Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
erwiderte Curie van Herling schroff. »Im Augenblick ist er unabkömmlich.«
»Na schön«, lenkte Atlan ein. »Ich fasse mich kurz, denn Zeit ist etwas, das wir nicht haben. Ich möchte gemeinsam mit dem High Sideryt mit dem Herrn in den Kuppeln verhandeln. Er ist der Einzige, der die Demontage der SOL stoppen kann – und nur das kann im Moment unser Ziel sein. Alles andere ...«
»Du bist offenbar nicht auf dem neusten Stand«, unterbrach Brooklyn den Unsterblichen mit süffisantem Lächeln. »Der große Atlan weiß nicht, was an Bord der SOL vor sich geht. Wie enttäuschend ...«
»Wovon redest du?«, fragte Atlan.
Auch Wajsto Kolsch grinste anzüglich. »Die Roboter haben sämtliche Arbeiten eingestellt«, sagte er dann. »Es sieht so aus, als würden sie auf neue Befehle warten.«
»Wann war das?«
»Kurz nachdem du an Bord gekommen bist.«
Atlan atmete tief ein und wieder aus. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Das würde bedeuten, dass der Herr in den Kuppeln abwartet ...«
Er wartet darauf, wer auf der SOL die Initiative übernimmt, flüsterte der Extrasinn. Du oder Weicos.
»Warum sprichst du nicht weiter?«, wollte Nurmer wissen. »Der Herr in den Kuppeln wartet ab? Warum?«
»Weicos«, stieß der Arkonide hervor. »Der Solaner, der mit mir gekommen ist. Er will alle, die ihr als Monster bezeichnet, davon überzeugen, das Schiff zu verlassen, um dem Herrn in den Kuppeln zu dienen.«
»Großartig.« Nurmer lachte. »Das kann uns nur recht sein. Werfen wir die Missgeburten aus der SOL.«
Für einen Moment sah es so aus, als wolle der Arkonide dem Mann an die Kehle gehen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Du bist ein noch größerer Einfaltspinsel, als ich bisher dachte«, sagte er dann. »Das gilt für euch alle. Und jetzt schafft mir euren armseligen Anführer her. Ich habe keine Lust mehr, mich mit besseren Lakaien zu unterhalten.«
Chart Deccon fühlte eine tiefe innere Erregung, zögerte aber noch, sich erneut mit der Zentrale in Verbindung zu setzen. Erst musste er wissen, worauf Atlan hinauswollte.
Ein Geräusch erschreckte ihn.
Da war es wieder ... Es hörte sich an, als sei jemand bemüht, möglichst leise aufzutreten.
Der High Sideryt wollte herumfahren und seine Waffe hochreißen, aber er konnte sich nicht mehr bewegen. Ein energetisches Fesselfeld hinderte ihn daran. Es legte sich eng um seinen Körper und verhinderte jede Bewegung.
»Verdammt!«, brüllte er. »Wer wagt es ...«
Die Schritte kamen näher. Nun waren sie deutlich zu vernehmen. Deccon vermochte nicht einmal den Kopf zu wenden, und der Unbekannte achtete peinlichst darauf, außerhalb seines Gesichtsfelds zu bleiben.
Die Erkenntnis, in seiner privaten Klause einem Angriff ausgesetzt zu sein, war schockierend. Der Bruder ohne Wertigkeit hatte so etwas bisher für unmöglich gehalten.
Atlan!, durchfuhr es ihn.
Sollte der Auftritt des Arkoniden nur der Ablenkung gedient haben, damit einer seiner Verbündeten ihn, den Kommandanten der SOL, überwältigen konnte? War Atlan doch gekommen, um sich an ihm zu rächen?
Chart Deccon fühlte, dass man ihn mit mehreren E-kick-Akkus verband. Seine Gedanken begannen sich zu überschlagen. Welche Folgen eine Überdosis hatte, wusste er nicht. So etwas war noch nie vorgekommen. Wusste Atlan mehr? Wollte er ihn vergiften, sodass er qualvoll zugrunde ging?
Erst allmählich wurde er ruhiger. Die Schwäche, die er empfunden hatte, fiel von ihm ab.
»Wer ... wer bist du ...?« Es fiel ihm schwer, die Worte zu formulieren. Ein dumpfes Dröhnen in seinen Ohren ließ Deccon beinahe taub werden. Vor seinen Augen tanzten bunte Kreise. Immer greller wurden ihre Farben, bis sie sich schließlich vereinten und ihn in einem rasenden Wirbel bedrängten. Mit einem Mal fühlte er sich schwerelos.
Übelkeit stieg in ihm auf. Der High Sideryt wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Ein endloser Raum schien sich vor ihm zu öffnen, in den er haltlos hineintaumelte.
Dann umfing ihn die Schwärze, eine abgrundtiefe, unbeschreibliche Dunkelheit. Winzige Lichtpunkte erschienen. Ferne Sterne. Weit entfernte Sonnen. Auf eine von ihnen stürzte Chart Deccon zu. Hilflos mit den Armen rudernd, überschlug er sich wieder und wieder, verlor sein Ziel in stetem Wechsel aus den Augen und sah es wieder vor sich. Rasend schnell wuchs es zur gigantischen, alles verschlingenden Feuerkugel an.
Chart Deccon spürte die mörderische Hitze, die der unbekannte Stern ausstrahlte. Sie
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