Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
auf Quinto-Center, und wenn Ihnen hier etwas passiert, bin ich es, die zur Rechenschaft gezogen wird. Wenn Ihnen also schon ihr eigenes Wohl nicht am Herzen liegt, dann denken Sie wenigstens an all die anderen, die Sie mit Ihrer Fahrlässigkeit in Schwierigkeiten bringen.«
»Das tue ich.« Der Unsterbliche blieb gelassen. Dennoch veränderte sich sein Lächeln unmerklich, und ohne dass es Decaree Farou an Einzelheiten hätte festmachen können, wirkte es plötzlich weit weniger freundlich.
»Wenn Sie Ihre persönlichen Nachrichten abrufen, werden Sie eine Mitteilung mit meinem USO-Überrangkode finden. Dort erkläre ich, dass die Zusammenstellung meines Trainingsprogramms ohne Ihre oder die Zustimmung eines anderen Kommandooffiziers erfolgt ist und spreche Sie von jeder Verantwortung frei.«
»Sie haben offenbar auf alles eine Antwort«, sagte Decaree. Ihr Zorn war keineswegs verraucht. Was Ronald Tekener getan hatte, war leichtsinnig und gefährlich gewesen. »Nichtsdestotrotz werde ich diesen Vorfall in den Logbüchern vermerken.
Sie sind hier an Bord einer USO-Station, Mr. Tekener, meiner USO-Station, um genau zu sein, und dort gelten gewisse Regeln. Auch für Sie!«
Der Terraner schien tatsächlich für einen Herzschlag überrascht. Dann fing er sich wieder und nickte bedächtig. »Sie haben recht, Ms. Farou«, sagte er. »Und ich bitte Sie noch einmal um Verzeihung. Ich habe Ihre Gastfreundschaft missbraucht, und das tut mir leid. Es wird nicht noch einmal vorkommen.«
»Entschuldigung angenommen. Im übrigen können Sie Ihren Fehltritt wiedergutmachen, indem Sie mir in einer anderen Sache helfen.«
»Nichts lieber als das. Schönen Frauen in Not beizustehen, war mir von jeher Verpflichtung und Vergnügen zugleich.«
Decaree Farou verzog das Gesicht. »So erzählt man sich«, gab sie spöttisch zurück. »Ziehen Sie sich etwas an und treffen Sie mich in zehn Minuten in Konferenzraum L-105. Pünktlich!«
»Was kann ich für Sie tun, Ms. Farou?«
Ronald Tekener trug eine dunkelgrüne Kombination, schwarze Stiefel und einen auffällig breiten, schwarzen Gürtel. Er hatte sich nicht nur in Rekordzeit angekleidet, sondern offenbar auch geduscht, sich frisiert und ein dezentes Parfüm aufgelegt. Nun saß er Decaree in dem kleinen, nahe der Hauptzentrale gelegenen Konferenzraum gegenüber und hatte sämtliche Allüren abgelegt. In der Trainingshalle war alles noch eine Art Spiel gewesen, ein unterhaltsames Geplänkel ohne größere Bedeutung. Jetzt allerdings war der Unsterbliche die personifizierte Aufmerksamkeit und dem Blick seiner hellblauen Augen schien nichts entgehen zu können.
»Lordadmiral Atlan ist nun seit beinahe zwei Wochen verschwunden«, kam Decaree ohne Umschweife zur Sache. »Vor kurzem erreichte mich der Report von Oberstleutnant Rasmus Araviak, Kommandant der MAESTRO, der die Lage im Zimthys-System untersucht hat. Von der ESHNAPUR fehlt demnach jede Spur. Ihre letzte Meldung datiert vom 31. Mai. Nach seinem Start von Orgoch hat der Kreuzer einen letzten Routinefunkspruch abgesetzt und dann Kurs auf die Erde genommen. Dort ist er jedoch nie eingetroffen. Karim Shoutain, der Kommandant der ESHNAPUR, erwähnte in seinem Bericht, dass der Lordadmiral erneut auf jene geheimnisvolle Fremde namens Trilith Okt getroffen und gemeinsam mit ihr an Bord ihres Diskusschiffes mit unbekanntem Ziel aufgebrochen ist. Unnötig zu sagen, dass sich Atlan seitdem nicht gemeldet hat.«
»Das ist in der Tat ungewöhnlich«, meinte Ronald Tekener und massierte sich nachdenklich das pockennarbige Kinn. »Natürlich wissen Sie so gut wie ich, dass sich der alte Beuteterraner seiner Haut sehr gut erwehren kann.«
»Es ist nicht nur die Haut des Lordadmirals, die mir Sorgen bereitet«, begann Decaree Farou. Der Unsterbliche hob beschwichtigend den rechten Arm und brachte sie damit zum Schweigen.
Ronald nickte. »Ich weiß«, sagte er und erhob sich, um sich an einem in der Ecke stehenden Getränkespender einen Kaffee zu holen. Der aromatische Duft des heißen Gebräus breitete sich im ganzen Konferenzraum aus.
»Wenn öffentlich bekannt wird«, fuhr er leise fort, »dass der Lordadmiral der USO verschwunden ist, dürfte das einige höchst unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen.«
»Sie untertreiben, Mr. Tekener«, behauptete Decaree und stand nun ebenfalls auf, um sich mit Kaffee zu versorgen. »Die Situation in der Milchstraße ist seit Jahrzehnten angespannt wie selten zuvor. Wussten Sie, dass
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