstverständlich wache ich über Ihren Schlaf. Ich hoffe, um einen terranischen Malerfürsten zu zitieren, dass der Schlaf Ihrer Vernunft keine Ungeheuer gebiert.«
    »Das hoffe ich auch!«, bekräftigte ich nachdrücklich und schob meine Fingerspitzen in die zehn ovalen Öffnungen der Oberschale. Sie glitt nach wenigen Sekunden lautlos in die Höhe und zeigte uns das gleiche Innere, das wir von dem kleineren Exemplar kannten.
    Ich nickte Cyriane zu, kletterte über den Rand und legte mich auf den Rücken. Das Oberteil senkte sich, und als sein Schatten auf mein Gesicht traf, spürte ich abgrundtiefe Müdigkeit. Noch während ich begriff, wie ich nach dem Verlassen der Muschel agieren musste, kam der Schlaf über mich.
    Ich wurde schlagartig hellwach, blinzelte ins grelle Licht und sah das Gesicht Doktor Drays’ über mir. Sie streckte einen Arm aus und wollte mir heraushelfen. Ich zog mich hoch, trat auf den federnden Bodenbelag und fragte: »Eine Stunde?«
    »Zweiundsechzig Minuten. Wie fühlen Sie sich?«
    Ich horchte in mich hinein. Der kurze Schlaf hatte mich erfrischt. Der Extrasinn schrie keine Warnungen. Ich musste mich in der nächsten Zeit – wahrscheinlich! – davor hüten, Anordnungen zu treffen und Befehle zu geben. Sie würden, ebenso wahrscheinlich, als Zwangshandlungen ausgeführt werden.
    »Dottoressa Drays«, sagte ich und schenkte ihr ein ehrlich gemeintes, strahlendes Lächeln, »ich danke Ihnen. Kommende Ereignisse werden zeigen, ob ich mich in ein Ungeheuer verwandelt habe.«
    »Sie treiben Schabernack mit dem Entsetzen anderer, Chef«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich habe Sie mehr als ein Mal gewarnt.«
    Lautlos klappte hinter uns die Muschel wieder zusammen, als wir nebeneinander zur Schleuse gingen. »Wenn wir Sie nicht besser kennen würden …«
    Sie ließ den Satz unbeendet. In einem Korridor trennten wir uns ohne ein weiteres Wort. Sie ging zurück zu Tristan und ihren Untersuchungen, ich bewegte mich in meine Kabine und programmierte die Weckautomatik für neunzig Minuten.
    Trotz meines besinnungslosen Verharrens in der Muschel war ich todmüde und schlief wieder ein, kaum dass ich mich ausgezogen und ausgestreckt hatte.
     
     
    Der Auslegereinbaum trieb mit der Strömung durch die Große Lagune über den Schaum der Brandungswellen dem Riff entgegen. Heaq lag ausgestreckt im Heck, das kurze Paddelruder auf den Knien, die Augen auf die Sterne und das Band des Götterweges gerichtet. Die Glut im Inneren der Lehmkugel roch stechend, ein dünner Rauchfaden wand sich aus der winzigen Öffnung.
    Heaq, der Nachtfischer, lauschte auf das Rauschen der Brandung, das allmählich lauter wurde. Wo der letzte Sturm mächtige Korallenbrocken vor dem Riff zusammengetragen hatte, brach sich die Strömung. Dort war die beste Stelle zum Feuerfischen.
    Die Insel, an deren Strand Heaqs Pfahlhütte stand, lag eine halbe Tageslänge vom Land entfernt. Vielleicht konnte er morgen Mittag für seinen Fang Dinge eintauschen, die er brauchte. Und wenn er nur kleine Fische fing, würde er auch nicht verhungern. Dann eben am nächsten Tag oder in der übernächsten Nacht.
    Unbewegt, riesig und geheimnisvoll strahlten die Sterne und spiegelten sich in den kleinen Wellen. Hin und wieder, meist dort,

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