Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
dabei nicht im grundsätzlichen Verständnis der solanischen Verkehrssprache, sondern vielmehr in der spezifischen Gestaltung seiner Stimmwerkzeuge, die kaum etwas anderes als Pfeifen zustande brachten.
»Heraus damit!«, forderte Joscan ihn auf. »Was sind das für Neuigkeiten?«
»In der Nähe der SOL ist ein Meteorit aufgekreuzt, der ungewöhnlich stark im mehrdimensionalen Bereich strahlt«, sagte Douc Langur
»Das weiß inzwischen jeder.« Der Kybernetiker winkte ab und nippte an seinem Glas.
»Das ist aber nicht alles«, pfiff der Forscher unbeirrbar weiter. »Die eigentliche Neuigkeit ist, dass die Arge SOL eine bemannte Space-Jet losgeschickt hat, um das Objekt zu untersuchen.«
Knallend stellte Joscan das Glas auf den Tisch zurück, während er sich bolzengerade aufrichtete. Seine Augen weiteten sich.
»Das ist Wahnsinn«, brachte er hervor. »Wenn der Meteorit tatsächlich ein so starker Hyperstrahler ist, wird er die Funktion der Schiffsmaschinen nachhaltig beeinflussen. Das kann nicht gut gehen! Die Besatzung der Jet fliegt in den sicheren Tod!«
Doucs Sinnesorgane bogen sich langsam nach vorn.
»Das sagt LOGIKOR auch«, bestätigte er. »Meine Rechenkugel gibt den Leuten eine bestenfalls theoretische Überlebenschance.«
Joscan schüttelte den Kopf und stand auf. Unruhig ging er in der Kabine umher.
»Woher hast du die Information?«, wollte er wissen.
»Ich habe Gavro Yaal belauscht«, erklärte der Forscher, »als er sich mit einem seiner Freunde unterhielt.«
Der ehemalige Sprecher der Solgeborenen blieb stehen. Er wusste, dass der Kosmobiologe des Öfteren in der Kommandozentrale der SOL zu tun hatte, um Unterlagen für seine Forschungen zu beschaffen. Während eines solchen Aufenthalts konnte er die Anordnung der Arge SOL mitbekommen haben. Joscan hielt es deshalb durchaus für wahrscheinlich, dass Doucs Informationen den Tatsachen entsprachen.
Er merkte, wie seine Erregung stieg. Kurz überlegte er, ob er nicht besser daran täte, sich aus der Angelegenheit herauszuhalten. In den Reihen der Arbeitsgemeinschaft war er nicht sonderlich beliebt, und auch unter den anderen Solanern gab es kaum jemanden, der sich noch mit ihm und seinen Idealen identifizieren konnte, geschweige denn auf ihn hörte. Längst schon brachte man ihm nicht mehr als gefälligen Respekt entgegen. Vielleicht war es vernünftiger, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Douc Langurs schrilles Pfeifen beendete seine Unschlüssigkeit.
»Wir müssen etwas tun, Josc!«, rief der Forscher.
Der Kybernetiker gab sich einen Ruck. Entschlossen ging er zum Interkom und tastete seinen Gesprächswunsch ein. Es standen Menschenleben auf dem Spiel. Um ihretwillen musste er aktiv werden.
Auf dem Bildschirm entstand die dreidimensionale Wiedergabe des Oberkörpers von Suukar Lem. Die dunkelhäutige Frau war eine der prominentesten Mitarbeiterinnen der SOL-Arbeitsgemeinschaft. An Bord war sie bekannt genug, dass sie auf der Gerüchtebörse vorzugsweise als Geliebte Cleton Weisels gehandelt wurde.
»Was willst du, Joscan?«, fragte sie abweisend. Ihr Tonfall machte dem Kybernetiker einmal mehr deutlich, was man in der Zentrale von ihm hielt.
»Ich will mit Cleton sprechen«, antwortete er ungeduldig.
»Er ist beschäftigt und kann sich jetzt nicht um dich kümmern.«
Suukars Blick war starr. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu wenden und nachzusehen, ob das, was sie sagte, überhaupt stimmte. Joscan kannte das. Trotz aller Macht, die er anstrebte, war Cleton Weisel ein im Grunde menschenscheuer Typ, der sich anderen Solanern gegenüber oft genug verleugnen ließ.
Der Kybernetiker wollte sich jedoch nicht so einfach abspeisen lassen.
»Sag ihm, es ist wichtig«, verlangte er.
»Ich habe dir eben zu verstehen gegeben ...«
Joscan schnitt ihr das Wort ab.
»Das interessiert mich nicht«, sagte er lauter als beabsichtigt. Die Sorge um die Besatzung der Space-Jet und die Entrüstung über die zu dem Unternehmen gehörende Anordnung brachen sich gleichermaßen Bahn. »Ich will mit deinem Chef sprechen, und ich erwarte, dass du es ihm ausrichtest! Auf der Stelle!«
Suukars Augen blitzten. Es war deutlich, dass sie im nächsten Moment mit gleicher Schärfe reagieren oder die Verbindung einfach unterbrechen würde. Doch zu beidem kam es nicht. Sie musste von der Seite angesprochen worden sein, denn sie wandte unvermittelt den Kopf. Dann hob sie die Schultern und trat aus dem Erfassungsbereich der Aufnahmeoptik. An
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