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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Quergasse, in der sie dem Abwasserkanal entstiegen waren, mussten sie zum nächsten leerstehenden Haus nur fünf Hauseingänge passieren.
    Beim Näherkommen schwang die Tür lautlos auf. Naileths Hand verharrte auf dem Griff ihres schweren Kombistrahlers. Calipher-SIM ging einfach an ihr vorbei und verschwand im Hauseingang. Er hatte das elektronische Schloss mittels Funkwellen geöffnet.
    Die Gäa-Geborene sah sich noch einmal um und folgte dem Roboter. Hinter ihr schloss sich die Tür mit einem metallischen Knacken.
    Undeutlich sah sie auf der rechten Seite die Umrisse einer Tür und links Treppenstufen, die in den oberen Stock führten. Es war so dunkel, dass selbst der RLV-Modus des Anzugs zu, wenige Daten erhielt, um ihr ein deutlicheres Bild zu liefern. Auch Calipher-SIM war mehr zu erahnen als zu sehen. Er bewegte sich zielgerichtet und benutzte das Flugaggregat anstatt seiner Stelzbeine, um die Treppe zu erklimmen.
    Ein undeutliches Gefühl des Misstrauens ergriff von Naileth Besitz. Sie sagte sich, dass Atlan mit seiner vieltausendjährigen Erfahrung dem Roboter vertraute und sie sich dem vorbehaltlos anschließen sollte. Doch das Bauchgefühl war stärker als die logischen Argumente des Kopfes.
    Der vormalige GLADIATOR-Roboter entwickelte sich zu einem hochkomplexen Verschmelzungsprodukt zweier interessanter Technologien – und schien dadurch neue, höchst unerwartete Fähigkeiten entwickelt zu haben. Besonders das wachsende Selbstbewusstsein erschien Naileth fast grotesk, um nicht zu sagen gefährlich.
    »Hier«, schnarrte die künstliche Stimme des Roboters, als sie den kleinen viereckigen Raum im dritten Stock des schmalen Hauses betraten. Eine einfache Pritsche ragte aus einem Abfallberg heraus. Durch ein einziges Fenster fiel fahles Licht in den Raum.
    Calipher-SIM stampfte durch den Abfall darauf zu.
    »Von hier aus hat man direkte Sicht auf den Herrscherpalast«, sagte er.
    Naileth trat neben ihn und blickte hinaus. Tatsächlich sah sie durch die Quergasse der nächsten Krocht und über die niedriger gebauten Häuser der fünf inneren Krochten die mächtige Felsnadel. Scheinwerfer beleuchteten sie gleichmäßig bis hinauf zum Schutzschirm, der leicht grünlich waberte und sich wellte wie eine Schicht Leuchtalgen auf dem Monzuna-See auf Gäa, den sie in ihrer Kindheit mit ihrem Vater oft besucht hatte.
    Die Felsnadel, die an ihrer Basis immerhin etwa 200 Meter maß, schien – abgesehen von mehreren bogenförmigen Toren – bis in eine Höhe von 150 Metern aus unbearbeitetem Fels zu bestehen. Anschließend folgte die erste von zwölf Fensterreihen des Palastes. Dazwischen zeichneten sich mehrere verschachtelte Erker und zwei Balkone ab, die rund um die Nadel führten. Klobig wirkende Personen patrouillierten in unregelmäßigen Abständen auf ihnen.
    Weiter oben ragten die vier riesigen Muscheln heraus, deren obere Hälften durch den Schutzschirm traten. Mit ihnen wurde Magorias Luft vom Kohlendioxid gereinigt und mit Sauerstoff versetzt, der aus hundert Meter tief liegendem Wassereis gewonnen wurde. Sie wären sogar in der Lage gewesen, das Gasgemisch der Shenzen-Atmosphäre von den Giftstoffen zu reinigen und Ozon in Sauerstoff umzuwandeln, falls dies einmal vonnöten sein sollte. Dies hatte Calipher-SIM jedenfalls nach der Auswertung der erbeuteten Daten berichtet.
    Der Herrscher über diesen Palast hielt gleichzeitig den Schlüssel zur Macht über Magoria in den Händen. Wer die Luftaufbereitungsanlagen und den Schutzschirm kontrollierte, herrschte über Magoria. So einfach war das.
    Naileth blickte auf die dunklen Umrisse Calipher-SIMS. Erneut wurde sie von einem Gefühl aufziehenden Unheils gepackt. Sie wusste, dass es ein irrationales Gefühl war und doch hätte sie in diesem Moment alles darauf verwettet, dass Calipher-SIM etwas im Schilde führte.
    Mit einem Schaudern erinnerte sie sich daran, dass Atlan ihm, um Santjun zu retten, seinen Zellaktivator anvertraut hatte. Naileth kannte in der Milchstraße nichts, das kostbarer war als eines dieser Geräte, die vom dem Geisteswesen ES ausgegeben worden waren und relative Unsterblichkeit verliehen. Wie groß musste das Vertrauen des Lordadmirals in diese … Maschine sein, dass er ihr den Aktivator überließ?
    Oder – und dieser Gedanke beunruhigte sie noch um ein Vielfaches mehr – war Atlans klares Urteilsvermögen durch die Ereignisse der letzten Tage eingeschränkt worden? Diese geheimnisvolle Vitalenergiekopplung, die ihn sogar in ein

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