Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
dies einer Flucht gleichkam, aber er konnte nicht anders. Der Kommandant musste sich gedemütigt fühlen und würde die Erniedrigung durch die Buhrlofrau nicht hinnehmen. Seine Reaktion wollte Makos nicht miterleben.
»Ich könnte dich wegen Meuterei bestrafen und auf einem Planeten aussetzen lassen«, hörte er Leftons raue Stimme hinter sich. »Ich tue es jedoch nicht. Ich nehme dich nicht einmal fest. Aber ich schwöre dir, dass ich alles daransetzen werde, damit du deines Lebens nicht mehr froh wirst.«
»Sie war erregt und wusste nicht, was sie tat«, wandte einer der Buhrlos beschwichtigend ein.
»Ich weiß sehr genau, was ich getan habe!«, schrie Lynka. »Und ich werde mich über dich beschweren! Wenn du glaubst, ich hätte Angst vor dir, hast du dich getäuscht!«
Makos schüttelte verständnislos den Kopf. Verbissen beobachtete er die Anzeige auf einem der kleinen Kontrollbildschirme. Ganz allmählich nur begriff er die Bedeutung dessen, was er vor sich sah. Inmitten der Hyperimpulse, die der Meteorit konstant und gleichförmig aussandte, war eine neue, alles andere überlagernde punktförmige Strahlungsquelle entstanden!
»He!«, entfuhr es ihm. Augenblicklich vergaß er alles, was ihn eben noch beschäftigt hatte. »Das ist ...«
Weiter kam er nicht.
»Die Steuerung!«, unterbrach ihn der entsetzte Ruf des Piloten. »Die Steuerung reagiert ungenau!«
»Zurück!« Lefton Hellst wirbelte herum, ohne den Buhrlos weitere Beachtung zu schenken. »Zurück zur SOL!«
Zumindest, so zuckte es Makos durch den Kopf, war der Chemiker fähig, die Notwendigkeiten des Augenblicks zu erkennen und schnelle, präzise Anordnungen zu treffen.
Allerdings war es zu spät, sie noch in Aktionen umzusetzen. Den entscheidenden Fehler hatte Lefton Hellst begangen, als er die weitere Annäherung an den Gesteinsbrocken befahl. Ein dumpfer, brummender Ton erfüllte die Zentrale der Space-Jet. Alarmiert richtete Makos sich auf und blickte fragend zum Piloten.
»Hier funktioniert nichts mehr richtig«, rief dieser voller Panik. »Der Meteorit zieht uns an, gleichzeitig setzen unsere Schubkräfte mit zu großer Verzögerung ein.«
»Dann versuche zu landen!«, bellte Lefton. »Versuche, auf diesem verfluchten Ding zu landen!«
Makos war wie gelähmt. Womöglich ist das die einzige Chance, mit halbwegs heiler Haut zu überleben!, dachte er entsetzt.
Im gleichen Moment wurde das kleine Raumschiff von übermächtigen Kräften erschüttert. Der Strahlenspezialist fühlte sich, als würde er über ein Hindernis hinweggehoben. Automatisch schnappten die Sicherheitsgurte ein. Sie verhinderten, dass er aus dem Sessel geschleudert wurde.
Der Pilot war auf die gleiche Weise geschützt, die Buhrlos und der Kommandant jedoch fanden keine Gelegenheit mehr, sich auf die plötzliche Gefahr einzustellen. Sie taumelten, stolperten und versuchten verzweifelt, sich irgendwo festzuhalten.
Mit ungeheurer Macht griff der hyperenergetische Einfluss nach den Aggregaten der Space-Jet. Am schlimmsten betroffen waren offensichtlich die Erzeuger der künstlichen Schwerkraft, deren Arbeitsweise immer unregelmäßiger wurde. Die Andruckneutralisatoren vermochten die Schwankungen nicht auszugleichen.
Das Schiff schüttelte sich förmlich, die Wände zitterten, und der Boden bebte. Mehrmals schien er nach unten wegzukippen, nur um anschließend zurück in die Horizontale zu schwenken. Makos hörte die Schreie der verängstigten Buhrlos und das Fluchen des Chemikers. Keinem von ihnen gelang es, sich Halt zu verschaffen. Hilflos rutschten sie durch die Zentrale, stießen sich an den kantigen Konsolen wund und versuchten, ihre Körper wenigstens vor einem härteren Aufprall zu schützen.
Über all dem Chaos hörte man das schrille Kreischen, Krachen und Hämmern des bis an die Grenze des Erträglichen belasteten Materials. Die Sterne, die durch die Sichtkuppel zu erkennen waren, schienen einen wilden Tanz zu vollführen. Irgendwo im Schiffsinnern barst eine Maschine. Der grollende Donner der Explosion setzte sich bis in die Zentrale fort und erzeugte ein rumorendes, Angst einflößendes Hintergrundgeräusch.
Mit einer schnellen, oft geübten und daher fast unbewussten Bewegung schloss Makos den Helm seines Raumanzugs. Die nicht mehr kontrollierbaren Vorgänge an Bord konnten leicht dazu führen, dass die Space-Jet leckschlug, und wenn dies erst geschah, war es für jeden Handgriff, der der eigenen Sicherheit diente, zu spät.
Wortlos folgte der Pilot
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