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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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zusammenzucken. Sie riss die Augen auf und versuchte herauszufinden, woher es stammte. Etwas bewegte sich im Dunkeln, kam langsam auf sie zu.
    Automatisch tasteten ihre Finger nach dem Griff des Kombistrahlers. Sie wusste, dass man fast ausschließend konnte, dass ein Eindringling unbemerkt an den drei Robotern vorbeigekommen war.
    Naileth schob die Waffe langsam unter der Thermoplast-Decke in die Richtung, aus der sie die Geräusche hörte.
    »Lass den Strahler stecken, Naileth«, flüsterte eine vertraute Stimme. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Santjun.
    Naileth fühlte, wie sich die feinen Härchen an ihren Armen aufrichteten, als sich der Risiko-Spezialist in der Dunkelheit an ihr Lager kniete.
    »Was wollen Sie, Major?«, fragte sie ungelenk.
    Eine blaue Leuchtquelle flammte drei Handbreit vor ihrem Gesicht auf. Das Display von Santjuns Kom-Armband. Geblendet schloss Naileth die Augen.
    »Ach komm, Naileth«, erklang die weiche Stimme des Agenten. »Darüber sind wir doch längst hinaus. Naileth?«
    Vorsichtig öffnete sie die Augen, blinzelte und blickte in Santjuns Gesicht.
    Es war fast ein wenig wie Heimkommen. Wenn man die Tür öffnet und es nach zu Hause riecht. Alles ist vertraut und – eben – heimelig.
    Genau so fühlte sie sich in diesem Moment, als Santjun so nahe bei ihr war wie noch niemals zuvor. Das Gesicht, das sie zwischenzeitlich bis in jede kleinste Falte hinein kannte, das aber immer unerreichbar gewesen war. Nicht, weil sie davon ausging, bei einem Mann wie Santjun chancenlos zu sein, sondern weil sie ihn gar nicht hatte erreichen wollen .
    »Was willst du ?«, fragte sie und schob sich zwei Zentimeter von Santjun weg.
    Ein Hauch von Traurigkeit umwehte sein Gesicht. Die blauen Augen – vom Display dramatisch beleuchtet – schienen sie wie Lanzen zu durchbohren. Sie fühlte, dass sich ihr Herz öffnete wie eine Blüte nach dem Regen.
    »Du musst mir helfen, Naileth. Ich kann nicht mehr länger warten.«
    »Worauf kannst du nicht mehr warten?«
    »Ich will nicht sterben, Naileth.«
    »Ich will nicht, dass du stirbst.«
    Naileth biss sich auf die Zunge. Wie konnte sie solch banales Zeugs rauslassen? Sie hatte Galaktomedizin studiert, sich in der USO hochgedient und Sternenschiffe kommandiert.
    Und nun? Nun sah sie in diese absolut klaren Augen, roch die herbe Männlichkeit Santjuns, dessen Leben vor kurzem noch an dem dünnsten aller Fäden gehangen hatte. Und sie, die Welt, die abstrakte Bedrohung durch die uralten Monolithen – alles schien in diesem Moment zu existieren aufgehört zu haben.
    Es gab nur sie und diesen Mann – sonst nichts.
    »Ich brauche den Silberschmuck.«
    Mühsam klärten sich ihre Gedanken. Zurück blieb ein Gefühl der Traurigkeit. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht darüber sein sollte, dass Santjun nur wegen des Schmucks zu ihr gekommen war.
    Naileth hob die linke Hand, ihre Finger zitterten, als sie sie nach Santjuns Gesicht ausstreckte. Sie wollte nur kurz seine Wangen berühren, sie fühlen.
    Naileth schaffte es nicht. Sie konnte den Abgrund nicht überwinden, der zwischen ihnen lag.
    Santjun ergriff ihre ausgestreckte Hand. Umschloss sie mit seinen kalten Fingern, führte sie zu seinem Mund und küsste die Fingerkuppen. Unsäglich langsam. Abgrundtief traurig.
    »Es wäre …«, begann er.
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn, bevor er etwas sagen konnte, das sie nicht hören wollte.
    Sie griff nach dem weichen Innenteil des Rückentornisters, das ihr als Kopfkissen gedient hatte, und zog das Bündel mit dem Silberschmuck hervor.
    In Santjuns Gesicht arbeitete es. Behutsam näherte er sich ihr, die bebenden Lippen eine Spur geöffnet.
    »Nicht«, sagte Naileth.

 
    Kapitel 15
     
     
    Der erste Morgen: Atlan
     
    Ich rieb mit dem Ärmel meiner Kombination über das kleine Fenster, doch gegen die ölig-harzige Kruste, die sich über Jahrzehnte hinweg abgelagert hatte, kam der schmutzabweisende Uniformstoff nicht an. Mehr als verschwommene Eindrücke von Magoria erhielt ich durch die Schlieren hindurch nicht.
    Blicke nicht hinaus, blicke in dich hinein , riet mir der Extrasinn. Du musst eine Reihe von wichtigen Entscheidungen treffen.
    Es war morgens kurz vor elf Uhr nach offizieller terranischer Zeitrechnung. In der Region von Magoria brach gerade ein neuer Tag an. Draußen auf der Straße des 48. Kreises, an den die Fabrik grenzte, wurden die ersten Stimmen der Passanten hörbar.
    Die anderen schliefen noch. Ich hatte mich vor wenigen

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