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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ans Bett gelehnt, und zu Clayton Moore mit seiner Lone Ranger -Maske hinüberschaute, kam es allmählich zurück. Carols ausgekugelter Arm, seine übel zugerichtete und halb verrückte Mutter, die ihm wütend mit dem grünen Schlüsselanhänger vor der Nase wedelte. Und Ted …
    Ted würde inzwischen fort sein, und das war wahrscheinlich auch gut so - aber wie weh es tat, daran zu denken!
    Er stand auf und drehte zwei Runden durchs Zimmer. Bei der zweiten Runde blieb er am Fenster stehen, schaute hinaus und rieb sich die Hände in seinem steifen, verschwitzten Nacken. Dina und Dianne, die Zwillinge der Sigsbys, spielten ein kleines Stück weiter unten auf der Straße Seilhüpfen, aber die anderen Kinder waren bereits im Haus, entweder zum Abendessen oder auf dem
Weg ins Bett. Ein Wagen glitt mit Standlicht vorbei. Es war noch später, als er zuerst gedacht hatte; die himmlischen Schatten der Nacht, von denen die Platters sangen, fielen herab.
    Er drehte eine weitere Runde durch sein Zimmer, bis das Kribbeln in seinen Beinen allmählich nachließ, und kam sich dabei wie ein Gefangener vor, der in seiner Zelle herummarschierte. Die Tür hatte kein Schloss - ebenso wenig wie die zum Zimmer seiner Mutter -, aber er fühlte sich trotzdem wie ein Knastbruder. Er hatte Angst, das Zimmer zu verlassen. Sie hatte ihn nicht zum Abendessen gerufen, und obwohl er hungrig war - ein bisschen jedenfalls -, hatte er Angst, hinauszugehen. Er fürchtete sich davor, wie er sie antreffen mochte … oder davor, sie überhaupt nicht mehr anzutreffen. Angenommen, sie hatte beschlossen, dass sie jetzt endlich die Nase voll hatte von Bobby-O, dem dummen, kleinen Lügner Bobby-O, dem Sohn seines Vaters? Und selbst wenn sie hier war und wieder normal wirkte … gab es so etwas wie Normalität überhaupt? Hinter den Gesichtern der Menschen lauerten manchmal schreckliche Dinge. Das wusste er jetzt.
    An der geschlossenen Zimmertür blieb er stehen. Dort lag ein Zettel. Er bückte sich und hob ihn auf. Es war immer noch so hell, dass er ihn lesen konnte.
    Lieber Bobby,
    wenn du dies liest, bin ich fort … aber ich nehme dich in meinen Gedanken mit. Bitte liebe deine Mutter und denk daran, dass sie dich liebt. Heute Nachmittag hatte sie Angst, sie war verletzt und hat sich geschämt, und wenn wir Menschen so sehen, sehen wir sie in
ihrer schlimmsten Gestalt. Ich habe dir in meinem Zimmer etwas hinterlassen. Und ich werde mein Versprechen halten.
    Mit all meiner Liebe
    Die Postkarten, das ist es, was er mir versprochen hat. Mir Postkarten zu schicken.
    Bobby fühlte sich schon etwas besser. Er faltete den Zettel zusammen, den Ted ihm vor seiner Abreise ins Zimmer geschmuggelt hatte, und öffnete die Tür.
    Das Wohnzimmer war leer, aber es war aufgeräumt worden. Es sah fast gut aus, wenn man nicht wusste, dass an der Wand neben dem Fernseher eigentlich eine Sonnenstrahlenuhr hängen müsste; jetzt ragte dort nur noch die kleine Schraube aus der Wand, an der sie gehangen hatte und die jetzt nichts mehr hielt.
    Bobby hörte seine Mutter in ihrem Zimmer schnarchen. Sie schnarchte immer, aber dies war ein schweres Schnarchen, wie das eines alten Menschen oder eines Betrunkenen im Kino. Das kommt daher, dass sie ihr wehgetan haben, ging es Bobby durch den Kopf, und er dachte für einen Augenblick an
    (Na wie geht’s Sportsfreund wie läuft’s denn so)
    Mr. Biderman und die beiden Wichser auf dem Rücksitz, die sich grinsend mit dem Ellbogen angestoßen hatten. Stecht das Schwein ab, macht es tot, dachte Bobby. Er wollte es nicht denken, aber er tat es.
    So leise wie Jack im riesengroßen Haus des Menschenfressers durchquerte er auf Zehenspitzen das Wohnzimmer,
öffnete die Tür zur Eingangshalle und verließ die Wohnung. Die Treppe zum ersten Stock stieg er auf Zehenspitzen hinauf (er ging auf der Geländerseite, weil er in einem der Krimis mit den Hardy Boys gelesen hatte, dass die Stufen dann nicht so knarrten), die Treppe zum zweiten Stock rannte er hinauf.
    Teds Tür stand offen; das Zimmer dahinter war so gut wie leer. Die paar persönlichen Sachen, die er aufgehängt oder irgendwo hingestellt hatte - das Bild eines Mannes, der im Sonnenuntergang angelte, ein Bild von Maria Magdalena, die Jesus die Füße wusch, ein Kalender -, waren fort. Der Aschenbecher auf dem Tisch war leer, aber daneben stand eine von Teds Henkeltüten. Sie enthielt vier Taschenbücher: Farm der Tiere, Die Nacht des Jägers, Die Schatzinsel und Von Mäusen und Menschen . Auf

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