Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
keine Zeit, um darüber zu diskutieren, aber wenn die Monolith-Krise vorüber ist, müssen wir uns ernsthaft unterhalten.«
»Wird mir ein Vergnügen sein«, behauptete ich, scheinbar gutgelaunt. »Denn dann hast du einen guten Grund, dich bei mir für dein Misstrauen zu entschuldigen.«
Kopfschüttelnd verließ mich Perry. Ich hörte ihn noch etwas vor sich hin brummen, aber das war mir ziemlich egal. Hätte ich ihn etwa fragen sollen, ob er noch einen Zellaktivator für Santjun und einen für mich in Reserve hätte, damit wir die Vitalenergiekopplung überlisten könnten?
Sowohl Santjun als auch mir war die Vitalenergiekopplung in all ihrer Tragweite nun klar. Die Situation war für uns beide äußerst bedrohlich, und eine Lösung noch nirgendwo in Sicht.
»Hoffentlich habt ihr ihn jetzt nicht verärgert«, sagte Naileth Simmers und fuhr sich mit einer Hand durch die gewellten kurzen blonden Haare. »Der Großadministrator sah nicht sehr zufrieden aus.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Er regt sich auch wieder ab. Ich habe das schon oft erlebt, wenn wir gegensätzlicher Meinung waren. Alles halb so schlimm«, beruhigte ich sie. Ich blickte auf mein Chronometer. »Und jetzt muss ich zu meinem anderen Sorgenkind.«
Und das hieß Iasana Weiland. Die Versorgungsoffizierin der IMASO wurde im gleichen Medo-Center behandelt wie Santjun. Es war allen ein Rätsel, weshalb sie nicht aus dem Koma erwachte, in dem sie lag, seit Onjar Marik sie von der Balkonbrüstung des Herrscherpalasts von Magoria in die Tiefe geworfen hatte.
Naileth Simmers und Santjun begleiteten mich in die Intensivstation von Imperium-Alpha. Gemeinsam verbrachten wir eine halbe Stunde am Bett von Iasana Weiland. Die von der Besatzung der IMASO liebevoll »Smutje« titulierte und als Geisel der Silberherren verschleppte Offizierin war an diverse Messinstrumente angeschlossen, lag in ihrem Bett und machte den Eindruck, als wollte sie im nächsten Augenblick die Augen öffnen.
Es wurde immer gesagt, dass man mit Komapatienten reden solle, also sprachen wir mit ihr, erzählten ihr, was in der Zwischenzeit vorgefallen war, und wiederholten immer wieder, dass wir sie vermissten, doch sie reagierte nicht auf unsere Stimmen.
Ich wurde bei ihrem Anblick nervös und hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass ich schon seit Tagen etwas übersehen hatte. Mir fiel nur nicht ein, was es sein könnte.
Hast du keine Idee? Sonst meldest du dich doch auch immer zu allen möglichen Themen zu Wort , beschwor ich meinen Extrasinn, doch ich erhielt keine Antwort.
Kapitel 17
Samstag, 4. Mai 3112
Ceres
Aufregung machte sich langsam unter allen Suchern breit. Höchstens ein Kilometer trennte sie den letzten Messungen gemäß noch von dem Hohlraum, aus dem die Strahlung kam, die durch das Drokarnam abgeschwächt wurde.
Sie waren nach dem letzten Vorfall noch vorsichtiger geworden als zuvor. Überall konnte sich jetzt noch eine lemurische Abwehreinrichtung befinden, und wenn die genauso reagierte wie die letzte, dann konnten sie ihres Lebens nicht mehr sicher sein.
Die GLADIATOR-Roboter scannten erst sämtliche Stollen und Hohlräume, bevor sie von den Terranern betreten wurden. Anschließend sicherten Leutnant Hankons Sicherheitskräfte alles ab, erst dann durften die Eisgräber und Lemurerforscher nachfolgen.
Jedem ging die Anspannung auf die Nerven, sogar den Sicherheitsleuten. Sie befanden sich über 300 Kilometer unter der Oberfläche des Planetoiden, in einem schwer zugänglichen Bereich, in dem die Funkverbindung mit der Oberfläche kaum funktionierte. Nachts hausten sie in Notfallkunststoffzelten, damit sie beim Schlafen wenigstens die Helme ausziehen konnten. Sogar Ender Partack hatte sich, bei aller Erfahrung, den Weg bis zum Hohlraum leichter und kürzer vorgestellt.
»Ich habe die Schnauze dermaßen voll, dass ich am liebsten alles hinschmeißen würde«, fluchte Kaara Tosin. »Wenn wir nicht bald ankommen, pfeife ich auf den Scheiß-Bonus und gehe zurück.«
»Immer mit der Ruhe«, knurrte Ransonn Straika und legte Kaara zur Beruhigung beide Hände auf die Schultern, wobei er auf den Verbindungsschlauch zum Sauerstoffgerät aufpassen musste. Sie sah ihn dankbar an.
»Dicker, solange du da bist, ist alles zu ertragen«, sagte sie.
»Ich bin nicht dick, ich bin stattlich«, verbesserte Straika. Aber selbst ihm war die gute Laune vergangen.
Telton Kort und Zehra Ryhan standen neben Turk Varinar, Lara Francowitsch und Ender Partack
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