Atlan TH 0006 – Stadt der Freien
noch ein Kaffee zum Abschluss. Das war wirklich vorzüglich.«
Abermals tauchten Schwebeplattformen auf und räumten den Tisch ab. Kaum waren sie verschwunden, schwebten neue heran. Auf ihnen standen silberne Becher, in denen eine grüne Flüssigkeit schwappte.
Die Schweber stellten einen Becher vor jeden Gast. Dazu servierten sie kleine Krüge mit einer wasserhellen süßen Flüssigkeit und eine Emulsion, die verdünnter Mayonnaise ähnelte.
Joscan Hellmut, Bjo Breiskoll und Gavro Yaal verzogen die Gesichter. Sie kannten richtigen Kaffee noch von früher, auch wenn er auf der SOL nur synthetisch hergestellt worden war.
»Wir wollen ihn wenigstens versuchen«, sagte Atlan. Er roch an der Flüssigkeit, dann goss er etwas von dem Süßmittel dazu. Die Sahne rührte er dagegen nicht an.
»Es schmeckt zwar nicht nach Kaffee, aber dennoch nicht schlecht«, urteilte er, nachdem er gekostet hatte.
»Ein bisschen wie Tee mit Schokolade«, meinte Joscan Hellmut nach dem ersten vorsichtigen Schluck.
»Ich werde an der Verfeinerung des Geschmacks arbeiten«, versprach das Haus leutselig.
Als die Raumfahrer ihren Kaffee getrunken hatten, führte der Ableger sie in Zimmer, die mit großen weichen Betten ausgestattet waren und jedes eine Tür hatten, hinter der sich ein Bad befand.
Atlan forderte die Buhrlos auf, sich hinzulegen und zu schlafen. Sie folgten der Aufforderung nur zu gern.
»Ich selbst werde mich draußen ein wenig umsehen«, erklärte der Arkonide.
»Ich begleite dich«, sagte Bjo Breiskoll. »Irgendwo in der näheren Umgebung spüre ich ein intelligentes Lebewesen, dessen Gedanken sehr feindselig sind. Allein könntest du in einen Hinterhalt geraten.«
»Dann komme ich auch mit«, erklärte Joscan Hellmut.
»Und ich auch«, sagte Gavro Yaal.
»Einverstanden«, sagte Atlan nach kurzem Überlegen. »Gehen wir.«
»Dort ist es«, flüsterte Bjo Breiskoll und deutete auf ein halb verfallenes Haus, das am Ende einer schmalen Sackgasse stand. Anstelle einer Tür besaß es drei Stahlplatten, die provisorisch vor der Öffnung angebracht waren. Die Fenster waren schmal und ohne Scheiben. Im Erdgeschoss waren sie mit Plastikplanen verschlossen.
»Dort lebt der Unbekannte, den du spürst?«, fragte Atlan leise.
»Ja, und er ist krankhaft misstrauisch«, gab der Katzer zurück. »Er heißt Kelshur. Manchmal denkt er daran, dass er ein Tirse ist – und er ist bewaffnet.«
»Kannst du die Art der Waffe aus seinen Gedanken herauslesen?«, wollte Gavro Yaal wissen.
»Wahrscheinlich eine Schusswaffe, eine Art Raketenwerfer oder Raketenkarabiner«, antwortete Bjo Breiskoll.
»Dann täuschen wir einen Frontalangriff vor, während zwei von uns sich von hinten an das Haus heranschleichen, und dann ...«, begann Gavro Yaal.
»Nein«, unterbrach ihn Atlan ärgerlich. »Ich versuche es zuerst mit einer friedlichen Kontaktaufnahme. Falls mich der Drang überkommt, das Haus in die Luft zu sprengen, werde ich dich als Ersten rufen.«
»Gut«, gab Gavro Yaal zufrieden zurück. Er schien gar nicht zu begreifen, dass der Arkonide seine Bemerkung spöttisch gemeint hatte.
Atlan schüttelte den Kopf, schnallte seinen Waffengurt ab und legte ihn auf den Boden. Dann trat er auf die Gasse hinaus, hob die Arme und zeigte seine leeren Handflächen. Langsam ging er auf das Haus zu
Er war noch keine zehn Meter weit gekommen, da blitzte es in einem Spalt eines der verbarrikadierten Fenster auf. Etwas heulte heran, eine blasse Rauchfahne hinter sich herziehend. Atlan sprang zur Seite. Etwa drei Meter von seinem letzten Standort entfernt schlug ein Geschoss ein und explodierte mit einem grünen Blitz.
Atlan hatte sofort erkannt, dass es sich nur um den Schuss aus einer Art Signalpistole gehandelt hatte. Eine Warnung – vorerst.
Gerade noch rechtzeitig wandte er sich zu seinen Gefährten um und sah, dass Gavro Yaal mit seinem Impulsstrahler auf das Haus zielte.
»Nein!«, rief er ihm zu. »Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis wird hier nicht geschossen! Weg mit der Waffe, Gavro! Und wenn es hart auf hart kommt, benutzt du gefälligst den Paralysator.«
Er wandte sich wieder dem Haus zu, formte mit seinen Händen einen Trichter und rief:
»Kelshur! Wir kommen in friedlicher Absicht! Wir wollen nur mit dir reden! Ich gehe jetzt weiter auf dein Haus zu, und ich bin unbewaffnet!«
Narr, flüsterte der Extrasinn. Kelshur ist ein Einzelgänger – und solche Leute sind immer gefährlich.
Bin ich nicht auch ein Einzelgänger?,
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