Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
der Pyrride wahrhaftig nicht.
»Wir werden dem Unbekannten eine Falle stellen«, sagte Jon Tengor. Er stand auf. »Du wirst mir alles zeigen, Kav. Und dann werden wir uns einmal ansehen, wer da seine Neugier nicht bezähmen kann.« Tordya blieb zurück, während sich die beiden so verschiedenen Männer entfernten.
»Um noch einmal darauf zurückzukommen«, sagte Kav Wergen halblaut. »Es war mir ernst mit meinem Angebot.«
»Das weiß ich«, sagte Jon Tengor. »Ebenso ernst war es mir mit der Ablehnung. Zum einen benötige ich kein E-kick ...«
»Das ist Unsinn, und du weißt es!«, sagte Kav Wergen scharf.
»Für dich mag es wie Unsinn klingen, aber es trifft zu«, erwiderte Jon Tengor ernst. »Zum anderen werde ich nicht zulassen, dass du dein Leben für mich aufs Spiel setzt.«
»Mein Leben zählt nur noch nach Tagen«, widersprach der Weltraummensch. »Und als Buhrlo lebt man auf diesem Schiff ohnehin von geborgter Zeit. Möglich, dass manch einer anderer Ansicht ist. Ich bin sogar ziemlich sicher, aber die in diesem Teil der SOL heimischen Pyrriden sind eine skrupellose Mörderbande, wenn es darum geht, die offiziellen Regeln der SOLAG zu interpretieren.«
»Dass ihr die SOLAG nicht mögt, ist mir bereits aufgefallen.« Tengor legte den Kopf schief. Der Buhrlo zuckte mit den Schultern.
»Sie werden gebraucht, das lässt sich nicht verhehlen. Ohne die Dienste der Ferraten könnte die SOL nicht fliegen. Auf der anderen Seite halten die höheren Kasten die Solaner in Unwissenheit und materiellem Elend gefangen. Die Menschen kümmern sich nicht um das, was außerhalb des Schiffes vorgeht. Viele sind der Meinung, dass eine funktionierende SOL alles ist, was diese Gemeinschaft braucht.«
Jon Tengor nickte nachdenklich. Wergen hatte mit einer Offenheit gesprochen, die sich ein Buhrlo sonst niemals gegenüber einem Pyrriden herausgenommen hätte.
»Hier sind wir richtig«, sagte der Buhrlo plötzlich. »Siehst du etwas?« Jon Tengor sah sich kurz um. Er schüttelte den Kopf.
»Hier hinter diesem Stück Glas sitzt vermutlich eine Kamera«, sagte der Buhrlo. »Im Augenblick ist sie ausgeschaltet, aber sie kann jeden Moment wieder aktiviert werden.«
Der Verdacht des Buhrlos bestätigte sich. Die Kamera war rasch gefunden und freigelegt. Jon Tengor zögerte einen Augenblick, dann riss er eine der Leitungen heraus. Die Kamera war funktionsuntüchtig.
»Die Ferraten werden das merken«, sagte der Buhrlo. Jon Tengor lachte humorlos auf.
»Das will ich doch schwer hoffen«, meinte er.
»Sie werden herkommen, um der Angelegenheit auf den Grund zu gehen«, fuhr Kav Wergen fort. »Hast du denn keine Angst?«
»Vielleicht ist mein Mut geringfügig größer«, gab der seltsame Pyrride zurück. »Vielleicht wird die Angst aber auch von der Wut überdeckt, die ich jeden Tag aufs Neue empfinde, wenn ich sehen muss, was auf diesem ehemals großen Schiff vor sich geht.«
Kav Wergen wurde beim besten Willen nicht schlau aus diesem Mann. Fast bekam er ein wenig Angst vor dem Pyrriden, der sich in keine der üblichen Schablonen einpassen wollte.
»Wo können wir uns verstecken?«, fragte Tengor. Wergen sah sich um.
Der Gang, auf dem die beiden Männer standen, gehörte bereits zu jenem Bereich des Decks, in dem sich die Buhrlos heimlich trafen. Die Tatsache, dass ihr Kommen und Gehen von der Kamera beobachtet worden war, ließ das Schlimmste ahnen – dass nämlich das sorgsam gehütete Geheimnis gar keines mehr war und die SOLAG längst von allem wusste. So demütigend diese Erkenntnis für die Buhrlos sein musste, so wichtig war es auch, dass man die geheimen Treffs zwischen Ferraten und Weltraummenschen offenbar für unbedeutend hielt. Die Kommenden wurden beobachtet, Maßnahmen wurden hingegen nicht ergriffen.
»Dort vorn gibt es einen leer stehenden Raum«, stieß Kav Wergen hervor. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und er wusste, dass damit die Gefahr für ihn wuchs. Dennoch wollte er dieses Abenteuer vom Anfang bis zum Ende erleben, und sollte es sein Leben kosten.
»Kennst du noch ein zweites Versteck?«, fragte Tengor. »Wenn jemand kommt, können wir ihn in die Zange nehmen.«
Kav Wergen huschte in die leere Kammer. Er wusste nicht, was man in früheren Zeiten dort aufbewahrt hatte. Der Raum war einem größeren Schrank ähnlicher als einem Zimmer. Es gab nicht einmal Licht darin, nur schlechte, abgestandene Luft, durchsetzt von Staub, der sich seit Jahrzehnten dort angesammelt haben mochte.
Die Tür fiel
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