Atlan TH 0007 – Flucht der Solaner
aufgepasst.«
Rtrigor war zunächst sprachlos, aber dann brüllte er nach seinen Gewändern. Diensteifrige Bakjaris eilten herbei und brachten die Kleider. Rtrigor war nahe daran, seine bislang zur Schau gestellte Würde zu verlieren. Anscheinend war er unsicher, ob die Menschen ihm einen Streich spielen wollten oder ob es Atlan tatsächlich gelungen war, seine Nachkommen zu überlisten.
Er wollte sich an Ort und Stelle davon überzeugen.
Rtrigor, einmal angetan mit seinen Gewändern, war nicht mehr zu bremsen. Er legte ein Tempo vor, bei dem seine beiden menschlichen Begleiter kaum mithalten konnten.
Bjo Breiskoll stand vor der Tür zu ihrem Zimmer. Er machte einen betretenen Eindruck. »Atlan ist nicht wieder zurückgekehrt«, berichtete er stockend.
Rtrigor beachtete ihn gar nicht, sondern stieß die Tür auf und wirbelte ins Zimmer.
Es war leer.
»Wo ist eigentlich Akitar?«, fragte Joscan Hellmut scheinheilig.
Rtrigor gab keine Antwort, sondern quakte nach seinen Nachkommen. Die Gerufenen kamen nacheinander. Es dauerte nicht lange, bis er sie zusammenhatte, und sie wiederholten das, was Joscan schon gesagt hatte. Atlan war verschwunden, obwohl die Bakjaris niemanden auf dem Flur gesehen hatten und die Tür des Zimmers sich ihrer Meinung nach nicht ein einziges Mal geöffnet hatte.
Rtrigor ordnete umgehend eine Durchsuchung des gesamten Gebäudes an. Nach und nach trafen die Meldungen ein, und mit jeder einzelnen wurde der Glitschige nachdenklicher.
Atlan blieb unauffindbar.
12.
Der Unsterbliche war eigentlich zu alt, um sich über kindische Streiche zu amüsieren, aber diesmal tat er es doch. Der Plan von Joscan Hellmut war so simpel wie genial gewesen. Atlan war sicher, dass Rtrigor eher an parapsychische Fähigkeiten seiner Gäste glaubte, als dass er der Wahrheit auf die Spur kam.
Der Arkonide hatte sich zunächst hinter den primitiven Möbeln versteckt, als Joscan Hellmut auf dem Gang Alarm schlug. Die aufgeregten Bakjaris waren hereingestürmt, hatten Atlan nirgendwo entdeckt, vergaßen in ihrer Aufregung, genauer nachzusehen, weil sie den Worten Hellmuts blind vertrauten, rasten davon, um den Flüchtling vielleicht noch einzuholen, und kehrten schließlich zurück, nachdem Atlan längst in ein anderes Zimmer gewechselt war.
Danach brauchte er nur noch ein wenig Geduld zu haben. Rtrigor schickte seine Nachkommen aus. Der Arkonide wartete, bis man an anderer Stelle nach ihm suchte, und schlich sich dann rasch durch die Stockwerke nach oben. Ungesehen erreichte er das Dach.
Gewiss wurden die hier oben eingerichteten künstlichen Teiche zuweilen ebenfalls benutzt, aber sie dienten in erster Linie als Auffangbecken für den häufigen Regen, denn der Wasserverbrauch der Bakjaris war enorm.
Auf leisen Sohlen lief der Arkonide zum Rand des auf den ersten Blick seltsam geformten Dachs. Nur wenn man die Konstruktion genauer betrachtete, erkannte man den Sinn, der dahinterstand. Neben der bizarren Ästhetik der Bakjaris spielte das Wassersammeln eine erhebliche Rolle. Aber das Wasser wurde nicht etwa sofort abgeleitet, sondern sickerte von den Becken aus gleichmäßig in die porösen Wände des Gebäudes hinein und sorgte für eine durchgehende Feuchtigkeit.
Atlan sah auch, dass das Dach undicht war. Möglicherweise war das Absicht, denn auch durch diese Risse und Spalten sickerte beständig Wasser. Nur die sogenannten Gästezimmer lagen trocken; ansonsten herrschte im ganzen Palast ein für Humanoide fast unerträgliches Tropenklima.
Der Unsterbliche trat an den Dachrand und warf einen vorsichtigen Blick nach unten. Die Stadt war nur mäßig beleuchtet. Elektrizität war zwar bekannt, aber der Strom war knapp. Unbegrenzte Energie konnten sich nur die Reichen leisten.
Allerdings wurde es auf Mausefalle VII nie richtig dunkel. Dafür sorgten schon allein die vielen, teilweise künstlichen Monde rings um den Planeten.
Atlan wunderte sich über den regen Betrieb, der trotz der Dämmerung noch auf den Straßen herrschte. Lag es daran, weil das Haus von Rtrigor dem Glitschigen in einem Hauptgeschäftsviertel gebaut worden war?
Der Arkonide beobachtete von seinem Versteck aus die mannigfaltigsten Geschöpfe. Die Insel war ein wahrer Schmelztiegel und beherbergte ein Vielvölkergemisch.
Wenn er nun versuchte, vom Dach herunterzuklettern, was ihm die Auf- und Anbauten, Verzierungen und Vertiefungen durchaus erlaubten, blieb das gewiss nicht unbeobachtet. Auf der anderen Seite durfte er nicht zu
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