Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Tür zum Zimmer seiner Mutter noch zu war, und wählte dann, ohne auf den Anschlag zu schauen. Die Nummer war in seinen Kopf eingebrannt: HOusitonic 5-8337.
    Als er zu Ende gewählt hatte, blieb alles still. Das war nicht weiter erstaunlich, weil es keine HOusitonic-Vermittlung in Harwich gab. Und wenn ihm am ganzen Körper kalt war (außer an den Eiern und den Fußsohlen, die waren sonderbar heiß), so lag das nur daran, dass er Angst um Ted hatte. Das war alles. Nur …
    Als Bobby gerade auflegen wollte, ertönte ein Klicken wie von Steinen. Und dann sagte eine Stimme: »Ja?«
    Es ist Biderman!, dachte Bobby wild. Heiliger Strohsack, es ist Biderman!
    »Ja?«, sagte die Stimme erneut. Nein, nicht die von Biderman. Zu tief für Biderman. Aber es war die Stimme eines Wichsers, daran bestand kein Zweifel, und während seine Hauttemperatur weiterhin dem absoluten Nullpunkt entgegenstürzte, wusste Bobby, dass der Mann am anderen Ende der Leitung einen irgendwie gearteten gelben Mantel in seinem Kleiderschrank hängen hatte.
    Plötzlich wurden seine Augen heiß, und ihre Rückseiten begannen zu jucken. Ist da die Familie Sagamore?, hatte er fragen wollen, und wenn die Antwort der Person am anderen Ende Ja gewesen wäre, hätte er sie gebeten, Ted in Ruhe zu lassen. Er hätte ihnen erklärt, er, Bobby Garfield, werde etwas für sie tun, wenn sie Ted nur in Ruhe ließen - er werde alles tun, was sie verlangten. Aber jetzt, wo er die Gelegenheit dazu hatte, brachte er kein Wort heraus. Bis zu diesem Augenblick hatte er noch nicht richtig an die niederen Männer geglaubt. Nun jedoch war etwas am anderen
Ende der Leitung, das nichts mit dem gemein hatte, was Bobby Garfield unter »Leben« verstand.
    »Bobby?«, sagte die Stimme, und es war eine Art anzüglicher Freude in ihr, ein sinnliches Erkennen. »Bobby«, wiederholte sie, diesmal ohne das Fragezeichen. Dunkle Flocken begannen durch Bobbys Gesichtsfeld zu treiben; das Wohnzimmer füllte sich plötzlich mit schwarzem Schnee.
    »Bitte …«, wisperte Bobby. Er zwang sich unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft, den Satz zu beenden. »Bitte lasst ihn in Ruhe.«
    »Geht nicht«, erklärte ihm die Stimme aus dem Nichts. »Er gehört dem König. Halt dich da raus, Bobby. Misch dich nicht ein. Ted ist unser Hund. Wenn du nicht auch unser Hund sein willst, halt dich raus.«
    Klick.
    Bobby behielt den Hörer noch einen Augenblick am Ohr. Er hätte gezittert, aber ihm war zu kalt. Das Jucken hinter seinen Augen ließ jedoch allmählich nach, und die Fäden, die sich durch sein Gesichtsfeld zogen, begannen mit dem allgemeinen Halbdunkel zu verschmelzen. Schließlich nahm er den Hörer vom Kopf, aber als er schon auflegen wollte, hielt er inne. Auf der perforierten Ohrmuschel des Hörers waren Dutzende kleiner roter Kreise. Es war, als hätte die Stimme des Dings am anderen Ende das Telefon zum Bluten gebracht.
    Bobby keuchte - leise, schnelle, wimmernde Laute -, legte den Hörer wieder auf die Gabel und ging in sein Zimmer. Halt dich da raus, hatte der Mann unter der Nummer der Familie Sagamore ihn gewarnt. Ted ist unser Hund. Aber Ted war kein Hund. Er war ein Mensch, und er war Bobbys Freund.

    Sie hätte ihnen erzählen können, wo er heute Abend ist, dachte Bobby. Ich glaube, Carol hat es gewusst. Falls ja, und falls sie es Mama erzählt hat …
    Bobby griff sich das Fahrradglas. Er nahm das ganze Geld heraus und verließ die Wohnung. Er überlegte, ob er seiner Mutter eine Nachricht hinterlassen sollte, aber er tat es nicht. Womöglich würde sie sonst wieder HOusitonic 5-8337 anrufen und dem Wichser mit der tiefen Stimme erzählen, was ihr Bobby-O vorhatte. Das war der eine Grund, warum er keine Nachricht hinterließ. Der andere war, dass er mit Ted fortgehen würde, wenn es ihm gelang, ihn rechtzeitig zu warnen. Jetzt würde Ted ihn mitkommen lassen müssen . Und wenn die niederen Männer ihn töteten oder entführten? Nun, das wäre fast dasselbe, wie von zu Hause weglaufen, oder nicht?
    Bobby schaute sich ein letztes Mal in der Wohnung um, und als er seine Mutter schnarchen hörte, spürte er unwillkürlich, wie etwas an seinem Herzen und seiner Seele zupfte. Ted hatte recht: Er liebte sie immer noch, trotz allem. Wenn es ein ka gab, dann gehörte es zu seinem, sie zu lieben.
    Trotzdem hoffte er, dass er sie nie wiedersehen würde.
    »Adieu, Mama«, flüsterte Bobby. Eine Minute später lief er in der zunehmenden Dunkelheit den Broad Street Hill hinunter, eine Hand um

Weitere Kostenlose Bücher