Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
welcher Sicherheit er den herrischen Ton traf, der dem Ahlnaten imponieren musste.
»Nicht nachspioniert«, stieß der Ahlnate hervor, in dem Kav Wergen zu seinem eigenen Erstaunen Wort Danyl erkannte. »Es war reiner Zufall, dass ich erkannte, wer du wirklich bist, und ich vermag nichts anderes, als mein Haupt vor jenem Mann zu neigen, der meiner Welt gebietet. Ich grüße dich, High Sideryt!«
Jon Tengor lächelte. Wort Danyl, der den ersten Schreck schnell verdaut hatte, lächelte ebenfalls. Er hatte sich also nicht geirrt. Dieser ungewöhnliche Pyrride war niemand anders als der High Sideryt selbst. Der Plan des Ahlnaten war aufgegangen. Einem Mann seiner Intelligenz konnten die Umtriebe gewisser Ferraten und Buhrlos nicht verborgen bleiben. Sie aufzustöbern war ein Werk weniger Tage gewesen. Etwas schwieriger war es gewesen, die Nachforschungen so zu arrangieren, dass sie an den richtigen Stellen bemerkt wurden.
Dass er den High Sideryt in gewissem Maß überlistet hatte, erfüllte Danyl mit Zuversicht. Sein weiteres Schicksal stand ihm sternenklar vor Augen: Dem High Sideryt blieb kaum etwas anderes übrig, als die Karriere des Ahlnaten voranzutreiben.
»Gut gemacht«, sagte der Pyrride, der sich als High Sideryt verkleidet hatte. »Berichte weiter.«
»Viel gibt es da nicht mehr zu berichten«, behauptete der Ahlnate, nachdem ihn der High Sideryt aufgefordert hatte, sich zu erheben. »Nachdem ich das Geheimnis gelüftet hatte, wollte ich dir so schnell wie möglich mitteilen, dass deine Identität bei mir sicher aufgehoben ist. Ich vermag zu schweigen.«
»Es freut mich, das zu hören«, sagte Jon Tengor.
»So du einen Wunsch hast, lass es mich wissen«, sagte Wort Danyl. »Dein getreuer Diener steht bereit, jedem Wort aus deinem Mund und dem leisesten Wink deiner Hand zu gehorchen.« Der Ahlnate stockte kurz, dann grinste er verschlagen.
»Sollen wir dieses Verräternest mit Waffengewalt ausheben?«, fragte er.
»Nein«, lehnte der High Sideryt ab. Jetzt, da er entlarvt war, bemühte er sich gar nicht mehr, das Gehabe eines Pyrriden zu zeigen. Jeder Zoll verriet den Bruder ohne Wertigkeit, den Gebieter der SOL.
»Ich habe eine andere Idee«, sagte der High Sideryt. »Führe mich zu den Schläfern!«
»Ich ...«, stammelte Danyl. »Wie könnte ich ...?«
Er verstand nicht, wieso der High Sideryt dazu kam, an ihn, einen einfachen Ahlnaten, ein solches Ansinnen zu stellen. Woher sollte ausgerechnet er das Geheimnis der Schläfer kennen? Er war zufrieden damit, dass er überhaupt von ihrer Existenz wusste.
»Hast du mich nicht verstanden?«, fragte Jon Tengor. Wort Danyl schüttelte den Kopf. Natürlich hatte er Chart Deccon verstanden, zumindest was die Worte des Mannes anging. Allerdings wusste nur der High Sideryt selbst – und wahrscheinlich noch SENECA – etwas über die Schläfer. Alles andere waren kaum mehr als Gerüchte, müßige Spekulationen, Gerede.
»Ich kann nicht«, murmelte Danyl. »Das musst du doch wissen.« Jon Tengor behielt das freundliche Lächeln bei.
»Wie recht du hast«, sagte er. »Vergiss meine Frage, ich wollte dich auf die Probe stellen.«
Danyl nickte unsicher. Er fiel in Tengors Lachen ein, obwohl ihm nicht danach zumute war. Das Verhalten des High Sideryt kam ihm plötzlich seltsam vor. Ebenso gut hätte Deccon den Ahlnaten auffordern können, ihn zu seiner Klause zu führen – auch deren Position war ein Geheimnis, das nur dem High Sideryt selbst bekannt war.
Indessen war dies nicht der einzige Schock, den der High Sideryt seinem treuen Gefolgsmann zumutete, wie sich wenige Augenblicke später herausstellte.
»Wie gut bist du ausgebildet?«, fragte Tengor-Deccon.
»Sehr gut«, antwortete Wort Danyl, und er war sichtlich stolz, dass er nicht einmal zu lügen brauchte. »Ich war der Beste meines Jahrgangs.«
»Ausgezeichnet«, sagte der High Sideryt. »Dann wird es dir sicher möglich sein, für mich eine Verbindung zu SENECA herzustellen.«
Wort Danyl glaubte sich verhört zu haben. Sollte er einmal mehr auf die Probe gestellt werden? Warum stellte Chart Deccon alias Jon Tengor solche absurden Forderungen? Er und nur er allein konnte sich mit SENECA in Verbindung setzen, jederzeit und überall, dafür war er der High Sideryt.
»Ich bin ... ich kann ...«, stammelte der verblüffte Ahlnate. Wieder lächelte der High Sideryt. Wort Danyl fand, dass er seine Scherze ein wenig zu weit trieb. Mit solchen Fangfragen konnte man Ferraten übertölpeln; bei einem
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