Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
Vom Netzwerk:
nicht erklären ließ. Mein fotografisches Gedächtnis machte mich auf etwas aufmerksam. »In dem Wald, der uns angegriffen hat, drangen die Wurzeln auch an die Oberfläche. Tristan ist über eine gestolpert. Das wäre zwischen all diesen Baumriesen nicht ungewöhnlich, hätten sie nicht vom Wald aus auf das dahinter liegende freie Feld hinausgeführt.«
    »Ich habe es gesehen«, bestätigte Drays meine Erinnerung. »Ich habe nicht ständig darauf geachtet, doch ich glaube, die Wurzeln haben uns auf jedem Abschnitt unseres Marsches begleitet.«
    Plötzlich heulte Li auf. Er warf den Kopf in den Nacken und rief etwas Unverständliches. Seine Stimme war hohl und schien ihm nicht zu gehören. Gleich darauf blieb er stehen und sah wirr in alle Richtungen. Havedge redete auf ihn ein. Tristan starrte ihn an wie einen Fremden, dem er nie zuvor begegnet war, und stapfte weiter.
    »Er verliert die Orientierung«, sagte die Medikerin. »Das wird in immer kürzeren Abständen geschehen.«
    »Können Sie nichts tun, um ihn ein klein wenig zu stabilisieren?«
    »Gar nichts. Ist dieser Waheijathiu, den Sie ein paar Mal erwähnten, nicht dazu in der Lage?«
    »Er tut, was er kann. Die Kraft, die Tristan noch besitzt, bezieht er aus dem Gatusain.« Und aus seinem Hass gegen Gale.
    »Darf ich einen Verdacht äußern, Sir?«
    »Selbstverständlich.«
    »Die Verfolgung Greta Gales ist richtig und wichtig. Wir müssen sie aufhalten.«
    »Da sind wir einer Meinung.«
    »Bis wohin erfüllen wir damit unsere Pflicht als USO-Agenten, besonders Sie als deren Chef, und wo beginnt der Wille Waheijathius, der Sie antreibt? Denn das tut er doch, Sir? Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre.«
    Die Frage war ziemlich unverblümt. Ich hatte meinen Begleitern notgedrungen meine Sucht gestanden. Mehr preiszugeben behagte mir nicht. Ich suchte nach einer Antwort, die der Ärztin den Wind aus den Segeln nahm.
    Komm nicht auf die Idee, eine USO-Spezialistin anzulügen , warnte mich der Extrasinn. Zwangsläufig kommt der Tag, an dem du es dir vorwerfen würdest. Wenn dir nichts Besseres einfällt, schweig. Drays wird sich ihren Teil denken.
    Waheijathiu peitschte mich zwar voran, doch er beeinflusste mich nicht. Ich war jederzeit Herr meiner Gedanken und meines Willens. Sogar während eines Tiefs wusste ich, was ich tat. Statt zu schweigen, wechselte ich abrupt das Thema. »Ich frage mich, was Gale auf dieser Welt will. Es gibt keine Ortschaften, keine Infrastruktur, nichts was auf eine intelligente Planetenbevölkerung hindeutet.«
    »Vielleicht hat die ESHNAPUR den Planeten wieder verlassen«, ging Drays auf mein Ausweichmanöver ein.
    »Ohne den zweiten Sarkophag? Waheijathiu empfängt seine Ausstrahlung. Er ist noch hier.«
    »Das behauptet dieser mysteriöse Navigator. Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass er Ihnen etwas vormacht? Angeblich verfolgt der Navigator den Illochim seit Jahrtausenden. Da nimmt er es mit der Wahrheit vielleicht nicht mehr so genau, um endlich sein Ziel zu erreichen. Aber falls er Ihnen wirklich die Wahrheit mitteilt, haben wir Anlass zur Sorge. Denn wenn Waheijathiu Gasuijamuo wittert, ist das umgekehrt genauso.«
    Daran hatte ich bisher nicht gedacht, und Waheijathiu hatte nichts Entsprechendes angemerkt. Das hätte er getan, um nicht in eine Falle Gretas zu laufen. Also ahnte Gasuijamuo nicht, dass wir kamen. Oder?
    Richtig: Oder? , lamentiert der Extrasinn. Du drehst es dir, wie es dir am besten in den Kram passt. Das ist nicht deine Art, sondern ein Zeichen von psychischer Instabilität.
    Ich sah zu Li hinüber. Seine Schritte waren unsicher, was ihn nicht aufhielt. Er schleppte sich weiter. Sein Motor war der Hunger nach Rache, so wie die Gier nach Macht Greta Gale antrieb. Meine eigenen Intentionen waren nur edel und dienten dem Allgemeinwohl, konnte ich mir einen sarkastischen Seitenhieb gegen mich selbst nicht verkneifen. Dem Logiksektor schien es zu gefallen. Er schwieg.
    Ich versuchte abzuschätzen, wie viele Kilometer wir bis zum Abend hinter uns brachten, wie viele wir insgesamt in den vergangenen Tagen bewältigt hatten. Hundert, zweihundert? Ich vermochte es nicht zu sagen. Einmal erblickte ich Tiere am Himmel, Echsen mit beträchtlicher Flügelspannweite. Sie nahmen keine Notiz von uns, waren nicht einmal neugierig über die für sie ungewohnten Gestalten.
    Als die Dämmerung einsetzte, bekam Li einen Anfall. Er fiel auf die Knie und begann zu schreien. Sofort waren die Ärztin und ich bei ihm.

Weitere Kostenlose Bücher