Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
Energie wird den Meilern nicht einfach nur entzogen, die Systeme der Schutzanzüge verbrauchen sie .
Wie ist so etwas möglich?
Keine Ahnung , antwortete der Logiksektor.
Schließlich geriet der Hauptschacht des Minenkomplexes in unser Sichtfeld. Wir flogen in knapp fünfzig Metern Höhe zwischen zwei Fördertürmen hindurch. Der Nebel lichtete sich, als hätte ein Regisseur einen schmutzig-grauen Vorhang zur Seite gezerrt, um den Blick auf ein bizarres Bühnenbild freizugeben.
Waheijathiu und Gasuijamuo hatten unwillkürlich angehalten. Trilith und ich schwebten gemeinsam mit den beiden Sujadin dem grauschwarzen Boden entgegen und nahmen dabei jedes Detail der Umgebung in uns auf.
Der Hauptschacht durchmaß mindestens drei Kilometer. Das zeigten zumindest die Ortungsdaten an, denn sehen konnten wir den gegenüberliegenden Schachtrand nicht. Auch über der Mine lagen dicke Nebelschwaden. Rechts von uns streckte ein kranähnliches Gebilde die von Kabeln und dünnen Rohrleitungen flankierten Stahlfinger in den Dunst; auf der linken Seite waren mehrere fleckige Container zu erkennen. Die Verwitterung war teilweise so weit fortgeschritten, dass der Rost bereits große, ausgefranste Löcher in die Metallwandungen gefressen hatte.
Die gesamte Anlage machte einen verlassenen Eindruck. Nach hiesigen Verhältnissen war es früher Vormittag. Wenn in diesem Schacht also noch immer gefördert wurde, hätte man eigentlich etwas davon merken müssen.
»Individualimpulse«, hörte ich Triliths Stimme in meinem Helmempfänger. »Etwa einen Kilometer unter uns.«
»Wenn wir da runter wollen«, sagte ich und deutete auf das schwarze Nichts vor uns, »sollten wir uns beeilen. Mein Flugaggregat verbraucht inzwischen fast doppelt so viel Strom wie gewöhnlich. Falls sich die Entwicklung fortsetzt, ist der Meiler irgendwann überfordert – wenn nicht zuvor die Zuleitungen unter der Energielast zusammenbrechen.«
»Ich stimme Atlan zu«, meldete sich Waheijathiu zu Wort. »Das geschilderte Phänomen ist bekannt. Es tritt stets auf, wenn größere Mengen unbearbeitetes Arrachieda-Erz im Spiel sind.«
»Worauf basiert dieser Effekt?«, fragte ich.
»Ich bin kein Wissenschaftler«, erwiderte der Navigator. »Und im Moment ist es auch nicht wichtig. Wir sollten sofort aufbrechen, bevor die Anzüge komplett ausfallen und ein Abstieg nur noch zu Fuß bewältigt werden kann.«
Dieses Erz musst du dir bei Gelegenheit genauer ansehen , drängte der Extrasinn.
Das werde ich , gab ich mental zurück und folgte meinen drei Mitstreitern, die in die Mitte des Minenschachts schwebten und dort einen langsamen Sinkflug einleiteten.
Schnell ließen wir den Nebel hinter uns, und schon nach etwa hundert Metern tauchten die ersten künstlichen Lichtquellen auf, kleine, schwach leuchtende Positionslampen, die an den Wänden des Schachts angebracht waren und von feinmaschigen Metallgittern vor Geröll und Steinschlag geschützt wurden. In dem von ihnen erzeugten diffusen Dämmerlicht war die Umgebung nur undeutlich zu erkennen.
In unregelmäßigen Abständen führten bis zu drei Meter durchmessende Stollen tiefer in die Mine hinein. Vor den Eingängen hatte man schwere, im Fels verankerte Plattformen installiert, die zusätzlich von Seilen und Ketten gehalten wurden. Vereinzelt führten mit Drahtzäunen gesicherte Treppen von einer Plattform zur nächsten; ab und an standen auch wenig stabil wirkende Käfige, die an einer Art Flaschenzug hingen, als Transportmittel bereit.
Ein dumpfes Summen drang auf einmal an meine Ohren. Ich manövrierte elegant an einem armdicken Kabel vorbei, das sich von einer Seite des Schachts zur anderen spannte. Seine graubraune Ummantelung war an vielen Stellen schadhaft und teilweise schimmerten blanke Drähte durch das poröse Material. Überhaupt vermittelte die gesamte Mine nicht nur einen sehr alten, sondern vor allem einen sehr vernachlässigten Eindruck.
Das Summen wurde lauter. Wir hatten inzwischen rund achthundertfünfzig Meter zurückgelegt und trieben jetzt auf eine Ansammlung von kreuz und quer in die Felsen gehauener Nischen zu. Von dort drang die typische Geräuschkulisse einer größeren Menschenmenge zu uns herauf. Trilith hielt auf einen mit dicken Tauen gesicherten Holzbalkon zu, der sich an mehreren Nischen vorbei um die Hälfte des Schachtrands zog. Mindestens drei Dutzend ausschließlich humanoide Lebewesen wimmelten dort geschäftig durcheinander.
Die meisten der Umstehenden warfen uns
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