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Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
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du Angst? Du warst es doch, der hierher wollte.«
    »Ich weiß«, antwortete er scharf. »Trotzdem halte ich es für richtiger, wenn wir umkehren. Kennst du das Sprichwort, dass man keine schlafenden Hunde wecken soll?«
    Hajke verstand selbst nicht, warum sie so sorglos blieb, aber irgendein Gefühl sagte ihr, dass sie sich Gedanken um Dinge machte, die völlig ungefährlich und harmlos waren.
    »Na los!«, forderte sie Silberauge auf. »Wir können nicht ewig hier herumstehen.« Sie war entschlossen, das Geheimnis zu lüften, packte seine Hand und drückte sie gegen die Kontaktplatte.
    Die Hälften des Schotts glitten auseinander.
    Der Raum, der dahinter lag, war von rundem Querschnitt und maß knapp zehn Meter im Durchmesser. Die Decke hing tief, nicht höher als im Korridor, und die Lampen, die beim Öffnen des Eingangs aktiviert wurden, erzeugten helles Licht. An der Wand verteilt befanden sich vielfältige Kontrolltafeln und Schaltkonsolen. Farbige Leuchtdioden zeigten die Funktionsfähigkeit einzelner Aggregate an. Mehrere Kabel und Verbindungsstränge führten von den Seiten in die Mitte, wo ein flacher, ebenfalls runder Aufsatz aus dem Boden ragte.
    Langsam bewegte sich Hajke darauf zu. Nur das Tappen von Schritten bewies, dass Silberauge ihr folgte. Beide sprachen kein Wort. In der Luft hing ein scharfer Geruch, der die Schleimhäute reizte und in der Nase kitzelte.
    Als sich ihr Blickwinkel langsam veränderte, erkannte Hajke, dass es sich bei dem runden Aufsatz um ein wannenförmiges Behältnis handelte. Es war oben offen und mit einer milchig trüben Flüssigkeit gefüllt, die bis zwei Handbreit unter den Rand reichte.
    So sicher sie sich bis vor wenigen Sekunden gefühlt hatte, so plötzlich brach ein Schimmer der Erkenntnis über sie herein, welchem Zweck dieser Behälter diente. Sie spürte, wie das Grauen in ihr hochstieg. Sie verlangsamte ihren Schritt und blieb schließlich stehen. Zeitlupenhaft wandte sie sich um und starrte den Mutierten aus großen Augen an.
    »Die Impulse, die du wahrnimmst«, murmelte sie, während sie mit einem Arm auf das Becken deutete, »kommen von dort, nicht wahr ...?«
    Silberauge nickte träge wie eine Marionette, deren Bewegungen von fremder Hand bestimmt wurden. »Ich glaube ... ja.«
    Hajke rang um ihre Fassung. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr für sie. Was immer sie sich nach den Aussagen des Mutierten zu finden vorgestellt hatte – die Wahrheit übertraf ihre wildesten Spekulationen.
    »Das ... das ist furchtbar ...«, stammelte sie.
    Doch das Wissen allein genügte ihr nicht. Sie wollte das, was sich hier offenbarte, sehen. Sie war nicht sicher, ob sie es verkraften konnte, aber so kurz vor dem Ziel wollte sie nicht umkehren.
    Gewaltsam kämpfte sie ihre Angst und den einsetzenden Widerwillen nieder. Hölzern ging sie weiter auf die Wanne zu. Silberauge folgte ihr nicht, aber er hielt sie auch nicht zurück. Vor dem hüfthohen Behältnis blieb sie stehen. Sie zwang sich hineinzusehen.
    Augenblicklich erstarrte sie. Das Entsetzen kroch wie eine kalte Hand ihren Rücken hinauf. Ihre Hände krallten sich um den Rand der Wanne.
    In der Flüssigkeit ruhten, durch die milchige Trübe nur teilweise zu erkennen, zwei annähernd humanoide Körper. Sie waren nackt, und alles deutete darauf hin, dass die Nährlösung ihren Zweck seit einiger Zeit nicht mehr erfüllte. An vielen Stellen war die Haut der Fremden aufgeplatzt und hatte das rohe Fleisch freigelegt, das sich bereits sichtlich im Prozess der Fäulnis befand. Teilweise traten schon die Knochen des Skeletts zutage. Wie eine giftige Wolke schlug der Solanerin der Geruch von Tod und Moder entgegen.
    Aufschreiend taumelte sie zurück. Alles in ihr revoltierte, gegen diesen Anblick. Sie würgte heftig und beruhigte sich erst, als Silberauge zu ihr trat und ihr einen Arm um die Schultern legte. Tränen des Abscheus und Entsetzens schossen in ihre Augen. Sie atmete stoßweise.
    Behutsam führte der Mutierte sie zum Ausgang. »Ich nehme an, dort wird einer der Ureinwohner Osaths am Leben erhalten«, sagte er ruhig.
    Diesmal gelang es ihm nicht, ihre Stimmung zu beeinflussen. Er hatte nicht hingesehen, sonst hätte er anders reagiert! Hajke lachte gequält auf. »Es sind zwei«, brachte sie mit erstickter Stimme hervor. »Und sie sind tot!«
    Hinter ihnen schloss sich das Schott. Sie befanden sich wieder im angrenzenden Korridor.
    »Sie können nicht tot sein«, sagte Silberauge leise. »Ich spüre ihre

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