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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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Arbeit, Freunde!«, hörte er Cleton Weisels Anordnung, bevor sich das Schott hinter ihm schloss. »Wir suchen Freiwillige.«
     
    Mit bloßem Auge war der Meteorit kaum zu erkennen. Bestenfalls konnte man seine Existenz erahnen; als unregelmäßig geformter lichtloser Fleck zeichnete er sich gegen den von Sternen übersäten Hintergrund ab.
    Die Tasterechos hingegen waren wesentlich aufschlussreicher. Sie lieferten einwandfreie dreidimensionale Bilder, die auf einem großen Monitor wiedergegeben wurden. Durch die rechnergesteuerte Auswertung der reflektierten Impulse entstand eine klare und fast naturgetreue Projektion jenes Körpers, auf den die Space-Jet zusteuerte.
    Es war ein Gesteinsbrocken mit einem mittleren Durchmesser von annähernd dreihundert Kilometern. Die Oberfläche wies zahlreiche Unebenheiten auf, ohne jedoch hervorstechende geografische Merkmale zu besitzen.
    »Das Bruchstück eines Planeten, der vor langer Zeit einer Katastrophe zum Opfer fiel und geborsten ist«, urteilte Lefton Hellst und deutete auf die Anzeigen der Fernanalyse. »Die Zusammensetzung der Elemente weist darauf hin, dass dieses Teil aus dem glutflüssigen inneren Kern der betroffenen Welt stammt. Unter mörderischem Druck wurde es in den Weltraum geschleudert, wo es sofort erkaltete.«
    Makos Naratnam, der zweite Wissenschaftler, der sich in der Zentrale aufhielt, nickte zustimmend, ohne den Blick vom Bildschirm des Tasters zu nehmen. Der Meteorit wirkte wie dunkles, zu einem Klumpen geschmolzenes Glas – wie das Gestalt gewordene Abbild der bizarren Phantasie eines eigenwilligen Künstlers.
    »Vielleicht hat der Planet einmal Leben getragen«, fuhr Lefton fort, während er die Beine übereinanderschlug und sich bequem zurücklehnte. »Die Explosion könnte ein ganzes Volk innerhalb eines Sekundenbruchteils ausgelöscht haben.«
    Makos drehte seinen Sessel so, dass er den Kollegen ansehen konnte. Der Chemiker war ein mittelgroßer, zur Korpulenz neigender Mann, dessen stechend grüne Augen und verschlossene Gesichtszüge allzu deutlich sein oft übertrieben egoistisches, von eiskalter Pragmatik bestimmtes Wesen erkennen ließen. Obwohl er noch nie mit ihm zusammengearbeitet hatte, war Makos bereits klar, dass es zwischen ihnen beiden keinerlei menschliche Berührungspunkte geben würde. Er selbst stufte sich eher als gefühlsbetont und sensibel ein, und die Art, in der Lefton den Untergang eines Volkes kommentierte, machte ihn betroffen.
    »Du sagst das so, als würde es dich nicht berühren«, stellte er fest.
    »Warum sollte es das?«, gab der Chemiker achselzuckend zurück. »Ich kann es ohnehin nicht mehr ändern. Es beweist mir lediglich, dass wir Solaner die einzig richtige Einstellung zum Leben gefunden haben. Solange sich ein Volk an seine Welt gebunden fühlt, ist es derartigen Katastrophen hilflos ausgeliefert. Wir dagegen nennen ein Raumschiff unsere Heimat, das sich nach unserem Willen lenken und kontrollieren lässt. Im Vergleich zu planetenabhängigen Wesen garantiert uns das eine weitaus höhere Überlebenschance.«
    »Was für ein Unsinn!«, mischte sich Lynka Woortz ein. Sie trat auf die Wissenschaftler zu und machte eine unbestimmte Geste. »Du tust gerade so, als sei die SOL unverwundbar. Dabei können wir genauso leicht in eine Krisensituation geraten, die sich nicht von uns meistern lässt, und dann ergeht es uns nicht besser als jenen Leuten, deren Planet in Stücke gebrochen ist.«
    Die Buhrlofrau, die sich mit vier ihrer Artgenossen an Bord der Space-Jet aufhielt, war eine der Ersten, deren Körper vollständig von jener rötlich schimmernden, gläsern wirkenden Hornschicht umgeben war, die die Weltraummenschen vor den Einflüssen des Vakuums schützten. Gerade siebzehn Jahre alt, stellte sie somit den vorläufigen Endpunkt einer vermutlich durch Strahlenschäden verursachten genetischen Entwicklung dar, die diese Menschen befähigte, ohne Hilfsmittel im freien Raum zu existieren. Im Gegensatz zu den sogenannten Halbbuhrlos, die lediglich narbenartige Ansätze dieser Glashaut besaßen, waren sie sogar darauf angewiesen, bestimmte Zeiten im natürlichen Vakuum zu verbringen. Das war auch der Grund, warum die fünf an der Expedition teilnahmen.
    »Es ist eine reine Auffassungssache«, reagierte der Chemiker auf Lynkas Einwand. »Wir sollten nicht darüber streiten.«
    »Ich streite nicht«, konterte sie kühl. »Nicht mit einem Mann wie dir!«
    In einer Haltung, die geistige Überlegenheit ausdrücken

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