Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
Breiskoll, der die Gedanken des anderen offenbar gelesen hatte, »solltest du dir noch einmal sehr gut überlegen. Muss ich dich daran erinnern, dass du schon einmal eine falsche Entscheidung getroffen hast?« Der Katzer spielte auf Yaals Verrat an, den er während der Prüfungen des Herrn in den Kuppeln an seinen Kameraden begangen hatte.
»Das ist mir völlig egal. Ich bin kein Feigling – und außerdem ertrage ich eure Gegenwart nicht länger!« Mit drei, vier schnellen Schritten war der Solaner an der Tür und trat ins Freie hinaus.
Joscan Hellmut wollte aufspringen und ihn zurückhalten. Der Katzer packte ihn jedoch am Arm und drückte ihn auf den Sitz zurück. »Lass ihn gehen«, schnurrte er.
Entgeistert starrte der Kybernetiker den Freund an. »Du kannst nicht zulassen, dass ...«
»Es wird ihm nichts geschehen«, versicherte Bjo. Um seine Mundpartie spielte ein Lächeln. »Er wird bestenfalls eine Überraschung erleben.«
Augenblicklich beruhigte sich Hellmut. Aus langen Jahren der Kameradschaft und Zusammenarbeit wusste er um die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Telepathen und Kosmo-Spürers. Mit seinen sensiblen Sinnen musste Bjo bereits erkannt haben, was Gavro draußen erwartete. Sekunden später bestätigte sich diese Einschätzung.
Krachend flog die Tür auf. Gavro Yaal stolperte in den Raum und deutete mit ausgestrecktem Arm nach draußen. »He!«, rief er erregt. »Wisst ihr, wer da kommt? Ihr erratet es nicht!«
»Chart Deccon persönlich«, vermutete Pal Greene, der sich über den Auftritt des Kosmobiologen sichtlich amüsierte.
Gavro blitzte ihn zornig an. »Willst du mich für dumm verkaufen, Glashaut?«
Im nächsten Moment trat der, von dem die Rede war, durch den Eingang. Die Geräusche, die dabei außerhalb der Behausung entstanden, wiesen deutlich darauf hin, dass er von einer Schar Robotern eskortiert worden war, die sich nun zurückzogen.
»Atlan!«, entfuhr es Joscan Hellmut überrascht. »Wie kommst du hierher?«
Die Verblüffung lag auf beiden Seiten. Während er die Tür hinter sich ins Schloss drückte, blickte sich der Arkonide verwundert um. »Dasselbe könnte ich euch fragen«, sagte der Unsterbliche. »Ich dachte, man hätte auch ebenfalls zu SOL zurückgebracht. Ich hatte bisher nur noch keine Zeit, nach euch zu sehen.«
»Unsere Geschichte ist schnell erzählt«, sagte Gavro Yaal grimmig. »Nach dem Test im Tal der Kuppeln legte das Robotgehirn offensichtlich keinen Wert mehr auf unsere Gegenwart. Wir wurden in diesen zwielichtigen Teil der Stadt verfrachtet. Seitdem sitzen wir hier fest.«
Atlan nickte verstehend und deutete auf die Buhrlos, die er damals, als die Freunde und er aus der Stadt geflohen waren, aus den Augen verloren hatte. »Und ihr? Geht es euch gut? Hat man euch anständig behandelt?«
Ghuna Heck antwortete stellvertretend für alle. »Unseren Bedürfnissen wurde in vollem Umfang Rechnung getragen, wie es versprochen war«, nickte sie. »Morgen werden wir abgeholt und an Bord der SOL gebracht.«
Atlan machte ein zufriedenes Gesicht. »Das beweist immerhin den guten Willen unserer Gastgeber ...«
»Ich glaube, du hast das falsch verstanden«, knurrte Gavro. »Nur die Buhrlos werden abgeholt – wir anderen nicht.«
Atlan lächelte ihn an. »Keine Sorge, ich habe es richtig verstanden. Ich halte es auch für gut, dass ihr noch eine Weile hierbleibt. Ich bin nicht gekommen, um gleich wieder zu gehen, und ich kann Hilfe gebrauchen.«
Der Kosmobiologe starrte ihn an. »Was soll das heißen?«
»Ich glaube, ich muss etwas weiter ausholen, um euch alles zu erklären«, sagte der Arkonide, während er sich auf einer Sitzgelegenheit niederließ. »Während des Tests haben wir einiges über den Herrn in den Kuppeln erfahren. Das Robotgehirn will, offenbar nach dem uralten Willen seiner Erbauer, dem Frieden dienen, ohne dass es anscheinend so recht weiß, wie es diesen Auftrag verwirklichen soll. Es braucht Hilfe und klare Vorgaben, und die sucht es bei den vielen Wesen, die mittels des Zugstrahls nach Osath entführt werden. Mit der Hilfe des Monsters Weicos scheint es sie gefunden zu haben. In einer groß angelegten Aktion wurden schätzungsweise 5000 Menschen von der SOL auf den Planeten transportiert, die sich hier ein besseres Leben versprechen ...«
»Nach dem, was ich auf der SOL erlebt habe, ist es verständlich, wenn sehr viele fortwollen«, warf Joscan Hellmut ein.
»Ich gebe dir recht«, sagte Atlan. »Trotzdem ist es ein schwerer
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