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Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
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an. Sie wunderte sich selbst, wie leicht es ihr fiel, eine Planung für ihr neues Domizil zu entwickeln, die so weit von ihren bisherigen Vorstellungen abwich. Auf der SOL wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, Pflanzen in ihre Kabine zu bringen – ganz abgesehen davon, dass die Beschaffung von Blumen und anderem Grünzeug äußerst schwierig gewesen wäre.
    Sie atmete tief ein. »Irgendwie«, sagte sie gelöst, »fühle ich mich wohl auf Osath.«
    »Trotz erhöhter Gravitation und wolkenverhangenem Himmel?«
    »Ja«, bestätigte sie achselzuckend. »Seltsam, nicht?«
    »Durchaus.«
    Noch vor wenigen Stunden war Hajkes Zuversicht, das Leben hier meistern zu können, ausgesprochen gering gewesen. Fast hatte sich ihre Einstellung dazu mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Es war ungewöhnlich, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Anwesenheit von Silberauge etwas damit zu tun hatte. Seine Gegenwart beflügelte sie, ohne dass sie konkret hätte sagen können, warum.
    Sie unterbrach ihre Gedanken, als ihr Blick durch das Fenster fiel. Unten, inmitten der Grünanlagen, humpelte die alte Krytta an der Seite ihres Begleiters und deutete mit dem Krückstock auf verschiedenartige Gewächse. Offenbar hatte sie den gleichen Einfall gehabt und war nun dabei, ihr geeignet erscheinende Pflanzen auszusuchen.
    »Sieh dir das an, Silberauge!«
    Der Mutierte trat neben sie. Er grinste verschmitzt. In Abständen von etwa fünf Metern blieb die Alte stehen, bückte sich umständlich und betastete sowohl den Boden und das Gras als auch die jeweilige Pflanze. Dann richtete sie sich langsam auf, schüttelte bedächtig den Kopf und tappte weiter. Kurz darauf wiederholte sich die Prozedur.
    »Das wirkt sehr fachmännisch«, meinte Silberauge belustigt. »Als hätte sie sich seit Jahren mit nichts anderem beschäftigt.«
    »Dabei kennt sie Blumen bestenfalls aus dem Solarium.«
    »Sie will sich nur wichtigmachen.«
    Hajke packte Silberauge spontan am Arm und zog ihn auf den Ausgang zu. »Komm«, sagte sie. »Wir gehen hinunter und beteiligen uns an der Auslese.«
    Über den Eckturm gelangten sie ins Freie. Teilweise waren hier Kieswege angelegt, die sich durch den parkähnlichen Komplex zogen und die einzelnen Blumenfelder begrenzten. Obwohl die Sonne so gut wie nie die Wolkendecke durchbrach, existierte eine vielfältige und farbenprächtige Vegetation.
    »Aha!«, keifte die alte Krytta, als sie Hajke und Silberauge bemerkte. »Das Jungvolk geht auf Erkundungsreise.«
    »Keineswegs«, rief der Mutierte ihr zu, während sie sich der Alten näherten. »Wir suchen ein paar Pflanzen, die sich als Zimmerschmuck eignen.«
    »Tatsächlich? So viel Geschmack hätte ich euch gar nicht zugetraut. Ihr habt mich beobachtet, was?«
    »Rein zufällig«, gab Hajke zu. »Allerdings hatten wir die Idee schon vorher.«
    Mittlerweile hatten sie Kryttas Standort erreicht. Der Krötenmensch, der sich treu an ihrer Seite hielt, blickte die beiden aus großen Augen an. »Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass ihr nur hier seid, um euch Rat von mir zu holen. Selbst habt ihr nämlich keine Ahnung von solchen Dingen.«
    »So wird es wohl sein.« Silberauge nickte. »Du bist dagegen bestens informiert und wirst uns sicher gern zur Seite stehen.«
    »Aber ja!« Krytta verzog selbstbewusst die Mundwinkel. »Was wollt ihr wissen?«
    »Meinst du nicht, dass du die beiden unterschätzt?«, mischte sich der Krötenmensch ein. »Sie kommen von der SOL – genau wie du.«
    »Papperlapapp!«, fuhr ihn die Alte an. »Halte dich gefälligst aus meinen Angelegenheiten raus und rede nur, wenn du gefragt wirst.«
    »Ich rede, wenn ich etwas zu sagen habe«, konterte das Monster und drehte schnaubend den Kopf.
    Diesmal erzielte er damit jedoch keinen Effekt. Krytta war darauf vorbereitet. Sie schwankte nicht einmal. »Hör auf damit!«, keifte sie.
    Der Krötenmensch knurrte unwillig und hielt still.
    »Um beim Thema zu bleiben«, wandte sich Krytta wieder an Hajke und Silberauge. »Ihr müsst immer daran denken, dass Pflanzen ausgesprochen zarte Gebilde sind, die viel Pflege brauchen und sorgsam behandelt sein wollen.« Sie bückte sich und strich behutsam über eine rote Blüte. »Seht ihr diese Pracht? Sicher, irgendwann wird sie verwelken, aber das besagt gar nichts. Es werden immer neue Triebe hervorsprießen – hier zum Beispiel.«
    Ihre Hand schloss sich um einen etwa zwei Finger breiten Auswuchs, der sich – Hajke glaubte ihren Augen nicht zu trauen – bei der

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