Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
zwischen mir und Waheijathiu bestehenden Übereinkunft.«
»Dann darf ich also vermuten, dass wir nach der Landung auf Shahimboba nicht an Bord der GAHENTEPE bleiben werden«, ignorierte ich den Umstand, dass mich Trilith wieder einmal vor vollendete Tatsachen stellte.
»Natürlich nicht«, sagte eine der Flundern mit tiefer Bassstimme. Sie war um einige Zentimeter größer und breiter als ihr Gegenstück, weshalb ich annahm, dass es sich um den Navigator handelte.
»Ich erwähnte bereits, dass auf diesem Planeten merkwürdige Dinge vor sich gehen. Wir werden direkten Kontakt mit dem Lotsen aufnehmen und über ihn eine Verbindung mit den Vertretern des Gremiums herstellen.«
»Wer sagt dir, dass man überhaupt auf dich hören wird? Du bist seit neuntausend Jahren Geschichte und nicht einmal ein vollwertiger Illochim. Verrate mir eines: Repräsentieren diese Flunderkörper die normale Gestalt deiner Artgenossen? Sehen alle Illochim so aus wie du?«
»Ist das von Bedeutung?« Waheijathiu wich wieder einmal aus.
»Für mich schon.«
»Eine deiner zahlreichen Schwächen, Atlan.« Der Navigator machte ein paar tänzelnde Schritte auf mich zu und ich widerstand dem Impuls, zurückzuweichen.
»Du und deinesgleichen«, fuhr Waheijathiu fort, »legen viel zu viel Wert auf das Äußere. Ihr verlasst euch auf das, was ihr seht, obwohl das nur ein Bruchteil dessen ist, was wirklich existiert. Deine Augen nehmen nur einen winzigen Ausschnitt des elektromagnetischen Wellenspektrums wahr, und doch akzeptierst du dieses im Vergleich vernachlässigbare Fragment der Realität als Fundament für alles, an das du glaubst und was du für die Wirklichkeit hältst.«
»Ich habe gelernt, mit meiner Unvollkommenheit zu leben«, sagte ich launig. »Und da du meine Erinnerungen kennst, weißt du sehr genau, welchen Schaden Zeitgenossen anrichten können, die sich für perfekt halten. Meiner Ansicht nach schadet dem Universum die Ausstattung mit einer guten Portion Mittelmaß nicht. Ganz im Gegenteil.«
»Bis zur Landung bleiben uns noch ein paar Minuten«, warf Trilith ein. »Warum setzt ihr eure philosophische Debatte nicht später fort und wir kümmern uns zunächst einmal um die naheliegenden Dinge?«
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, verließ sie den Hangar und schlug den Weg über den Kreisgang in Richtung Zentrale ein.
Waheijathiu und Gasuijamuo folgten ihr auf dem Fuß. Dabei konnte ich feststellen, dass sie sich in ihren Sujadin nicht nur überaus stabil, sondern auch flink bewegten. Die kurzen Trippelschritte erfolgten rasend schnell hintereinander und erzeugten ein leises Trommeln auf dem Boden.
Ich nehme an , wisperte der Extrasinn, du weißt, dass Waheijathiu dir einiges verschweigt.
Ja , gab ich mental zurück. Er hat gerade genug Informationen herausgerückt, um mich bei Laune zu halten. Das Spiel gefällt mir nicht, weil ich seine Regeln nicht kenne, aber ich habe es begonnen, also werde ich es beenden.
Eine brauchbare, wenn auch etwas blumige Analogie , stimmte der Logiksektor zu. Was immer die Illochim in der Milchstraße tun – es kann nicht schaden, darüber Bescheid zu wissen.
Nimmst du Waheijathiu seine Nächstenliebe ab? , fragte ich.
Keine Sekunde , antwortete der Extrasinn überraschend eindeutig. Sowohl auf der Erde als auch während der Ereignisse an Bord der ESHNAPUR und auf Orgoch hat er bewiesen, dass er keinerlei Skrupel besitzt, wenn es darum geht, seine Ziele zu erreichen. Er widerspricht sich selbst, wenn er auf der einen Seite den angeblich unter den Illochim gängigen Großmut rühmt, aber auf der anderen Seite seinem Kumpan Gasuijamuo an den Kragen will. Was mich zu einem weiteren Punkt bringt …
Seit die beiden Rudimentärbewusstseine einen Körper besitzen , ging ich auf die Analyse des Logiksektors ein, kommen sie offenbar prächtig miteinander aus. Ich habe die Hassimpulse des Navigators am eigenen Leib gespürt. Danach hätte ich erwartet, dass er Gasuijamuo geradewegs an die Kehle geht.
Der Extrasinn sagte nichts mehr.
Die Zentrale war mit Trilith und den beiden Sujadin bereits gut gefüllt. Ich drückte mich in eine Lücke zwischen zwei Aggregatblöcken und richtete meinen Blick auf den Nebelschirm. Die GAHENTEPE hatte den Antrieb abgeschaltet und sank auf ihrem Prallfeld der Oberfläche des Planeten entgegen. Der Raumhafen war in der Vergrößerung bereits in allen Einzelheiten zu erkennen. Überrascht stellte ich fest, dass dort unten etwa zwanzig weitere Diskusschiffe parkten,
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