Atlan TH 0006 – Stadt der Freien

dachte Atlan ironisch zurück.
    Ja, erwiderte der Extrasinn. Deshalb bist auch du gefährlich – vor allem für dich selbst.
    Mit verkniffener Miene ging der Arkonide weiter, aber schon nach drei Schritten blieb er stehen und fragte sich, ob die vage Chance, tatsächlich mit Kelshur reden zu können, das Risiko wert war. Das war sein Glück, denn in diesem Moment blitzte es beim Haus abermals auf – und drei Geschosse explodierten dort, wo Atlan sich befunden hätte, wenn er weitergegangen wäre. Splitter schossen durch die Luft und schlugen mit hässlichem Geräusch in die umliegenden Hauswände ein, doch da lag der Arkonide bereits flach auf dem Boden.
    Im nächsten Augenblick zog Gavro Yaals Impulsstrahler trotz aller Ermahnungen des Arkoniden eine glühende Bahn quer über den Sockel des alten Hauses. Atlan spähte hinüber und erkannte erleichtert, dass der Solaner den Fremden selbst geschont hatte. Dessen Leben war nicht gefährdet, aber er hatte seinen Platz hinter einem Fenster im Erdgeschoss garantiert verlassen, als die kochend heiße Luft der von Yaal erzeugten Glutbahn nach oben gestiegen war.
    Atlan sprang auf, lief über die Gasse und suchte in einer Türnische Deckung. Hinter sich hörte er schnelles Trappeln, blickte sich aber nicht um, da zur gleichen Zeit eine schemenhaft erkennbare Gestalt an einer Fensteröffnung im ersten Stock vorbeihuschte.
    Im selben Moment vernahm er ein triumphierendes Quietschen, und als er sich umblickte, sah er Kuno mit wirbelnden Beinchen und in rasantem Tempo auf das halb verfallene Haus zujagen.
    »Deckung!«, rief er dem kleinen Roboter zu, doch Kuno raste an ihm vorbei und schlug Haken, als aus dem Haus das Feuer auf ihn eröffnet wurde. Es wurde schnell wieder eingestellt, als der Arkonide mit seinem Paralysator die Fensterhöhlen bestrich. Ein Kreischen verriet, dass Kelshur zumindest einen Streifschuss abbekommen hatte.
    Atlan verließ seine Deckung und lief hinter Kuno her, während seine Gefährten mit ihren Paralysatoren Sperrfeuer schossen. Er fragte sich dabei, welcher Teufel den kleinen Roboter geritten haben mochte, dass er sich plötzlich so stürmisch zeigte.
    Aus den Tiefen seiner Erinnerung stieg das Bild des Schemens, der an der Fensterhöhle vorbeigehuscht war. Ein grüner Schemen! Natürlich. Kein Wunder, dass Kuno davon unwiderstehlich angezogen wurde.
    Inzwischen hatte der kleine Roboter die Plastikplanen vor einem Fenster entfernt und war ins Haus gestiegen. Der Arkonide schwang sich ebenfalls durch die Öffnung. Vor sich hörte er das Trappeln des Roboters – und dann ein gellendes Kreischen.
    Er beeilte sich noch mehr, weil er um das Leben Kelshurs fürchtete, und er fand es absurd, dass er hinter sich den Katzer lachen hörte.
    Atlan jagte eine Treppe hinauf und sprang in ein in trübes Licht getauchtes Zimmer. Dort blieb er stehen – und lachte ebenfalls.
    Mitten im Zimmer stand ein entfernt humanoides, sehr alt aussehendes Wesen mit grasgrüner Haut und hielt sich die Hände vors Gesicht, während Kuno um es herumtänzelte und es unablässig mit seiner Düngerlösung besprühte.

12.
    Es dauerte nicht lange, da fanden sich Bjo Breiskoll, Joscan Hellmut und Gavro Yaal ein. Auch sie lachten Tränen, während Atlan sich wieder beruhigt hatte und auf Kuno zuging.
    »Es ist genug«, sagte er zu dem kleinen Roboter. »Weißt du nicht, dass Pflanzen an Überdüngung zugrunde gehen können?«
    Kuno hielt sofort inne, und Kelshur nahm vorsichtig seine dürren Hände von seinem faltigen Gesicht und starrte den Arkoniden aus gelb leuchtenden Augen an.
    »Gehört dir dieses Folterinstrument?«, fragte er mit schriller Stimme und schielte dabei zu dem kleinen Roboter.
    »Nein«, antwortete Atlan. »Wir sind nur befreundet.«
    Kuno schlich langsam um Kelshur herum. Plötzlich sprang er vor, zog den Hosenbund von Kelshurs Kehrseite und sprühte mit kräftigem Strahl.
    »Dort war es noch trocken«, sagte er entschuldigend zu Atlan und ließ wieder von seinem Opfer ab.
    Kelshur kreischte abermals. »Haltet mir diesen Missgebauten vom Hals!«, schrie er. »Macht mit mir, was ihr wollt, aber sorgt dafür, dass mir dieser Wahnsinnige fernbleibt!«
    »Komm mit, Kuno«, sagte Joscan Hellmut. Er packte den Roboter am Arm, sprach leise auf ihn ein und verließ mit ihm das Zimmer.
    »Du heißt also Kelshur«, stellte Atlan fest. Dann nannte er seinen Namen und die seiner Gefährten. »Wie ich schon sagte, kommen wir in Frieden. Uns geht es nur darum, einige