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Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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diesem Haus wohnten augenscheinlich zahlreiche Kanacht auf engem Raum zusammen. Es gab kaum Platz für Privatsphäre, auch wenn eine Menge Durchlässe in angrenzende Bereiche führten.
    Sie waren unverschlossen. In Kunshun war es für Greta und Simmi selbstverständlich gewesen, sich überall dort zu lieben, wo es ihnen gerade in den Sinn kam, auch vor den Augen anderer. Nach der Flucht von der Erde und dem Einzug in ihr Quartier konnte sie sich nicht mehr vorstellen, wieder so zu leben. Sie wandte sich zur Tür, öffnete sie und verließ das Gebäude.
    Heyburn folgte ihr. »Ein tolles Volk, das du dir als deine ersten Untertanen ausgesucht hast. Das da drin hat alles bestätigt, was ich bisher gesehen und mir zusammengereimt habe.«
    »Betrachte es als Prüfung.« Greta hatte sich rasch wieder gefangen. Ein Stück abseits entdeckte sie Argoth. Er stand im Schatten eines anderen Gebäudes und beobachtete sie.
    »Reden wir noch einmal mit dem Ältesten«, regte Heyburn an, der Argoth ebenfalls gesehen hatte. »Denk, was du willst, aber er verbirgt etwas vor uns.«
    Greta schritt schnurstracks auf das Beiboot zu. »Vergiss ihn. Du hast gehört, was diese Jidside gesagt hat. Für Kanachtverhältnisse ist er steinalt und macht es wahrscheinlich nicht mehr lange. Was sollte er vor uns verbergen? Hör auf damit, Verschwörungen zu wittern. Wir haben alles unter Kontrolle.«
    Dass Greta genau in diesem Augenblick wieder von der Vision des unheimlichen Verfolgers heimgesucht wurde, verschwieg sie Svin. Sie beschleunigte ihre Schritte und floh in das bereitstehende Beiboot.
     
     
    Der Sippenälteste sah Greta Gale lange nach. Das kleine Schiff trug sie zu dem großen. In dessen Innerem gab es wahrscheinlich eine Menge davon. Sie erhöhten die Mobilität der Menschen. Argoth hielt das für eine praktische Erfindung, die er ähnlich entworfen hätte. Es gab viele Überlegungen zu technischen Einrichtungen. Die Kanacht waren geschickt in dieser Hinsicht, und Technik war ihnen kein fremder Begriff. Trotzdem hatten sie selbst auf technische Bauwerke verzichtet, weil die Zeit zu deren Errichtung fehlte. Die Aufrechterhaltung der Art und die Weitervermittlung von Wissen hatten stets im Vordergrund gestanden.
    Argoth begab sich zu seinem Bau, der unscheinbar am Rand des Dorfes lag. Er war kleiner als die meisten anderen, weil er nach der kurzen Phase der Wanderschaft sein Leben ohne Familie verbracht hatte und keine Anbauten hinzugekommen waren. Trotzdem war der Bau dank der vorangegangenen Generationen groß, viel zu groß für Argoth allein. Jeden Tag hatte er Unterricht abgehalten, zuletzt vor dem Erscheinen der Menschen. Niemand kam mehr, um ihm zuzuhören. Lieber lauschten sie auf dem Dorfplatz den Einflüsterungen Greta Gales.
    Er ging in den Gemeinschaftsraum, wo er jungen Kanacht Wurzel- und Himmelskunde gelehrt hatte. Mehr als ein paar Minuten des Verharrens gönnte er sich nicht. In ihnen reifte seine Entscheidung, das zu tun, was er schon in Uchtas Bau überlegt hatte. Die Menschen waren nicht als Freunde gekommen. Sie waren nicht länger willkommen. Besucher wie sie mussten vertrieben werden, damit ihr schädlicher Einfluss endete. Zeit war nun knapp geworden, jeder verbleibende Atemzug kostbar.
    Prächtig gediehen die Wurzeln am Boden, die alles auf Orgoch miteinander verbanden. Argoth entschied sich für einen besonders großen Ausläufer und klammerte sich mit seinen zwölf Zehen daran fest. Er spürte die Weiten seiner Welt, sah Gegenden, die er nicht einmal aus Erzählungen kannte. Er sah Wesen, und sie sahen ihn. Er empfing sie, wie sie ihn empfingen.
    Alles auf Orgoch ist miteinander verbunden. Alles Leben ist im Fluss und tauscht sich aus.
    Außer den Menschen, denn die Menschen waren als Eroberer gekommen. Eroberer. Der neue Begriff, den es zuvor nicht gegeben hatte, prägte sich in Argoths Verstand und eilte um die ganze Welt. Sie sind Eroberer. Nehmt euch vor ihnen in acht. Verjagt sie, bevor sie euch verderben.
    Es war getan. Es kostete Argoth Überwindung, sich von der Wurzel zu lösen. Gern wäre er die verbleibende Zeitspanne geblieben und an Ort und Stelle gestorben, wie er es sich immer gewünscht hatte. Greta Gale hatte diesen Traum zerstört.
    Argoth ergriff seinen Stock und verließ den Bau. Das Dorf begann bereits vor seinen Augen zu verschwimmen. Trotz allem lächelte er. Es war soweit. Er durchquerte das Dorf, ohne sich umzusehen, und ging mit schlurfenden Schritten zu dem Schiff der Fremden. Er

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