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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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zeigen.
    »Du musst nichts sagen«, murmelte das Mädchen. »Der Kleine ist froh, dass er jemandem helfen konnte, der ebenfalls verfolgt wird.«
    Der Geschuppte nickte heftig, als habe er jedes Wort verstanden. Dann brachte er etwas, das in undurchsichtige Folie eingeschweißt war, und reichte es Marra. Als die Frau die Vakuumverpackung aufriss, wurde ihr der nagende Hunger bewusst, den sie verspürte. Dennoch hielt sie das Brot erst dem Kleinen hin, der aber den Kopf schüttelte. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge.
    Nun war es auch Marra, als könne sie ihn ohne Worte verstehen. Und sie begriff, dass längst nicht alles verloren war, solange wenigstens im Verborgenen ein Zusammenhalt bestand.
    Ob irgendwann bessere Zeiten kommen werden? , dachte sie bedrückt.
    Eine Stunde später krochen sie wieder durch Kabelschächte und kletterten über längst in Vergessenheit geratene Nottreppen. Germa hatte sich alle Mühe gegeben, ihrem Freund begreiflich zu machen, wo ihr Ziel lag. Er schien auch wirklich verstanden zu haben, dass sie in das Mittelstück des Schiffes überwechseln wollten.
    Schließlich gelangten sie in eine Halle, in der ein Großteil des Brauchwassers der SOL zusammenströmte und zur Wiederverwertung vorbereitet wurde. Marra hatte die riesigen Tanks und Behälter nie zuvor gesehen, erkannte aber sofort, welchem Zweck sie dienten. Alles erfolgte vollautomatisch. Die Arbeitsgeräusche verschiedener Maschinen waren ein gleichmäßiges leises Summen.
    Der Geschuppte, dessen Namen Marra wohl nie erfahren würde, weil er stumm war, führte sie und ihre Töchter zu einem kleinen Schott. Bevor er es öffnete, strich er Germa sanft mit einer Hand übers Haar. Das Mädchen lachte.
    »Wir verstehen uns auch ohne Worte, nicht wahr? Ich werde dich nie vergessen, Kleiner. Wenn das Schicksal es will, sehen wir uns vielleicht eines Tages wieder.«
    Er blickte sie auffordernd und fragend zugleich an. Dann tastete er vorsichtig nach ihren verkümmerten Armen. Germa verstand.
    »Ja«, nickte sie. »Wir sind uns ähnlich.« Sie öffnete ihre Kombination und streckte die beiden Stümpfe hervor. »Deshalb verfolgt man mich.«
    Marra bemerkte die Tränen in den Augen ihrer Tochter. Kurz entschlossen betätigte sie den Öffnungsmechanismus.
    Das Schott war noch nicht völlig aufgeglitten, als ein gleichmäßiges Dröhnen aus dem dahinter liegenden Korridor an ihr Ohr drang. Es hörte sich an wie das Geräusch schwerer Schritte. Und es kam unzweifelhaft näher.
    Marra reagierte sofort. Mehrfach war sie Robotern begegnet und wusste deshalb um die Gefährlichkeit dieser Arbeits- und Kampfmaschinen. Gleichzeitig weckte der Klang unangenehme Erinnerungen in ihr. Erinnerungen, die sie lieber verdrängt hätte, die aber in ihren Töchtern ebenfalls lebendig blieben. Homer Gerigk hatte sich damals mit einer Leibwache aus zwölf Robotern umgeben.
    Lautlos glitt das Schott wieder zu. Als am Ende des Gangs der erste metallische Reflex sichtbar wurde, drückte Marra die Arretierung. Sie musste in Kauf nehmen, dass das Tor einen Spaltbreit geöffnet blieb. Doch keinesfalls durften die Maschinenmenschen durch die Bewegung aufmerksam gemacht werden.
    Die Roboter stapften achtlos vorüber. Ihr Ziel schienen höher gelegene Regionen des Schiffes zu sein. Marra wartete, bis nichts mehr zu hören war. Dann erst wagte sie sich aus der Halle hinaus. Zum Abschied drückte sie dem Schuppenwesen, das sich als Freund erwiesen hatte, die Hand.

16.
     
    Es kann sich nicht um wirklich wichtiges Material handeln, meinte der Logiksektor. Das hätte die SOLAG längst an sich gebracht.
    Und wenn das Archiv tatsächlich in Vergessenheit geriet?, gab Atlan zurück.
    SENECA müsste davon wissen.
    Soweit der Arkonide aus den Reden der Bordnomaden herausgehört hatte, lag das angebliche Archiv in unmittelbarer Nähe der ehemaligen hydroponischen Gärten und Reparaturwerkstätten. Er wusste nichts davon, allerdings konnte es gut sein, dass in den ersten Jahren nach der Übernahme des Schiffes durch die Solaner entsprechende Informationsstellen eingerichtet worden waren.
    Die hydroponischen Anlagen hatte man zur SOL-Farm umgebaut. Schon von Weitem waren die ausgedehnten Felder zu erkennen. Dunstwolken stiegen von ihnen auf und verdunkelten das Licht der künstlichen Sonnen, die beste Wachstumsbedingungen für die verschiedenen Pflanzenarten garantierten. Es roch nach Düngemitteln und feuchter Erde. Wahrscheinlich war erst vor Kurzem eine künstliche

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