Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
Mekher grinste. Er war ein schlauer Bursche, davon war zumindest er selbst überzeugt. Ganz so dumm, wie er vermutet hatte, würde der Händler wohl nicht gewesen sein – viel wahrscheinlicher hatte er den Extra auf der anderen Seite der Pyrridenhöhle freigelassen. Dort musste man nach dem hässlichen Ungeheuer suchen.
Voorn Mekher machte sich auf den Weg. Angst verspürte er nicht. Das lag zum einen an seiner nur rudimentär ausgeprägten Gefühlswelt, zum anderen an dem mehr als reichlich genossenen Alkohol. Voorn Mekher war bester Laune, als er durch einige der verlassensten Winkel der SOL eilte, um nach seinem Opfer Ausschau zu halten.
Ein einsamer Solaner begegnete Mekher und machte einen weiten Bogen um ihn. Mekher grinste in sich hinein. Er mochte es, wenn die Leute ihre Furcht offen zeigten. Mekher war fast zwei Meter groß, stämmig und muskulös, und an seinem Gürtel baumelte deutlich sichtbar die Neuropeitsche mit der Einlegearbeit.
Mekher wechselte die Richtung. Wieder einmal waren die Transportbänder ausgefallen. Nichts Ungewöhnliches in diesem Schiffsbereich. Mal funktionierten die Einrichtungen, mal funktionierten sie nicht, und es gab keine Möglichkeit vorherzusehen, wann der nächste Ausfall, der nächste Defekt eintreten würde.
Am Ende des Transportbands blieb Mekher stehen. Er hatte einen Antigravschacht erreicht. Am Rand des Schachtes erkannte Mekher etwas Glänzendes. Er trat vorsichtig näher.
»Aha«, sagte er zufrieden. »Da bist du ja, Kamerad!« Er wollte nicht mehr Voorn Mekher heißen, wenn die deutlich erkennbare Schleimspur nicht von dem seltsamen Extra stammte. Es fragte sich nur, in welcher Richtung er diese Spur verfolgen musste.
Mekher war in Jagden dieser Art erfahren genug, um nicht den Fehler zu machen, die Spur zu berühren. Der Extra sah so wehrlos aus wie eine Portion Synthobrei. Wenn sich ein solches Lebewesen überhaupt in freier Natur hatte durchsetzen können, dann musste es über bestimmte Methoden verfügen, sich gegen Feinde zu behaupten.
Mekher tippte auf Gift. Möglich, dass der Schleim ein bösartiges Kontaktgift enthielt – es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Pyrride in eine solche Falle getappt wäre. Mekher hörte auf seinen Instinkt. Gefühlsmäßig entschied er sich für einen Weg und folgte der Schleimspur.
Der Extra entfernte sich von der Pyrridenhöhle, als würde er wissen, dass man ihn verfolgte. Auch das war möglich – bei ihren grausamen Jagden machten Mekhers Pyrriden wenig Unterschied zwischen intelligenten und weniger intelligenten Fremdlebewesen.
Mekher hatte die Neuropeitsche in die Hand genommen. Er bewegte sich jetzt vorsichtiger. Die deutlich sichtbare Schleimspur führte immer weiter weg vom Quartier der Pyrriden. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er einen Bereich der SOL erreichte, in dem sich eine bizarre Gruppe von knapp hundert Solanern häuslich eingerichtet hatte, die ihre Zeit vornehmlich mit Meditation verbrachten – eine Beschäftigung, der die Pyrriden wenig abgewinnen konnten.
Immerhin, die Leute waren friedfertig und störten niemanden. Wenn der Extra ausgerechnet hier ein Opfer fand, würden sich die Pyrriden allerlei anhören müssen. Es wurde höchste Zeit, den Extra zu erwischen und in unbewohnte Gebiete zurückzutreiben.
Voorn Mekher beschleunigte seine Schritte. Die Spur bog ab, genau auf das Quartier der Meditierer zu.
»He, du!« Mekher drehte sich um. Eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm winkte ihm zu. »Ist dir ein Extra entlaufen?«
»Allerdings«, sagte Mekher. »Hast du ihn gesehen?«
»Er ist gerade hier vorbeigekommen«, sagte die Frau. Für Mekhers Geschmack war sie entschieden zu hager. »Aber das Ding da würde ich wegstecken. So etwas passt nicht in diese Welt.«
Mekher grinste verächtlich. »Lass das mal meine Sorge sein«, sagte er.
»Ihr Pyrriden werdet es wohl nie lernen«, erwiderte die Frau. Mekher betätigte seine Neuropeitsche, begnügte sich jedoch damit, die Peitsche zu schwingen und laut knallen zu lassen. Die Frau zuckte zusammen, das Kind begann zu schreien. Grinsend marschierte Mekher weiter. Sie hasste ihn wahrscheinlich, aber das war ihm nur recht, solange sie ihn auch fürchtete.
Mekher folgte weiter der Spur. Es gab an dieser Stelle ein weites Areal, das mit Gras bewachsen war. SENECA mochte wissen, wie die Leute das gemacht hatten, aber es gab zwischen den Kabinen tatsächlich eine große freie Wiese. Und mitten auf dieser Wiese saß der Extra und
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