Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
Willst du Safira nicht küssen und mit ihr glücklich sein?«
Ich wollte das alles. Aber ich wusste, dass Alexander mich lediglich zu manipulieren versuchte. Der Captain wollte mich gegen Safira und Herward ausspielen. Und noch immer hatte ich nicht die geringste Ahnung, wieso ich als einziger wirklich unberührt war. Denn die anderen Unberührten wussten zumindest, was hier gespielt wurde.
Und selbst wenn wir den Reaktor retten konnten – wie sollten wir ihn Alexanders Zugriff entziehen, wenn wir uns nun auf einen Handel einließen?
Also musste ich bluffen.
Doch ich kam nicht dazu.
»Am Leben bleiben, Cockney«, sagte Alexander mit tiefer Überzeugung in der Stimme. »Darauf kommt es an.« Der Kommandant aktivierte die Sichtfunktion des Systems, und auf dem kleinen Bildschirm neben dem Schott tauchte das berühmte Captain-Alexander-Lächeln auf, mit dem er bislang Behörden jeglicher Couleur getäuscht hatte, selbst Reginald Bull und dessen Mitarbeiter. »Oder etwa nicht?«
Alexander bluffte und log. Ich konnte ihm einfach nicht vertrauen. Also hieß es jetzt: Alles oder nichts – genau, wie die Hmenuikigli es bestimmt hatten.
»Falsch«, sagte ich und griff nach der Sprengbombe, die Herward mir gegeben hatte. Ich musste sie nur berühren, um den Zünder einzuschalten.
»Nein«, sagte Safira. »Warte.«
Ich hätte am liebsten vergessen, dass ich nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie anzufassen. »Es ist vorbei. Nur wir vier sind noch übrig, und wir sind mittlerweile nah genug bei den Hmenuikigli, dass sie auch Alexander unter Kontrolle bekommen können.«
»Was haltet ihr davon ?«, fragte der Captain und grinste breit. »Seht mal auf eure Messinstrumente.«
»Er hat aufgegeben«, sagte Herward.
»Die Hmenuikigli«, bestätigte Safira.
Die beiden losten mit den Fingern, nach Art des alten Kinderspiels »Schere-Stein-Papier«, um zu bestimmen, wer als erster das Risiko eingehen musste, die Maske abzunehmen und die Luft zu atmen.
Solche Experimente waren natürlich gegen alle Vorschriften, doch die Vorschriften waren seit der ersten Schlägerei an Bord der EX-2714 nichts mehr wert.
Safira gewann – oder verlor, je nachdem – und nahm die Maske ab. »Wir müssten eigentlich schon längst Luft haben«, sagte sie.
Ich erinnerte mich an etwas. Luft …
Zögernd nahm auch ich die Sauerstoffmaske ab, bereit, sie sofort wieder aufzusetzen. Doch nichts geschah. Ich konnte atmen. Ich nahm einen tiefen Atemzug, und dann noch einen. Es war nicht nur Luft vorhanden, sie war auch einigermaßen warm. Die Kälte des Weltraums war wieder zurückgedrängt worden. Der absolute Nullpunkt stellte keine akute Bedrohung mehr dar.
Nach einem Augenblick tat Herward es meinem Beispiel gleich. Kurz darauf atmete auch mein Kabinengenosse erleichtert auf. Wir hatten wieder Luft!
Das Schott der Feuerleitzentrale öffnete sich, und Captain Alexander trat heraus. »Die Hmenuikigli haben mich berührt «, sagte er. »Wir sind die letzten.«
»Ich will nicht sterben!«, schrie Herward und warf sich auf den Captain.
Alexander blieb stehen wie ein Fels in der Brandung, packte Herwards Arm, riss ihn hoch, schloss die Finger um die Hand des Angreifers und verstärkte den Griff.
Es knackte laut und vernehmlich.
Er hat ihm die Finger gebrochen! , dachte ich entsetzt.
Als es den Anschein hatte, dass Herward die Schmerzen keine weitere Sekunden würde aushalten können, ließ Alexander den Techniker endlich los. »Er ist vollbracht. Sie haben mich berührt .«
»Wir wissen es«, sagten Safira und Herward wie aus einem Mund.
Herward kniete zahm wie ein Kätzchen nieder und spreizte die Arme. »Die Hmenuikigli heißen mich willkommen.«
Captain Alexander schoss ihm mit dem Strahler den Kopf weg. Er hatte Herwards Fehler vermieden und die Waffe auf die höchste Leistung eingestellt. Die Halsschlagader wurde sofort kauterisiert, es floss kein einziger Tropfen Blut.
Im Gegensatz zu Herward ist und bleibt Alexander ein Profi , dachte ich.
Safira und Alexander sahen sich an. Sie in einer zerrissenen, fast durchsichtigen Bluse, er scheinbar zehn Jahre älter als noch vor zwei Stunden.
Die Frau drehte sich zu mir um. »Ich hätte gern mit dir geschlafen«, sagte sie. »Du warst die logische Wahl. Alle anderen hätten mir auch genügt, aber dich musste ich beschützen. Leg dich in einen Regenerationstank.«
Ich schluckte.
»Unsere körperliche Nähe hätte mir die Illusion gegeben, dass nicht alles vorbei ist«, fuhr sie
Weitere Kostenlose Bücher