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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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und silbern aufleuchten. Einige Hundert großer Vögel, in langen, V-förmigen Formationen, flogen in Richtung des Schilfs am Ufer des Goshun-Sees. Wir warteten geduldig.
    In mir war die Gewissheit, jede noch so schwierige Lage mit Leichtigkeit überwinden zu können, bis zum Höhepunkt angewachsen. Wir würden keinen einzigen »normalen« Bürger Terrania Citys schädigen. Der Spuk war spätestens heute Abend vorbei. Meine Spezialisten und die ausgesuchten Polizisten gehorchten mir aufs Wort. Baluchman und Anulphe – in 24 Stunden würden sie Geschichte sein. Alles in mir fieberte danach, einzugreifen, zu handeln, die Paralysatoren zu gebrauchen und Treffer zu erzielen.
    Viel zu langsam begann sich der Platz zu füllen. Hundert Männer und Frauen, zweihundert, dann mehr und mehr. Das Murmeln zahlloser Unterhaltungen drang als Geräuschbrei an unsere Ohren. Als ob sie unhörbaren Befehlen gehorchten, drehten sich die Versammelten in eine Richtung, hoben die Köpfe und blickten an einem schmalen Haus mit vielen Baikonen hoch.
    »Zielangabe.« Ich erkannte Milon Taffys raue Stimme. »Einer der Balkone im grünen Haus. Dort scheint sich der Redner aufzuhalten.«
    »Ich sehe es.«
    Gemurmelte Bestätigung der anderen Männer. Das Haus hatte im Erdgeschoss, unter einem Segel, das einem grünen Blätterdach ähnelte, ein Zoogeschäft und eine Tierhandlung, wie die Dekoration und die Aufschriften bewiesen.
    Jetzt standen vielleicht vierhundert Menschen dicht gedrängt auf dem Platz und bewegten sich unruhig. Die Jalousietüren im vierten Stockwerk öffneten sich, und Simmi Orloff kam heraus. Mit vier Schritten war er an der Brüstung, hob beide Arme und legte dann die Hände auf das Geländer. Er trug ein winziges Headset. Zwei junge Männer stellten im zweiten Stockwerk einige Hochleistungslautsprecher auf die Fenstersimse.
    »Bleibt ruhig! Schreit nicht. Kunshun wird bestehen! Heute Nacht sind viele Dutzend unserer besten Kämpfer in die anderen Stadtviertel eingesickert«, begann Orloff. Ein zufriedenes Stöhnen und Brummen, vereinzeltes Händeklatschen und einige unterdrückte Rufe kamen aus der Menge. Orloff bedeutete ihnen zu schweigen.
    »Jerx Glinder, unser unermüdlicher Freund, hat mit seinen jungen, flinken Spähern alles ausspioniert. Jeder von uns, hier auf dem Platz, ist von einem seiner Schützlinge verständigt worden und weiß, was er zu tun hat, und wo.«
    Zustimmendes Murmeln. Orloffs blaues Haar klebte schweißnass an seinem Kopf. Sein breites Gesicht, voller dunkler Bartstoppeln, glühte vor Begeisterung und Selbstbewusstsein. Ich spürte einen milden Windstoß. Eine morgendliche Brise wehte den Geruch der vielen Menschen zu uns herauf, ein Gemenge aus Staub, Schweißgeruch und anderen Gerüchen. Angenehmer oder unangenehmer Geruch! Gestank! Warnung! Witternde Tiere!
    Das Extrahirn sagte scharf: Tiere, selbst Ameisen, verständigen sich über Pheromone. Könnte nicht die Austernmuschel diese Wirkung hervorgerufen oder wenigstens verstärkt haben?
    Das wäre eine plausible Erklärung. Aber selbst der schärfste Geruchssinn eines Menschen würde nicht ausreichen, diese Vermutung zu bestätigen. Ein zweiter Mann erschien auf dem Balkon und stellte sich neben Orloff, der mit seiner Ansprache fortfuhr.
    »Ihr habt Explosionen gehört und das Feuer aus Thermowaffen gesehen«, rief er. Die Zuhörer lauschten gebannt. »Noch mehr Polizisten werden sich uns anschließen. In wenigen Tagen beherrschen wir die Stadt. Dann wird niemand mehr wagen, Kunshun infrage zu stellen. Dann diktieren wir den Mächtigen, was wir für richtig halten.«
    Jerx Glinder, dachte ich. Auch einer der Anführer. Seine Truppe bestand aus Jugendlichen, die sich unauffällig unter die Zivilbevölkerung mischten und nicht entdeckt wurden. Ich hob den Paralysator und stellte die Zieloptik ein. Glinders und Orloffs Oberkörper zeichneten sich im Fadenkreuz scharf ab.
    »Jeder kennt seine Aufgabe und sein Ziel«, rief Orloff. »Ihr habt eure Waffen. Wir haben uns versprochen, bei Sonnenaufgang loszuschlagen und die mutigen Vorauskommandos zu unterstützen. Bei Sonnenuntergang treffen wir uns wieder. Schlagt zu! Jetzt beginnt unser Siegeszug.«
    Ich sagte ins Mikro des Funkgerätes im Anzugkragen: »Ich hab Orloff und Glinder im Fadenkreuz. Feuer frei!«
    Während ich die geflüsterten Bestätigungen hörte und sah, dass sich die Menge zu zerstreuen begann, stellte ich den Schockstrahlprojektor auf schärfste Fokussierung ein, zielte und

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