Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
hätte er meiner Meinung nach etwas lockerer auf Moorns Aussage reagieren können.
Noch einer, der mit mir übereinstimmt , meldete sich mein Extrasinn. Du solltest öfter auf die Leute hören, wenn du schon nicht meine Ratschläge befolgst.
Höre ich da etwas wie Eifersucht heraus? , erkundigte ich mich bei meinem zweiten Ich.
Unsinn, darüber bin ich erhaben. Eifersucht kenne ich überhaupt nicht. Alle meine Bemerkungen sind streng logischer Natur.
Natürlich, wie konnte ich nur zweifeln , stichelte ich, doch ich erhielt keine Antwort. Vor einigen Tagen hatte ich den Logiksektor schon einmal der Eifersucht bezichtigt, als wir uns auf Shenzen befunden hatten, dem dritten Planeten der Sonne Tainor, 21.192 Lichtjahre von Sol entfernt.
Auch damals hatte mir mein anderes Ich keine Antwort gegeben.
Während ich mich mit meinem Extrasinn unterhielt, hatte Major Moorn die SERT-Haube wieder vollständig über sein Gesicht gezogen. Er konzentrierte sich auf den Anflug in einen Orbit um die Erde. Auf diese Weise musste ich nicht auf seine Bemerkung antworten. Eine Antwort hätte ohnehin nur wie eine Rechtfertigung geklungen.
Irgendwo hatte er zweifelsohne recht, denn Santjun hatte sich in den letzten Wochen sehr verändert. Nicht nur körperlich – der Silberschmuck hatte Herz, Lunge, Magen, Leber und Nieren meines Untergebenen verändert – sondern auch seelisch.
Santjuns Charakter wurde dunkler und kompromissloser, blieb meiner Meinung nach aber grundsätzlich positiv. Nur stand ich mit meiner Einschätzung offenbar ziemlich alleine da.
»Hören Sie nicht auf ihn, Sir«, bat mich Oberst Kolln. »Major Moorn ist zweifelsohne mein bester Mann, aber wenn ihm etwas widerstrebt, trägt er sein Herz auf der Zunge.«
»Es ist sein gutes Recht, eine eigene Meinung zu besitzen, auch als Soldat«, verteidigte ich den Major. »Sie dürften ebenfalls froh sein, Santjun abliefern zu dürfen.«
»Darüber steht mir kein Kommentar zu.«
Das fand ich ausgesprochen schade, aber Gortan Kolln war in diesem Punkt zu sehr Soldat nach der Devise: »Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.« Aufgrund seiner Nichtantwort wusste ich dennoch, wie ich ihn einzuschätzen hatte.
»Ich hätte mir trotzdem gern angehört, was Sie darüber denken, Chepteyn«, sagte ich, doch Oberst Kolln hatte gerade eine Meldung des Funkoffiziers, Major Yelto Trant, entgegengenommen. Dessen raue, emotionslose Stimme war unter Millionen anderen herauszuhören. Eine Eigenart Trants war der starre Blick, mit dem er Leute anstierte, während er redete. Die meisten Menschen fühlten sich unsicher in seiner Nähe. Ich nicht, mir waren Männer seiner Art seit jeher sympathisch.
Santjun besaß außer mir also nur eine Fürsprecherin: Naileth Simmers, die ehemalige Kommandantin des schnellen Kreuzers IMASO. Seit das USO-Raumschiff der STAATEN-Klasse über dem Dschungel des Mondes Lumbagoo abgeschossen worden war, kümmerte sie sich hingebungsvoll um den Risiko-Spezialisten. Manchmal erschien es mir, als würde Santjun als Ersatz für ihr Raumschiff dienen. Zumindest würde sie noch einige Zeit benötigen, bis sie den Verlust ihres Kommandos und ihrer verstorbenen Leute überwunden hatte.
Auf der anderen Seite war es natürlich gut, dass sie für den USO-Spezialisten sorgte. Santjun hatte schon einige Untersuchungen hinter sich und würde nach Ankunft auf der Erde noch weitere Checks über sich ergehen lassen müssen.
Auf Shenzen hatte er Snuxx genommen, eine Mischdroge aus Snoxin und Nikotin. Auf der Medostation der MORPHEUS war er von den Medikern unter Leitung Melter a Dorins entgiftet worden. Auch wenn ihm das Zeug geholfen hatte, die Aggressionen aus dem Silbermetall zu kontrollieren und sich zu konzentrieren, durfte ich Drogenmissbrauch im Einsatz auf keinen Fall gutheißen; außerdem besaß er kein Snuxx mehr, hätte also sowieso unter Entzugserscheinungen gelitten. Medikamente sorgten dafür, dass er den Entzug einigermaßen gut verkraftete.
Seine Veränderung schritt tagtäglich weiter fort. Das Silbermetall war als Geflecht semimetallischer Fasern tief in seinen Körper eingedrungen. Seine Haut wirkte trocken und runzelig, sie verfärbte sich leicht silbrig und zeigte winzige, fraktale und sich permanent verändernde Oberflächenmuster. Nach anfänglichen Fieberschüben war sein körperlicher Verfall durch die Anwendung des Silbermetalls weitgehend gestoppt worden; die Organfunktionen wurden vom Silbermetall gestützt.
Das aus polykristallinen Ausflüssen
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