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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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zu ersparen.
    »Was willst du tun?«, fragte sie leise. »Wie willst du Vater finden?«
    »Ich bin Telepath«, erwiderte der Katzer ruhig. »Wenn ich erst herausgefunden habe, wo er steckt, wird sich auch eine Möglichkeit bieten, an ihn heranzukommen. Alles Weitere muss sich ergeben.«
    Seine Tatkraft imponierte ihr, aber sie blieb weiterhin skeptisch – bis sie plötzlich begriff, dass seine Ausführungen nur ein Vorschlag gewesen waren, nichts weiter als eine Idee, die ihrer Zustimmung bedurfte. Bjo stand da und sah sie auffordernd an. Ja, er wartete auf ihre Entscheidung!
    »Ich weiß nicht, ob das alles richtig ist«, sagte sie unsicher. »Wenn du meinen Vater aufsuchst, kannst du selbst in größte Schwierigkeiten kommen.«
    Sie ärgerte sich über ihre Unentschlossenheit, doch ihre Zweifel schienen Bjo in seiner Überzeugung zu bestärken. Er lehnte sich rücklings gegen die Wand und konzentrierte sich.
    France versuchte sich vorzustellen, was nun in seinem Kopf geschah, aber es gelang ihr nicht. Die SOL war erfüllt von den Gedankenimpulsen ihrer Besatzungsmitglieder. Von allen Seiten stürmten sie auf den Katzer ein. Er musste sich fühlen wie in einem Dschungel, durch den er sich kämpfte, ohne zu wissen, wo sein Ziel lag. Zwar kannte er Perg Ivorys emotionales Muster, doch war es schwer, es unter den vielen anderen aufzuspüren. Wahrscheinlich diente ihm sein Gehirn in diesem Moment als Sieb, das alles Unwichtige durchließ und nur auf die Gedanken einer bestimmten Person geeicht war.
    Je länger der Katzer schweigend gegen die Wand gelehnt verharrte, desto mutloser wurde France. Es war ein aussichtsloses Unterfangen. Die Phase der Konzentration dauerte für ihre Begriffe zu lang. Inmitten des gedanklichen Wirrwarrs an Bord konnte der Katzer nicht erfolgreich sein. Er musste scheitern.
    Irgendwann wandte sie sich ab. Sie vermochte nicht weiter mit anzusehen, wie Bjo sich um etwas bemühte, was keine Aussicht auf Erfolg mehr versprach. »Lass es gut sein«, bat sie müde. »Du findest ihn nicht. Eher erfahren wir aus den Bordnachrichten, wo er sich aufhält.«
    Die Bewegung des Katzers war wie immer nicht zu hören. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie er sich von der Wand abstieß. »Ich habe ihn!«
    Unwillkürlich blieb sie stehen. Der Eindruck der Ungläubigkeit vermischte sich mit einem warmen Gefühl der Zuneigung. Drei kleine Wörter, die dieser Mann sagte, genügten ihr, um plötzlich wieder Zuversicht zu schöpfen ...
    »Er treibt sich im Mittelteil herum«, erklärte Bjo. »Es dürfte nicht schwer sein, an ihn heranzukommen. Die Sicherheitsleute hat er erst einmal abgeschüttelt.«
    France drehte sich zu ihm um und ergriff ihn an beiden Armen. »Du konntest seine Gedanken lesen?«
    Die Frage entsprang einer spontanen Freude, geboren aus dem inneren Hochgefühl, nun endlich etwas unternehmen zu können. France wusste, dass sie im Grunde genommen naiv war. Natürlich konnte Bjo die Gedanken ihres Vaters lesen!
    »Zum Teil ...«, antwortete er ausweichend. Sofort wurde sie misstrauisch.
    »Was heißt das?«
    »Es heißt, dass ich einen Gedankenfetzen aufgefangen habe, von dem ich nicht sicher bin, dass er aus seiner unmittelbaren Psyche stammt. Er kann auch unbewusst entstanden sein. Es war kein schöner Gedanke, und wenn er ihn ausführt, hat er kein Gnade mehr zu erwarten – von niemandem.«
    France fühlte sich wie in einem Schraubstock, der sich hin und wieder lockerte und ihr seelische Erleichterung verschaffte und der nun wieder angezogen wurde und sie zu erdrücken schien. Sie war versucht, nach dem Inhalt dieses Gedankens zu fragen, doch dann unterließ sie es. Ganz bewusst hatte der Katzer nur in Andeutungen gesprochen, um sie nicht zu beunruhigen. Sie war ihm dankbar dafür.
    Bedenkenlos gab sie nach, als er sie an sich zog. In seinen Armen, den Kopf an seiner Brust, fühlte sie sich geborgener als jemals zuvor in ihrem Leben. »Ich werde zu meinem Vater stehen, Bjo«, flüsterte sie. »Was immer er auch tut!«
    Es klang wie ein Schwur.
    »Das weiß ich«, sagte er sanft. »Und deshalb muss man verhindern, dass er eine noch größere Dummheit begeht. Man muss ihn finden und mit ihm reden.«
    »Ich ...« Frances Stimme klang gedämpft, absorbiert vom Material seiner Freizeitkombination. »Ich bin dir so dankbar, dass du dich für ihn einsetzen willst ...«
    Obwohl die Lage eine größere, entschlossenere Eile erfordert hätte, löste er die Umarmung nur sehr langsam.
    Als er France ansah,

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