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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das Bündel Geldscheine in seiner Tasche geklammert, damit nichts davon herausfiel.

Kapitel zehn
    Wieder da unten
Eckensteher
Niedere Männer in gelben Mänteln
Die Auszahlung
     
     
    Vom Münzfernsprecher bei Spicer’s aus rief er sich ein Taxi, und während er auf den Wagen wartete, riss er einen Anschlag vom Schwarzen Brett draußen ab, auf dem nach einem entlaufenen Haustier namens BRAUTIGAN gesucht wurde. Er entfernte auch eine falsch herum angepinnte Karteikarte, auf der ein’57er Rambler von seinem Eigentümer zum Verkauf angeboten wurde. Beide zerknüllte er und warf sie in den Abfalleimer an der Tür, ohne sich auch nur umzusehen, ob der alte Spicer, dessen Übellaunigkeit unter den Kindern im Westen von Harwich legendär war, ihn dabei beobachtet hatte.
    Die Zwillinge der Sigsbys waren jetzt hier. Sie hatten ihre Springseile weggelegt und spielten Himmel und Hölle. Bobby ging zu ihnen hinüber und sah sich die Zeichnungen neben den Kästchen an:
    Er kniete sich hin, und Dina Sigsby, die gerade ihren Stein auf die 7 hatte werfen wollen, hielt inne und schaute ihn an. Dianne legte ihre schmutzigen Finger an den Mund und kicherte. Ohne sie zu beachten, verschmierte Bobby die Zeichnungen mit beiden Händen, bis sie nur noch verschwommene Kreidekleckse waren. Als er das erledigt hatte, stand er auf und staubte sich die Hände ab. Die Laterne auf dem winzigem Drei-Wagen-Parkplatz vor Spicer’s ging an; Bobby und die Mädchen warfen plötzlich Schatten, die viel länger waren als sie selbst.
    »Warum haste das gemacht, Bobby Garfield, du alter Blödmann?«, fragte Dina. »Die waren doch hübsch.«
    »Sie bringen Pech«, sagte Bobby. »Wieso seid ihr noch nicht zu Hause?« Dabei konnte er es sich eigentlich schon denken; es leuchtete in ihren Köpfen auf wie die Bierreklame im Schaufenster von Spicer’s.
    »Mami-Daddy ham gestritten«, antwortete Dianne. »Sie sagt, er hat eine Freundin.« Sie lachte, und ihre Schwester stimmte mit ein, aber in ihren Augen stand die Angst. Sie erinnerten Bobby an die Kleinen in Herr der Fliegen .
    »Geht nach Hause, bevor es ganz dunkel wird«, sagte er.
    »Mami hat gesagt, wir sollen draußen bleiben«, erklärte ihm Dina.
    »Dann ist sie dumm, und euer Vater auch. Na los!«
    Sie wechselten einen Blick, und Bobby erkannte, dass er sie noch mehr verängstigt hatte. Es war ihm egal. Er sah zu, wie sie ihre Springseile aufhoben und den Hügel hinaufliefen. Fünf Minuten später bog das Taxi, das er gerufen hatte, auf den Parkplatz neben dem Laden ein. Die Scheinwerfer schwenkten über den Schotter.

    »Hm«, sagte der Taxifahrer. »Ich weiß nicht recht, ob ich’nen kleinen Jungen nach Einbruch der Dunkelheit noch nach Bridgeport bringen soll, selbst wenn du wirklich das Fahrgeld hast.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte Bobby und stieg hinten ein. Wenn der Taxifahrer ihn jetzt rauswerfen wollte, dann musste er das schon mit der Brechstange tun, falls er eine im Kofferraum hatte. »Mein Großvater wartet da auf mich.« Aber nicht im Corner Pocket, hatte Bobby bereits beschlossen; er würde nicht mit einem Checker-Taxi dort vorfahren. Möglicherweise hielt jemand Ausschau nach ihm. »Bei der Wo Fat Noodle Company. Auf der Narragansett Avenue.« Das Corner Pocket lag auch auf der Narragansett. Der Straßenname war ihm entfallen, aber er hatte ihn problemlos in den Gelben Seiten gefunden, nachdem er das Taxi gerufen hatte.
    Der Fahrer setzte langsam auf die Straße zurück. Jetzt hielt er wieder an. »Zur Narragansett? Du liebe Zeit, das ist aber nicht die richtige Gegend für’n Kind. Nicht mal am helllichten Tag.«
    »Mein Großvater wartet da auf mich«, wiederholte Bobby. »Er hat gesagt, ich soll Ihnen einen halben Stein Trinkgeld geben. Ich meine, fünfzig Cent.«
    Der Taxifahrer zögerte einen Moment. Bobby versuchte, sich etwas anderes auszudenken, um ihn zu überreden, aber ihm wollte nichts einfallen. Dann seufzte der Taxifahrer, schaltete seinen Taxameter ein und fuhr los. Als sie an seinem Haus vorbeifuhren, schaute Bobby hinaus, um zu sehen, ob in ihrer Wohnung Licht brannte. Aber noch war alles dunkel. Er ließ sich in die Polster sinken und wartete darauf, dass Harwich hinter ihnen zurückblieb.

     
    Der Taxifahrer hieß Roy DeLois; so stand es auf seinem Taxameter. Während der Fahrt nach Bridgeport sagte er kein einziges Wort. Er war traurig, weil er Pete vom Tierarzt hatte einschläfern lassen müssen. Pete war vierzehn gewesen. Das war alt für einen

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