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Atlan TH 0002 – Schergen der SOL

Atlan TH 0002 – Schergen der SOL

Titel: Atlan TH 0002 – Schergen der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Griese & Peter Terrid
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verlief ein Atemstrang des Heiligtums. Er wurde seit undenklichen Zeiten so genannt, weil es im Innern des hellrot lackierten Stranges zischte und brauste wie in einer Gasleitung. Es gab noch einen anderen Atemstrang, der ab und zu bedient werden musste. Dann hatte Khassendy oder wer immer Dienst tat, an einem Sakralrad einige genau bemessene Umdrehungen vorzunehmen und dazu die richtigen Texte zu sprechen. Auch an dem ersten Atemstrang gab es ein solches Sakralrad. Wenn man daran drehte, würde sich wahrscheinlich ebenfalls etwas am Gesichtsausdruck des Heiligtums verändern – einige der leuchtenden Augen am Schrein würden die Farbe wechseln.
    Geschah das und war der Ahlnate rechtzeitig zur Stelle, dann konnte Khassendy ... Ja, genau so würde er es machen. Ganz ruhig dasitzen, sich dann ganz langsam erheben, hinüberschreiten zum Sakralrad und die Fehleinstellung korrigieren. Das musste den Ahlnaten beeindrucken, ganz sicher.
    Vorher musste er aber diesen neuen Ferraten loswerden. Er trug wie Khassendy eine dunkelblaue Uniform und an den Schultern das Atomsymbol der Kaste.
    Einen Augenblick lang sah Tengor nicht hin. Khassendy handelte blitzschnell. Mit einem geschickten Handgriff hatte er eines seiner Abzeichen abgerissen und es fallen lassen. Er hob es auf und hielt es in die Höhe.
    »Oh weh«, sagte Khassendy. »Schau nur!« Jon Tengor sah auf das Stoffabzeichen und Khassendys Hand.
    »Es hat sich wohl von meiner Uniform gelöst«, sagte Khassendy. »Und das, wo ein Ahlnate uns besuchen will.«
    »Na und?«
    »Wenn er mich so sieht, wird er mich niemals weiterempfehlen«, sagte Khassendy. Tengor war noch ein Grünschnabel und als Konkurrent ungefährlich. Ihm gegenüber konnte er offen sein.
    »Ich kenne mich hier besser aus und kann daher nicht weg«, sagte Khassendy. »Könntest du ...?« Tengor sah ihn einen kurzen Augenblick lang an, dann nickte er und stand auf.
    »Von mir aus«, sagte er. »Ich versuche jemanden zu finden, der dir das Abzeichen wieder befestigt. Warte, ich bin gleich zurück.« Er stand auf und verließ den Raum.
    Auf diese Chance hatte Khassendy gewartet. Hastig verließ er seinen Platz und eilte hinüber zum Sakralrad.
    »Vergib mir, High Sideryt«, murmelte Khassendy, als er das Rad berührte. »Es geschieht nicht um meinetwillen!« Er griff beherzt zu. Offenbar war das Sakralrad schon länger nicht mehr bewegt worden. Es leistete heftigen Widerstand. Khassendy verstärkte seine Anstrengungen.
    Endlich, nach ein paar weniger heiligen Schimpfworten und dem Einsatz sämtlicher Körperkräfte, drehte sich das Rad unter Khassendys Händen. Millimeter um Millimeter. Er stieß einen leisen Triumphschrei aus. Dann passierte es.
    Das Heiligtum stieß ein dumpfes Grollen aus, das rasch anschwoll. Khassendy erschrak. Seine Angst verwandelte sich in Panik, als er im gleichen Augenblick sah, wie eine Gestalt die Halle betrat – ein hellblaues, glatt fallendes Gewand war zu sehen. Die Kleidung der Ahlnaten!
    Khassendy spürte einen grässlichen Schmerz, der ihm einen gellenden Schrei entlockte. Er taumelte vorwärts, die Hände vor das Gesicht geschlagen, auf der Haut ein furchtbares Brennen.
    »Stehen bleiben!«
    Khassendy war vor Schmerz halb betäubt, aber er erkannte die Stimme, die da befehlend scharf gerufen hatte, als die des Ferraten Jon Tengor. Ein wenig wich die Hitze von Khassendys Gesicht. Er sah auf.
    Das Heiligtum war noch immer erzürnt und spie weißes Feuer nach ihm, dem Frevler, der es gewagt hatte, das Sakralrad ohne Anweisung zu manipulieren. Der Ahlnate stand wie erstarrt.
    Wieder griff der Schmerz nach Khassendy. Er sah, halb blind vor Qual, wie Tengor auf den Schrein zustürzte und nach den Instrumenten griff.
    Khassendy brach in die Knie. Er wusste, dass er verloren hatte. Er hatte schwer gesündigt, und die Strafe des Heiligtums traf ihn zu Recht.
    Erschüttert sah Khassendy zu, wie Jon Tengor die Situation entschärfte. Seine Finger wirbelten förmlich über die Oberfläche des Schreins. Die Augen zwinkerten heftig, dann war das Grollen plötzlich verschwunden. Die leckenden weißen Feuerzungen wurden kürzer und kürzer, das Brausen und Zischen hörte mit einem Schlag auf.
    Khassendys Körper schüttelte sich in mühsam verhaltenem Schluchzen. Er hatte alles gewagt und alles verspielt. Niemals hatte er sich hilfloser und verzweifelter gefühlt als in diesem Augenblick. Er konnte es sehen – der Ahlnate musterte Khassendy einen Augenblick lang. Da war nichts

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