Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Koma hatte stürzen lassen, die galaktische Bedrohung durch die Monolithen, das Transportsystem zwischen ihnen … Konnte die Summe dieser Ereignisse sogar einem Elftausendjährigen in einem Maß geschadet haben, dass er nicht mehr vernunftgemäß entscheiden konnte?
Naileth wischte den Gedanken beiseite. Sie durfte sich nicht verrückt machen lassen. Sie hatten eine Aufgabe, die es zu erfüllen galt. Und Vertrauen war der Schlüssel dazu.
Stumm wartete sie darauf, dass der Roboter etwas herausfand.
Calipher-SIM
Das Denken des Roboters verlief gleichzeitig in mehreren thematisch strukturierten Sektoren ab. Auf der untersten Ebene – direkt oberhalb der Basisprogramme – erfolgte unverändert die Defragmentierung und Rekonstruktion seines Ursprungswissens. Mittlerweile hatte er fast sechzig Prozent der originalen Daten entschlüsselt und neu geordnet. Calipher-SIM hütete sich aber davor, zu diesem Zeitpunkt bereits tiefgehende Rückschlüsse zu ziehen, selbst wenn er für sein Selbstverständnis den Nachforschungen über Anat Serkuloon die höchste Priorität zuordnete. Oder genau deswegen. Calipher-SIM durfte diese wichtigen Daten nur in ihrer Gesamtheit abschließend beurteilen. Er wusste , dass sie den Schlüssel zu seiner Bestimmung beinhalteten. Erst nach ihrer vollständigen Auswertung würde er entscheiden können, wie er weiter verfahren würde. Auf der nächsthöheren Ebene befasste er sich mit seiner aktuellen Situation. Aus der Verhaltensmatrix Atlans und der anderen Entscheidungsträger berechnete er, dass sie ihm nur eine untergeordnete Funktion zumaßen. Sie sahen in ihm ein Werkzeug, mit dem sie ihre Pläne verfolgen konnten – und darüber hinaus eine interessante Datenquelle, da er gewissermaßen eine aktive Verbindung mit der Vergangenheit darstellte.
Was aber würde geschehen, wenn sie der aktuellen Situation Herr wurden? Wenn sie der sogenannten Silberherren habhaft geworden waren und daran gingen, die Monolithen zu beherrschen, oder – was eine höhere Wahrscheinlichkeit aufwies – sie zu vernichten? Würde dies nicht höchstwahrscheinlich im Widerspruch zu seiner Bestimmung stehen, die er auf der untersten Ebene noch ermitteln musste?
Die Daten, die er laufend gewann, deuteten immer klarer darauf hin, dass er sich von Atlan würde lösen müssen, bevor die USO eingriff, deren Rolle, Aufbau und Vorgehensweise er nun durch die Daten des GLADIATOR-Roboters verstand.
Bis zu diesem Zeitpunkt erschienen ihm seine Ziele mit denen Atlans deckungsgleich. Ergo würde er vorläufig auf seiner höchsten und aktivsten Ebene weiterhin als loyales Werkzeug des Arkoniden fungieren.
Dank seiner räumlichen Nähe zur Felsnadel gelang es ihm, in den Datenstrom des palastinternen Netzwerkes einzudringen. Das System war – wohl aufgrund der auf Shenzen nur in begrenztem Umfang verfügbaren Technologie – nicht gegen sein Eindringen gehärtet. Er benötigte nur wenige Zeiteinheiten, um sich selbst mit einem gespiegelten Überrang-Profil zu autorisieren. Danach hatte er nicht nur Zugriff auf die Kommunikations- und Steuersysteme des Palastes, sondern auch auf die Luftaufbereitungsanlagen und den Schutzschirm.
»Ich bin soweit«, sagte er.
Naileth
Naileth atmete tief durch. Die Anspannung, die sich in den letzten Minuten aufgebaut hatte, verebbte. Sie sah auf ihr Chronometer. Im fernen Terrania war vor wenigen Minuten der 28. April 3112 angebrochen, und auch hier in Magoria begann ein neuer Tag. In vier Stunden würde die Sonne aufgehen. Einen flüchtigen Moment lang dachte sie an DeKamps Stern, die Sonne, die ihre Kindheit und Jugend erhellt hatte.
»Sende Atlan den vereinbarten Rafferspruch«, befahl sie dem Roboter. »Wir werden nun in unser Hauptquartier zurückkehren und die letzten Vorbereitungen treffen.«
Vielleicht finde ich sogar noch ein paar Stunden Schlaf , fügte sie in Gedanken hinzu.
Kapitel 25
Offensive: Atlan
Auf Terra schrieb man den 28. April 3112, nach offizieller Zeitrechnung war es fünf Uhr morgens. Ein neuer Tag hatte auch auf Shenzen angefangen – es war der sechste, seit wir von dem Monolithen auf dem Giftplaneten ausgespien worden waren.
Ich hatte meinen Zellaktivator wieder an Calipher-SIM übergeben und Poltor, Naileth Simmers, Ramit Claudrin, Amelia Marcos, Torben Santorin und den Lemurer-Roboter in unser aktuelles Hauptquartier beordert. Wir standen um den Tisch, auf dem Poltor eine detailreiche Karte Magorias
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