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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Papiertüte stand in Teds zittriger, aber absolut leserlicher Handschrift: Lies als Erstes den Steinbeck. »Leute wie wir«, sagt George, als er Lennie die Geschichte erzählt, die Lennie immer hören will. Wer sind Leute wie wir? Wer waren sie für Steinbeck? Wer sind sie für dich? Frag dich das.
    Bobby nahm die Bücher, ließ die Tüte jedoch stehen - er hatte Angst, dass seine Mutter wieder ausflippen würde, wenn sie eine von Teds Henkeltüten sah. Er warf einen Blick in den Kühlschrank, fand jedoch nur ein Glas French’s Senf und eine Schachtel Backpulver. Er schloss den Kühlschrank wieder und schaute sich um. Es war, als hätte hier nie jemand gewohnt. Außer …
    Er ging zum Aschenbecher, hob ihn an die Nase und atmete tief ein. Der Geruch der Chesterfields war stark, und er brachte Ted vollständig zurück - Ted, der hier an seinem Tisch saß und über Herr der Fliegen sprach, Ted, der vor
seinem Badezimmerspiegel stand, sich mit seinem furchteinflößenden Rasiermesser rasierte und durch die offene Tür zuhörte, wie Bobby ihm Kommentare vorlas, die Bobby selbst nicht verstand.
    Ted, der eine letzte Frage auf einer Papiertüte hinterlassen hatte: Leute wie wir. Wer sind Leute wie wir?
    Bobby atmete erneut ein, saugte kleine Ascheflocken in die Nase und unterdrückte den Drang zu niesen, behielt den Geruch in sich, fixierte ihn in seinem Gedächtnis, so gut er konnte, und schloss die Augen, und durchs Fenster kam das unaufhörliche, unvermeidliche Gebell von Bowser herein, das nun wie ein Traum durch die Dunkelheit klang: ruup-ruup-ruup, ruup-ruup-ruup.
    Er stellte den Aschenbecher wieder hin. Der Drang zu niesen hatte sich gelegt. Ich werde Chesterfields rauchen, beschloss er. Mein Leben lang.
    Mit den Taschenbüchern vor dem Bauch ging er wieder hinunter, wobei er sich auf dem Weg vom ersten Stock in die Eingangshalle erneut an der Außenseite der Treppe hielt. Er schlüpfte in die Wohnung, schlich auf Zehenspitzen durchs Wohnzimmer (seine Mutter schnarchte immer noch, lauter denn je) und in sein Zimmer. Dort schob er die Bücher unters Bett - tief darunter. Wenn seine Mutter sie fand, würde er sagen, Mr. Burton habe sie ihm gegeben. Das war eine Lüge, aber wenn er die Wahrheit sagte, würde sie ihm die Bücher wegnehmen. Außerdem schien das Lügen nicht mehr so schlimm zu sein. Es würde vielleicht eine Notwendigkeit werden. Mit der Zeit vielleicht sogar ein Vergnügen.
    Was jetzt? Das Knurren in seinem Magen traf die Entscheidung für ihn. Jetzt erst mal ein paar Sandwiches mit Erdnussbutter und Marmelade.

    Er machte sich auf den Weg zur Küche, schlich an der halb offenen Tür zum Zimmer seiner Mutter vorbei, ohne auch nur darüber nachzudenken, und hielt dann inne. Sie wälzte sich auf ihrem Bett herum. Ihr Schnarchen klang rau, und sie sprach im Schlaf. Es war ein leiser, stöhnender Strom von Worten, die Bobby nicht verstand, aber er merkte, dass er sie auch nicht zu verstehen brauchte . Er hörte seine Mutter sowieso. Und er sah Dinge. Ihre Gedanken? Ihre Träume? Was auch immer es sein mochte, es war schrecklich.
    Er machte drei weitere Schritte zur Küche, dann fiel sein innerer Blick auf etwas so Entsetzliches, dass ihm der Atem in der Kehle wie Eis gefror: HABEN SIE BRAUTIGAN GESEHEN! Er ist ein ALTER KÖTER, aber wir LIEBEN IHN!
    »Nein«, flüsterte er. »O Mama, nein.«
    Er wollte nicht zu ihr hineingehen, aber seine Füße wandten sich trotzdem in diese Richtung. Er folgte ihnen wie eine Geisel. Er sah zu, wie sich seine Hand mit gespreizten Fingern ausstreckte und die Tür zu ihrem Zimmer ganz aufstieß.
    Ihr Bett war noch gemacht. Sie lag in ihrem Kleid auf der Tagesdecke, ein Bein hochgezogen, sodass ihr Knie fast die Brust berührte. Er konnte das obere Ende ihres Strumpfs und das Strumpfband sehen, und das erinnerte ihn an das Mädchen auf dem Kalenderbild im Corner Pocket, das mit weit hochgerutschtem Rock aus dem Auto stieg … nur dass die aus dem Packard steigende Lady keine hässlichen Blutergüsse oberhalb der Strümpfe gehabt hatte.
    Liz’ Gesicht war gerötet, wo es nicht malträtiert war; ihre Haare waren schweißverklebt, ihre Wangen von Tränen verschmiert und klebrig vom Make-up. Ein Dielenbrett
knarrte unter Bobbys Fuß, als er ins Zimmer trat. Sie stieß einen Schrei aus, und er erstarrte in dem sicheren Bewusstsein, dass ihre Augen sich öffnen würden.
    Statt aufzuwachen, drehte sie sich jedoch von ihm weg zur Wand. Hier in ihrem Zimmer war der Wirrwarr der

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