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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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sein würde.
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf, der die ganze Zeit im Unbewussten gehaust hatte und nun den Weg an die Oberfläche seines Denkens fand. Plötzlich wusste er, wie er diese verachtungswürdige Gesellschaft am härtesten treffen konnte! Die Vorstellung dessen, was er tun wollte, machte ihn zittern und raubte ihm den Atem. Seine Hände wurden feucht. Seine Absicht war ungeheuerlich – aber sie würde ihm einen Trumpf verschaffen, mit dem er vielleicht seine Haut retten konnte.
    Wenn er sein Vorhaben erst realisiert hatte, würden sie alle seine Forderungen bedingungslos erfüllen. Dessen war er sicher. Die kollektive und fast schon zwanghafte Liebe zu den Weltraumgeborenen ließ ihnen keine andere Wahl.
    Inmitten der steigenden Verachtung, die er für sich zu empfinden begann, schöpfte er wieder neuen Mut. Es war seine einzige Chance, und er war entschlossen, sie zu nutzen. Sein Körper straffte sich. Tief atmete er ein.
    Ja, er würde es tun!
    Er würde ein Weltraumbaby entführen!
     
    Damals als bedeutender Schritt der Evolution gefeiert, hatte Helma Buhrlo am 24. Dezember 3586 ein Kind geboren, das außergewöhnliche körperliche Merkmale aufwies. An vielen Stellen der Haut besaß es glasartige Verdickungen, die ein Überleben im Vakuum und in der Kälte des Weltraums ermöglichten. Bald darauf kamen weitere Kinder zur Welt, und bei vielen waren die Hautveränderungen noch deutlicher ausgeprägt. Schon begannen die Spekulationen, dass irgendwann ein Mensch entstehen könnte, dessen gesamter Körper von jener rötlichen Hornschicht geschützt war. Es wäre ein Erfolg für all jene gewesen, die immer gehofft hatten, aus der Bevölkerung der SOL könnte sich eine eigenständige Art entwickeln, die mit dem ursprünglichen Terraner nur noch entfernt verwandt war – der Homo solarensis .
    Die beinahe schon fanatische Huldigung, die den sogenannten Weltraumgeborenen entgegengebracht wurde, blieb Perg Ivory unverständlich. Immerhin kam sie seinen Plänen entgegen, denn die Solaner würden sich hüten, weiter gegen ihn vorzugehen, solange er einen der kleinen Buhrlos in seiner Gewalt hatte.
    Er bewegte sich nun zielstrebiger, ohne jedoch seine Deckung zu vernachlässigen. Immer wieder schaute er sich um, blieb hin und wieder stehen und lauschte, ob sich ein neuer Sicherheitstrupp näherte.
    Noch blieb alles ruhig. Vielleicht hatten sie ihn auch aus den Augen verloren, denn er benutzte mittlerweile nicht mehr die Hauptkorridore. Vorzugsweise schlich er durch Nebengänge oder selten benutzte Seitenstollen. In diesem Bereich der SOL kannte er sich aus wie in seiner Unterkunft. Er wusste, wohin er sich zu wenden hatte. Bald würde er in einen Wohnbereich gelangen und noch vorsichtiger zu Werke gehen müssen.
    Es störte ihn kaum noch. Verbissen würde er sein Ziel verfolgen, und die Aussicht, bald in der stärkeren Position zu sein, verschaffte ihm eine beinahe unnatürliche Gelassenheit. Es kümmerte ihn auch nicht mehr, dass er auf seinem Weg anderen Solanern begegnen würde. Die wenigsten kannten ihn und wussten, dass er verfolgt wurde, und der Trubel, der um diese Zeit in den Wohntrakten herrschte, brachte ihm den Vorteil ein, dass man nicht blindlings gegen ihn vorgehen konnte, ohne andere zu gefährden.
    Dennoch zögerte er, als er hinter der nächsten Gangkreuzung die ersten Menschen wahrnahm. War es wirklich so einfach, durch diese Leute hindurchzuspazieren, in eine Unterkunft einzudringen und ein kleines Kind mit Buhrlonarben an sich zu reißen? Brachte er es wirklich fertig, anschließend vor eine empörte und aufgebrachte Menge zu treten und mit der Waffe in der Hand, seine Forderungen zur Freilassung des Babys zu stellen?
    Er lachte bitter. Nein, es war nicht einfach – sosehr er sich auch schon von dem alten Perg Ivory entfernt hatte. Es war das Schwerste und Widerlichste, was er sich jemals vorgenommen hatte!
    Trotzdem würde er sich nicht mehr davon abbringen lassen. Ihn trieb die Entschlossenheit des Verzweifelten.
    Er beschleunigte seinen Schritt wieder. In Gedanken ging er die Architektur des Wohnbereichs noch einmal durch. Im zweiten Seitenkorridor, von seinem Standort aus gesehen links, wusste er die Kabine einer Buhrlomutter. Er kannte die Frau recht gut, hatte sogar ein kameradschaftliches Verhältnis zu ihrem Lebensgefährten – aber das alles kümmerte ihn nun nicht mehr. Für falsche Rücksichten war es in seiner Lage längst zu spät.
    Wie wenige Stunden das Leben eines

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