Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
gekannt hatten, waren fremd auf dieser Welt und kamen mit den neuen Gegebenheiten nur schwer zurecht. Sie mussten sich umstellen und anpassen.
Bereits die ersten Bilder, die ihm übermittelt wurden, zeigten Y'Man, dass dieser Prozess mit erheblichen Problemen, teilweise auch Gefahren verbunden war. Schon jetzt war ihm klar, dass er hier und dort helfend würde eingreifen müssen.
Mit großen Hoffnungen und in der Gewissheit, endlich die angestrebte Lösung gefunden zu haben, hatte er die Solaner nach Osath begleitet. Nun erwies sich, dass die Menschen alles andere als reif für das Leben auf einem Planeten waren.
9.
Der Phano hatte tatsächlich zwei weitere Auswanderer aufgetrieben, die die Hausgemeinschaft vervollständigten. Es war ein junges Paar, das sich hierher abgesetzt hatte, weil seine Beziehung von einigen Solanern offensichtlich nicht toleriert wurde. Sie, Anfang dreißig, eine attraktive, weltoffene Frau, die lange Zeit mit den Terra-Idealisten sympathisiert hatte, und er, etwa gleich alt, Sohn eines Halbbuhrlos, der dessen Körpermerkmale jedoch nicht geerbt hatte – beide voller Zuversicht, dass sich alle Probleme und Schwierigkeiten mit gutem Willen und der Kraft ihrer gegenseitigen Zuneigung lösen ließen.
Hajke hatte in dieser Hinsicht bereits mehr als eine Enttäuschung hinter sich, und sie bezweifelte, dass die schönen Pläne der beiden sich so leicht umsetzen ließen. Sie hütete sich jedoch, sich einzumischen. Sara und Coll mussten ihre eigenen Erfahrungen machen.
Die alte Krytta dagegen zeigte schon beim ersten Kontakt mit den beiden Begeisterung. Vielleicht war ihr Mutterinstinkt geweckt, oder sie war einfach froh, sich um jemanden kümmern zu können, der ihren Vorstellungen von normalen Menschen weitgehend entsprach.
Von Hajke und Silberauge hielt sie weiterhin wenig. Jedes Mal, wenn sie die Alte trafen, ernteten sie einen abfälligen Blick und unverständliches Gemurmel – und ein bedauerndes Achselzucken des Krötenmenschen. Vorerst störten sie sich nicht daran, zumal sie in diesen Anfangsstunden genug damit zu tun hatten, das Haus und die Umgebung zu inspizieren.
Ihr neues Zuhause war ein altes, zweistöckiges Gebäude mit acht separaten Zimmerfluchten. Komfort in Form von Serviceeinrichtungen gab es nicht. Wenn man von Kochgelegenheiten und sanitären Anlagen absah, konnte man sich fast in jenes präatomare Zeitalter zurückversetzt fühlen, über das Hajke einmal in einer uralten Textspule gelesen hatte.
An den Ecken des Baus ragten wuchtige runde Türme in die Höhe, von denen jeder ein eigenes Treppenhaus mit Zugang zu beiden Stockwerken und zum Keller darstellte. Ein nicht restaurierter Dachboden mit halb verfallenem Giebelwerk vervollständigte den ersten Eindruck.
Die einzelnen Wohneinheiten waren verwinkelt und überwiegend asymmetrisch gestaltet. Einige nicht ganz zu diesem Stil passende Schränke boten ausreichend Stauraum. Kleine Fenster gestatteten den Blick auf sorgfältig gepflegte Grünanlagen.
»Für die Maßstäbe eines Solaners ist das sicher nicht die richtige Umgebung«, meinte Hajke. Sie stand mitten in ihrem neuen Wohnzimmer und drehte sich mehrmals um die eigene Achse. »Aber ich glaube, ich kann mich daran gewöhnen.«
Silberauge lächelte. Er würde die nebenan liegenden Räume beziehen, die durch eine verschließbare Zwischentür von Hajkes Wohneinheit getrennt waren.
»Es freut mich, dass du optimistischer geworden bist. Mit dieser Einstellung wird dir der Wechsel leichter fallen.«
»Meine Stimmung wird sich weiter bessern«, versicherte sie gut gelaunt. »In ein paar Tagen wird die SOL nur noch ein Stück Vergangenheit für mich sein.«
»Du neigst zu voreiligen Einschätzungen«, mahnte Silberauge. »Es wird Zeiten geben, in denen du dich nach der SOL zurücksehnst.«
»Keine Sorge«, winkte sie leichthin ab. »Ich werde auch diese überstehen.« Sie wandte sich ab, stemmte die Fäuste in die Hüften und musterte abermals den Raum. Seitlich führte eine Tür in zwei hintereinanderliegende zusätzliche Zimmer, daneben befanden sich Durchgänge zu Hygienezellen und der Küche. Die Decke und zwei quer verlaufende Stützbalken waren mit Stuck und kunstvollen Ornamenten verziert.
»Ich werde das alles mit Blumen schmücken«, erklärte Hajke und breitete die Arme in einer umfassenden Geste aus. »Überall kommen Blumen hin!«
»Eine schöne Idee«, nickte Silberauge anerkennend. »Das könnte sehr gemütlich werden.«
Hajke strahlte ihn
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