Atlan TH 0007 – Flucht der Solaner
Und schließlich wäre da noch Y'Man, der für den Herrn in den Kuppeln gewiss kein Unbekannter ist. Unser Kontakt mit ihm war der Auslöser für alles, was seit unserem Verlassen der Stadt der Vergessenen geschehen ist.«
Akitar sah ihn an – nachdenklich, wie ihm schien. »Es ist erstaunlich, wie weit deine Überlegungen bereits vorangeschritten sind«, sagte der Chailide. »Allerdings sehe ich in den Entwicklungen der letzten Tage vor allem schlechte Vorzeichen. Ich fühle mich im Moment wie ein unaufgeklärter Befehlsempfänger. Die Zusammenhänge, die ich bislang als gegeben hingenommen habe, verlieren immer mehr an Bedeutung. Alle unsere Ziele sind gefährdet, denn durch eure Nachforschungen wird eine Menge Wüstensand aufgewirbelt. Mit anderen Worten, Atlan, mein arkonidischer Freund: Selbst wenn wir alle dem Zugriff des Robotgehirns immer wieder entrinnen, wird die Gesamtsituation nur schlimmer. Der Herr in den Kuppeln ist auf uns aufmerksam geworden, und diese Aufmerksamkeit wird nicht mehr nachlassen. Maschinen brauchen keinen Schlaf. Man wird uns jagen, bis man uns gefangen hat.«
Mit den letzten Worten hatte sich Akitar abgewandt und die Arme vor der Brust verschränkt. Er schien nicht gewillt zu sein, dieses Gespräch fortzusetzen.
Atlan konnte ihn auf gewisse Weise verstehen. Der Chailide war sich noch immer nicht sicher, was er von dem Arkoniden und seinen Begleitern halten sollte. Gern hätte der Unsterbliche in Richtung Y'Man weitergebohrt, doch das versprach im Moment wenig Erfolg. Im Gegenteil: Weitere lästige Fragen hätten die Beziehung zwischen ihnen und Akitar nur noch verschlechtert.
Ceranyl machte keine Anstalten, sich an den Diskussionen zu beteiligen. Er erklärte Atlan und seinen Gefährten immer wieder, dass sie zurzeit nicht gefährdet waren und sie nur abzuwarten brauchten, bis die Durchsuchung beendet war.
Über ihren Köpfen hörten sie die empörten und manchmal auch erschrockenen Schreie der Molchwesen. Sie übertönten sogar den Lärm, den die stöbernden Roboter veranstalteten.
Eine scheinbare Ewigkeit verstrich, bis sich die Geräusche von oben endlich legten und sich die Klappe öffnete. Rtrigor tauchte auf und berichtete, dass die Gefahr vorerst gebannt sei. Dann fragte er nach speziellen Wünschen seiner Gäste.
Atlan machte sich einmal mehr zum Sprecher. »Hast du einen Ort für uns, an dem wir uns ausruhen können?«, fragte er. »Er müsste vor allem trocken und warm sein.«
»Selbstverständlich«, antwortete der Hausherr. »Es ist bereits alles vorbereitet. Und wie steht es mit Essen und Trinken? Auch dahingehend bin ich gut ausgestattet. Wir werden sicher etwas für euch finden. Die Insel mag klein sein, doch ihre Felder, Bäume und Sträucher liefern reiche Ernten. Und falls wir wieder von einem Robotkommando heimgesucht werden, kennt ihr bereits unser bestes Versteck.«
Damit waren alle wichtigen Punkte geklärt und die Freunde endgültig in die Gemeinschaft aufgenommen. Atlan gefiel daran nur eines nicht: Rtrigor schien stillschweigend davon auszugehen, dass ihr Besuch ein längerer Aufenthalt werden würde.
11.
Drei Tage hielten sie sich nun schon unter der Obhut von Rtrigor dem Glitschigen auf. Was erst wie anrührende Gastfreundschaft anmutete, wurde rasch zu einem Problem, vor allem, nachdem Ceranyl sich von ihnen verabschiedet hatte. Dies war bereits einen Tag nach ihrer Ankunft geschehen. Ceranyl hatte keine Begründung dafür geliefert, sondern ihnen nur versprochen, so bald wie möglich zurückzukehren.
Und so warteten sie und wurden dabei auf Schritt und Tritt von den Molchwesen begleitet – falls sie es wirklich einmal wagten, ihre engen Zimmer zu verlassen. Das war keine Gastfreundschaft mehr, sondern eher eine strenge Beaufsichtigung.
Jedenfalls waren die vier Gefährten ziemlich schnell zu dieser Ansicht gelangt. Akitar befand sich zu diesem Zeitpunkt schon nicht bei ihnen. Er war immer wortkarger geworden und hatte sie bewusst gemieden. Atlan nahm an, dass er unter dem Aufenthalt genauso litt wie sie; nur wurde nicht ersichtlich, ob er ebenso streng bewacht wurde. Es hatte vielmehr den Anschein, als könne er sich frei bewegen. Am zweiten Tag war er plötzlich spurlos verschwunden.
Gavro Yaal bestand schließlich auf einer Art Krisensitzung, in der er laut seinen Unmut kundtat.
Joscan Hellmut, sein ehemaliger Widersacher auf der SOL, stimmte ihm zu, während Bjo Breiskoll sich offensichtlich noch nicht entschieden hatte.
Der Katzer
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