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Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not

Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not

Titel: Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Voltz & Peter Griese
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wäre.« Sie seufzte tief. »Es wird mir lediglich nachgesagt.« Er schob sie wieder in ihren Sitz zurück.
    »Wir riskieren es«, entschied er. »Ich will mir nicht nachsagen lassen, untätig auf den Untergang des Schiffes gewartet zu haben.«
    »Es wurden längst nicht alle Möglichkeiten zur Rettung der SOL ausgeschöpft, High Sideryt.« Er ließ von ihr ab und begab sich an die Kontrollen. Wie immer, wenn er eine Verbindung zu der Großpositronik herstellte, beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl – als stünde er etwas unfassbar Fremdem gegenüber.
    Eine Zeit lang war er mit den Kontrollen beschäftigt, dann wandte er sich wieder zu der jungen Frau um.
    »Er reagiert nicht«, erklärte er nicht sonderlich erstaunt.
    »Kommt das häufig vor?«
    »Manchmal.«
    Die Blicke ihrer großen grauen Augen schienen ihn zu durchdringen. In ihrem weißen, wallenden Gewand kam sie ihm mehr denn je wie ein Gespenst vor.
    »Er weiß, dass ich hier bin und zuhöre«, sagte Lyta Kunduran leise. »Wir sollten dieses Experiment abbrechen – es ist gefährlich.«
    »Rede keinen Unsinn«, sagte Deccon, aber es klang nicht sehr überzeugt. Er schwieg dazu, als sie seine Klause verließ und sich wieder in die eigentliche Zentrale des Schiffes begab. Ihr Abgang erinnerte ihn an eine Art Flucht, und er wünschte, er hätte auch fliehen können – irgendwohin.

6.
     
    Sagoth Herlw knöpfte seine dunkelblaue Uniform zu, überzeugte sich davon, dass die Abzeichen an den Schultern richtig saßen, und trat auf den Korridor hinaus. Im Bewusstsein eines bevorstehenden Erfolgs bewegte er sich seltsam beschwingt, fast tänzerisch. All die vergangenen Jahre hatte er sich vergeblich bemüht, den Ahlnaten aufzufallen und sie dazu zu bringen, ihn in eine höhere Kaste einzustufen. Oft hatte er mit dem Schicksal gehadert, denn zweifellos war es nur mangelndes Glück, was ihn am Aufstieg hinderte.
    Herlw war mit dreizehn Jahren zu den Brüdern der sechsten Wertigkeit gestoßen, ein bisschen spät, wenn man das durchschnittliche Rekrutierungsalter bedachte. Inzwischen war er 87 und wiederum ein bisschen zu alt – diesmal für den Aufstieg in eine höhere Bruderschaft. Herlw war mittelgroß und hager, sein Gesicht wirkte hölzern. Er hatte Falten und Tränensäcke unter den Augen, seine Haut schimmerte gelblich. Um seinen Mund hatten sich tiefe Linien eingegraben, Folgen einer chronischen Magenkrankheit. Er ließ sich dennoch nicht behandeln, weil er nicht wollte, dass man ihn für krank hielt. Er war davon überzeugt, dass sich dadurch seine Aufstiegschancen verringern würden.
    Ich habe verdammt lange warten müssen, dachte er bitter. Zu verdammt lange – und nun hält mich niemand mehr auf!
    Er ging leichtfüßig den Korridor hinab. Dabei begegnete er einigen Solanern, die den Kopf senkten und ihm auswichen. Ein paar murmelten einen Gruß. Üblicherweise genoss er es, wenn sie ihn fürchteten, aber diesmal hatte er andere Dinge im Kopf.
    Er hatte ein paar Stunden gewartet, um seiner Sache völlig sicher zu sein. Einen Fehlschlag durfte er sich unter keinen Umständen erlauben. Das wäre das Ende aller Hoffnungen gewesen. An einer Kreuzung machte er halt und schaute sich um. Sein Ziel war ihm bekannt, aber er wollte nicht, dass andere Ferraten ihn bei seiner Aktion beobachteten und sich ihm anschlossen. Das hätte seinen Erfolg nur geschmälert. Was ihm Sorge bereitete, war die Situation des Schiffes. Da stimmte irgendetwas nicht. Vielleicht stand eine groß angelegte Aktion bevor, die sein eigenes Vorhaben infrage stellte. Innerlich bebend lauschte er, aber die Interkomanschlüsse blieben nach wie vor stumm. Keiner der Ahlnaten rief die Ferraten dieses Sektors zusammen.
    Lässig, als hätte er sich soeben erst für die Richtungsänderung entschieden, bog Sagoth Herlw nach links ab. Er beschleunigte seine Schritte. Den Buhrlos war nicht zu trauen. Sie wechselten ihre Quartiere häufig.
    Wir hätten sie längst ausgerottet, wenn dieses E-kick nicht wäre!, dachte er.
    Er hasste die Buhrlos. Sie waren ... anders und standen für eine Art von Freiheit, die Herlw manchmal innerlich rasend machte. Sie waren die Einzigen, die, zumindest für eine gewisse Zeit, den beengenden Verhältnissen des Schiffes entkommen konnten. Draußen im All lebten sie ein zweites, ein besseres Leben – ein sehr glückliches, wie es Herlw erschien.
    Manchmal, in der Regel in seinen Träumen, erschienen ihm die verzweifelten Gesichter seiner Eltern, die ihn als Jungen an

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