Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
handelte. Er sprang zurück und versuchte, sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Sein Instinkt hatte ihm einmal mehr das Leben gerettet. Ryhan hatte weniger Glück. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Stelle, an der sie soeben noch gestanden hatte und jetzt ein riesiger Geröllberg den Stollen verstopfte.
Telton Kort blieb stehen. Es hatte den Anschein, als wäre er mitten in der Bewegung eingefroren. Die verstrichene Zeitspanne kam ihm einerseits unendlich lang, andererseits unsagbar kurz vor. Als ob er Zeitlupe und Zeitraffer in einem erleben würde.
Als er sich aus seinem Schockzustand befreit hatte, rief er hastig seine Kollegen über Funk herbei. Danach versuchte er, Zehra über die Helmverbindung zu erreichen, doch die Verbindung blieb tot. Mit bloßen Händen versuchte er, die Steine beiseite zu schieben.
Endlich hatten ihn die acht Leute seines Teams erreicht. Gemeinsam räumten sie die Steine aus dem Weg, allen voran der bullige Ransonn Straika. Wie ein Bulldozer bahnte sich der Epsaler eine Spur, ohne darauf zu achten, dass sein Anzug hierbei beschädigt werden könnte. Die Wärmeentwicklung in dieser Tiefe war lebensbedrohlich; selbst wenn die Luft atembar gewesen wäre, die Hitze konnte kein Mensch überstehen.
»Meint ihr, dass wir es wagen können, einen Desintegrator oder einen Thermostrahler einzusetzen? Auf diese Weise könnten wir die Steine schneller entfernen«, fragte Mischon Arrt. Der kleine dürre Ferrone behauptete gegenüber seinen Kollegen immer, nur ein Gastarbeiter zu sein. Als er die entsetzten Gesichter seiner Gefährten sah, fügte er hinzu: »Wir könnten ja auf kleinstmögliche Dosierung stellen.«
»Bist du wahnsinnig, Mischon?«, schimpfte Straika so laut, dass seine Kollegen ächzten und die Leistung ihrer Empfänger drosselten. »Zehras Anzug besitzt weder Kristallfeldintensivierung noch Beschussverdichtung. Außerdem hast du anscheinend vergessen, dass unsere Strahler mit Halman-Kontakten versehen sind.«
Ein Desintegrator war in der Lage, die elektrostatischen Bindungskräfte zwischen Molekülen zu neutralisieren. Die beschossene Materie löste sich in dem betroffenen Bereich ohne Wärmeentwicklung zu atomarem Feinstaub auf. Halman-Kontakte verstärkten die Wirkung des Desintegrators. Kristallfeldintensivierung und Beschussverdichtung wiederum steigerten die Resistenz der behandelten Materie gegenüber dem Desintegrationsstrahl.
Mit anderen Worten: Wenn der grünliche Desintegrationsstrahl auf ein Wesen traf, in diesem Fall auf die Terranerin unter dem Geröllberg, dann wurde es zusammen mit den Steinen restlos aufgelöst. Ransonn Straikas Unmut war also verständlich.
»Es war ja nur ein Vorschlag.« Mischon Arrt hob die Hände abwehrend in Brusthöhe. Seinem Tonfall war anzuhören, dass er gereizt war.
Telton Kort und Ransonn Straika ließen den Ferronen einfach stehen und setzten ihre Arbeit fort. Sie durften nicht noch mehr Zeit verlieren. Möglicherweise war Zehra Ryhan schwer verletzt, weil ihr Schutzanzug defekt war, oder gar erstickt. Dann kam jede Hilfe zu spät.
Auch wenn Zehra manchmal wie ein Fremdkörper im Team war: Sie würden sie nie im Stich lassen. Die Männer verstärkten ihre Anstrengungen, um die kleine zierliche Frau zu retten.
»Hier ist nichts«, stellte Mischon Arrt fest. Sie gruben bereits seit mindestens zehn Minuten nach ihr. Ein kleiner Hügel von etwa eineinhalb Metern Höhe und die ganze Gangbreite waren übrig geblieben. Doch Zehra war nicht da.
Der Epsaler richtete sich langsam auf. »Wir müssten doch jetzt wenigstens ihre Arme oder Beine sehen – aber da ist nichts!«
»Bist du wirklich sicher, dass sie hier gestanden hat, als die Steine herabkamen?«, erkundigte sich Arrt. Er war ein Durchschnittsmitglied seines Volkes: 1,56 Meter groß, mit blauer Haut und kupferfarbenen Haaren und an eine Schwerkraft von 1,4 Gravos gewöhnt. Dass seine tiefliegenden Augen unter der vorgewölbten Stirn kaum zu sehen waren, daran hatten sich seine Begleiter erst gewöhnen müssen.
»Ich habe doch selbst hier gestanden und bin nur durch Zufall entkommen«, verteidigte sich Kort. Er schwankte zwischen Zorn und Ratlosigkeit. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass Zehra nur mit ihm spielte, deshalb behauptete er: »Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich nicht unter Wahnvorstellungen leide.«
»Außerdem antwortet sie nicht auf Funkrufe«, fügte Straika hinzu.
»Aber sie hat hier gestanden, an diesem Fleck und nicht
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