Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
das funktionieren?« Ihre Stimme klang abweisender, als sie es gemeint hatte.
»Wenn du es gestattest«, schlug das Monster vor, »möchte ich in deiner Nähe bleiben. Wir können reden, wenn uns danach ist, und viele Dinge gemeinsam tun.«
Sie lächelte, während sie seinen schillernden Blick erwiderte. Auf geheimnisvolle Weise gelang es diesem Mutierten, innerhalb kurzer Zeit ihr Vertrauen zu gewinnen. Die Aussicht, nicht mehr allein auf dieser fremden Welt zu sein, spornte sie neu an. Sie nickte.
»Einverstanden.«
In die Reihen der Solaner kam jetzt wieder Bewegung. Mehrere Gruppen von Bekannten und Freunden, die auch auf Osath zusammenbleiben wollten, folgten den ersten Robotern in die Stadt. Andere Maschinen zwängten sich durch die Menge und verkündeten lautstark, welche Art von Unterkunft sie anzubieten hatten.
Einer jener vierbeinigen, kastenförmigen Roboter, die, wie Hajke von Weicos wusste, als Phanos bezeichnet wurden, kam in ihrer Nähe vorbei und pries ein altes, teilweise verfallenes, aber noch gut bewohnbares Haus an. Jeder Solaner verfügte mittlerweile über einen Translator, sodass keine Verständigungsschwierigkeiten zu befürchten waren.
Hajke hob einen Arm, um ihr Interesse zu bekunden, doch bevor der Phano auf sie aufmerksam wurde, meldete sich die alte Dame zu Wort, die sich weiterhin am Hals ihres exotischen Begleiters festhielt.
»Hier!«, rief sie mit schriller Stimme und wedelte mit ihrem Stock. »Das ist für mich!«
Der Phano wandte sich ihr zu. »Wie viele Personen?«
»Zwei«, zeterte die Alte. »Das siehst du doch!«
»Das Haus bietet Wohnmöglichkeiten für sechs getrennte Parteien«, belehrte sie der Roboter. »Kannst du weitere Individuen benennen, die mit dir unter einem Dach leben wollen?«
Gewiss war die Frage völlig sachlich gemeint. Die Frau schien sie jedoch als Anspielung auf ihre skurrile Persönlichkeit zu verstehen. »Das ist unerhört!«, schimpfte sie und hob in drohender Gebärde den Arm, als wollte sie ihren Krückstock auf dem Phano zerschmettern. »Solche Unverschämtheiten lasse ich mir nicht gefallen!«
»Beruhige dich, Krytta«, grollte der Krötenmensch. Äußerst sachte hob er seinen Schädel, was die Alte sofort taumeln ließ. Sie stieß einen spitzen Schrei aus und beeilte sich, den Stock auf den Boden zu senken und sich auf diese Weise Halt zu verschaffen.
Hajke wartete die weitere Entwicklung des Disputs nicht ab. Sie trat auf den Phano zu. »Ich bin ebenfalls interessiert«, sagte sie. Rasch warf sie einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass ihr Begleiter mit ihrer Wahl einverstanden war. Der Mutierte nickte ihr wortlos zu.
»Wie viele Personen?«, fragte der Roboter.
»Zwei.«
»Gut«, stimmte der Phano zu. »Das reicht fürs Erste. Zwei weitere Bewohner werden sich sicher noch finden. Folgt mir!«
Er wandte sich ab und ging voraus. Hajke lächelte der alten Frau freundlich zu, die sich an der Seite des Krötenmenschen humpelnd in Bewegung setzte. Krytta jedoch hatte nichts außer einem abfälligen Blick für sie übrig.
Amüsiert hob die Solanerin die Schultern. Irgendwie würden sie schon miteinander zurechtkommen. Sie wandte sich an den Mutierten, der jetzt zu ihr aufschloss. »Ich weiß noch nicht einmal, wie du heißt«, sagte sie und merkte, wie ihre Stimmung von Minute zu Minute besser wurde. »Ich könnte dich Silberauge nennen – wenn du nichts dagegen hast.«
Im Blick des Monsters leuchtete es auf. »Keineswegs. Es ist ein schöner Name.«
Die beinahe naive Selbstsicherheit dieses ungewöhnlichen Menschen vermittelte Hajke ein merkwürdiges Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit. Selten zuvor hatte sie so schnell und kompromisslos Freundschaft geschlossen.
»Dann lassen wir es dabei«, nickte sie. »Ich glaube, wir werden uns gut vertragen.«
Als er Mausefalle VII – oder Osath, wie die Welt von den einheimischen Robotern genannt wurde – das erste Mal angesteuert hatte, war dem Arkoniden bereits aufgefallen, dass vergleichsweise kleine Flugobjekte offenbar von der Wirkung des Zugstrahls verschont blieben. Größere Körper wie der Quader oder die SOL unterlagen zwar weiterhin der Beeinflussung und konnten somit nicht frei operieren, die kaum dreißig Meter langen Einheiten der Demonteure wurden dagegen in ihrer Manövrierfähigkeit nicht beeinträchtigt.
Auch die Space-Jet, mit der Atlan die SOL verlassen hatte, ließ sich ohne Komplikationen steuern. Das Generationenschiff blieb hinter ihm zurück und
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