Atlan TH 0006 – Stadt der Freien
schnell.
Während sie dem kastenförmigen Roboter folgten, drängte sich Bjo Breiskoll dicht an Atlan heran. »Die Buhrlos schlafen wirklich. Ihre Traumgedanken verraten, dass sie sich wohlfühlen«, flüsterte er.
Atlan nickte. Dennoch fühlte er sich unbehaglich, doch er wusste auch, dass sie nichts tun durften, was den Argwohn des Hauses erregte. Sie mussten es sich sogar versagen, nach den Buhrlos zu sehen, denn schon das hätte als Misstrauen ausgelegt werden können. Außerdem bestand noch immer die realistische Chance, dass Kelshur übertrieben oder bewusst gelogen hatte. Sie alle konnten ein paar Stunden Schlaf und eine ausgiebige Mahlzeit gut gebrauchen. Niemand wusste, wann sich das nächste Mal eine solche Gelegenheit bieten würde.
Als der Ableger ihn zu seinem Zimmer geführt und die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, sah sich der Arkonide aufmerksam um. Wie in den Zimmern, in denen die Buhrlos untergebracht worden waren, enthielt auch dieser Raum ein großes, weiches Bett, einen Schrank sowie einen runden Tisch und zwei Stühle.
Atlan ging zu der schmalen Tür hinüber, die sich links neben dem Bett befand. Sie öffnete sich bereitwillig vor ihm und gab den Blick auf eine kleine Hygienezelle frei. Der Arkonide trat ein und wusch sich in einem Becken Gesicht und Hände. Danach kehrte er in den Schlafraum zurück.
Das Bett machte einen völlig normalen Eindruck. Es war mit einem sauberen Laken bezogen, auf dem eine dicke, leichte Decke sowie ein Kopfkissen lagen, aber wie so vieles in dieser seltsamen robotischen Stadt konnte es ebenso gut ein komplett technisches Objekt und integraler Bestandteil des Hauses sein. Vielleicht beeinflusste es ihn während des Schlafens mit irgendwelchen Impulsen, sodass er nach dem Erwachen keinen Wunsch mehr verspürte, das Haus zu verlassen.
»Möchtest du dich nicht hinlegen?«, flüsterte in diesem Moment eine Stimme. Es konnte nur das Bett gewesen sein, das die Aufforderung ausgesprochen hatte. Atlan verdrängte das unangenehme Gefühl, das ihn beschleichen wollte. Wo praktisch alles robotisch war, durfte er sich nicht wundern, dass auch praktisch alles sprechen konnte.
Der Arkonide zog seine Stiefel aus und schnallte den Waffengurt ab. »Ich bin eigentlich gar nicht müde«, erklärte er. »Ich brauche nicht viel Schlaf. Dennoch werde ich für kurze Zeit ruhen.«
Er behielt den Waffengurt in der Hand und streckte sich auf dem Bett aus, nachdem er die Decke zur Seite geschlagen hatte.
»Aber die schönsten Träume kommen nur im Schlaf«, flüsterte das Bett. »Willst du es nicht versuchen? Ich könnte etwas für dich singen.«
»Danke, aber ich muss nachdenken«, erwiderte Atlan. »Es gibt vieles, über das ich mir nicht im Klaren bin.«
»Vielleicht kann ich dir helfen«, sagte das Bett. »Ich bin dazu da, dir zu dienen, Atlan. Und ich weiß sehr viel. Hier waren schließlich schon viele Besucher, und sie alle haben von ihrem Leben und ihren Erfahrungen erzählt.«
»Wo sind diese Besucher jetzt?«, erkundigte sich der Arkonide, während er sich darum bemühte, die Augen offen zu halten.
»Ich werde dir von ihnen erzählen«, sagte das Bett – und begann zu berichten. Gegen seinen Willen war der Unsterbliche fasziniert und lauschte den Beschreibungen fremdartiger Wesen und den Berichten von ihren Abenteuern. Dabei merkte er gar nicht, wie ihm die Lider schwer wurden und er schließlich einschlief.
Die vielfarbigen Positionslampen des Raumfrachters zuckten grell durch die Düsternis des Weltraums und ließen Lanta die gewaltige Größe des Fahrzeugs ahnen, das sich soeben anschickte, am Kai der Raumstadt anzulegen.
Tannahmat hatte seit knapp neunhundert Jahren zum ersten Mal wieder Kontakt mit einer planetarischen Zivilisation aufgenommen, nachdem der Gulnithen-Aufstand die Macht des Direktoriums zerschlagen und die Demotechnokratie eingeführt hatte. Die rund zwölf Millionen Bewohner der Raumstadt begrüßten fast ausnahmslos die neue Politik, die das Ende der jahrhundertelangen Stagnation versprach.
Lanta wartete in der transparenten Kuppel des Towers. Er war dazu ausersehen worden, den direkten Kontakt mit der Besatzung des Raumfrachters aufzunehmen. Die lange Isolation hatte bei den meisten Bewohnern Tannahmats zu einer fast schon krankhaften Scheu vor direkten Kontakten mit außerstädtischen Intelligenzen geführt. Die Stadtbewohner fürchteten sich beinahe panikartig vor allem Unbekannten.
Dennoch waren die Funkkontakte problemlos
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